Muttersprache 4/2008

Sahel, Said/Jonischkait, Julia
Syntaktische Funktionen im Vorfeld. Eine empirische Studie

Im vorliegenden Aufsatz geht es um eine korpusgestützte Studie zur Vorfeldbesetzung in deutschen V2-Sätzen. Es wird untersucht, in welcher Häufigkeit Subjekte, Objekte und Adverbiale diese Position besetzen. Dadurch soll zum einen herausgefunden werden, inwiefern das Subjekt – wie vielfach angenommen wird – die typische Vorfeldeinheit ist, und zum anderen, welche syntaktische Funktion den stärkeren Vorfeld-Konkurrenten zum Subjekt darstellt: das Objekt oder das Adverbial. Die Datenanalyse hat ergeben, dass das Subjekt die häufigste Vorfeldeinheit ist, dicht gefolgt vom Adverbial. Objekte sind hingegen als Vorfeldeinheit deutlich unterrepräsentiert. Es wird argumentiert, dass informationsstrukturelle Faktoren für die ungleiche Verteilung von syntaktischen Funktionen im Vorfeld verantwortlich sind.

The present paper deals with a corpus-based study on the grammatical functions occurring in the Vorfeld (i. e. sentence-initial position) of verb-second clauses in German. It examines the frequency of subjects, objects, and adverbials in this sentence position. The purpose of the study is to establish whether the subject is the unmarked unit in the Vorfeld – as it is often assumed – and which other grammatical function competes more strongly with the subject for this position: the object or the adverbial. The data analysis reveals that the subject is indeed the most frequent Vorfeld constituent, closely followed by adverbials. Objects, on the other hand, are clearly underrepresented in the Vorfeld. It is argued that the unequal distribution of grammatical functions in this sentence-initial position is due to information-structural factors.

Schröter, Melani
Vollmundige Rhetorik oder redundantes Ritual? Die Textsorte Tischreden bei Staatsbesuchen als Äußerungsform symbolischer Außenpolitik

Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit einer bisher wenig beachteten Textsorte: Tischreden bei Staatsbesuchen. Auf der Grundlage eines kleinen Korpus von 22 Tischreden deutscher Bundespräsidenten und Bundeskanzler werden Textmuster und konstitutive Elemente von Tischreden herausgearbeitet. Tischreden dienen vorrangig dazu, die Beziehungen zweier Länder darzustellen und sind inhaltlich für die Beteiligten weitgehend redundant. Trotzdem geht es eher um Interessen als um Beziehung, und trotz ihrer Redundanz erfüllen Tischreden eine Funktion. Dieses Spannungsverhältnis erhellt sich, wenn man Staatsbesuche, und mit ihnen Tischreden, als symbolische Außenpolitik beschreibt.

This paper deals with a widely neglected text type: after dinner speeches on the occasion of state visits. Based on a small corpus of 22 after dinner speeches held by German federal presidents and chancellors, the article describes the text pattern and constitutive elements of after dinner speeches. With this text type, the relations between two countries are presented. On the level of content, these speeches are mostly redundant for all involved. However, state visits and foreign policy is more about political aims than about relations, and despite their redundancy, after dinner speeches do have a function. This area of tension between redundancy and functionality can be explored by describing state visits and after dinner speeches as forms of symbolic politics.

Vural-Kara, Sergül
Wiedergabemöglichkeiten komplexer Sätze des Deutschen im Türkischen

In diesem Artikel wird die Wiedergabe von komplexen Satzstrukturen des Deutschen im Türkischen analysiert. Der Untersuchungsschwerpunkt wird auf der als Satzperiode bezeichneten Kategorie zusammengesetzter Sätze liegen. Im Rahmen dieser Diskussion werden auch typologische Unterschiede des Deutschen und des Türkischen dargelegt. Die Problematik der Akzeptabilität von sprachlichen Äußerungen soll auf einzelsprachspezifische Sprachverwendungspräferenzen hinweisen, die bei der Übersetzung von ausgangssprachlichen Satzkonstruktionen in die Zielprache zum Tragen kommen. Im Laufe der Ausführungen wird zu sehen sein, dass die deutschen Satzstrukturen bei der Vermittlung ins Türkische nicht eins zu eins übertragen werden.

This article analyses the transfer of complex sentence structures from the German language to the Turkish. The focus of this study is on a special category of compound sentences named Satzperiode (›sentence pattern‹). Given this framework of discussion, the typological differences of German and Turkish will also be presented. The problematic of the acceptability of verbal expressions should focus on language usage preferences, which occur when translating from source to target language. In this article it will be shown that sentence structures cannot be transferred exactly when the language pair German-Turkish is taken into consideration

Kostrzewa, Frank
Formeln in der Lernersprache

Gegenstand des vorliegenden Artikels ist die Bedeutung von Formeln und Routinen für den Erstund Zweitsprachenerwerb. Es wird aufgezeigt, dass die Verwendung komplexer und zunächst unanalysierter Einheiten Lernern ein höheres Maß an Sprachsicherheit und, in der aktualisierten Sprache, einen schnelleren Zugang zu sprachlichen Strukturen verleiht. Es wird dafür plädiert, den Spracherwerbsprozess nicht ausschließlich als einen Prozess der zunehmenden Komplexität zu verstehen, sondern als einen Vorgang, bei dem komplexe Strukturen, als Ausgangspunkt des Erwerbsprozesses, nach und nach aufgebrochen und analysierbar werden. Prozesse der Konstruktion sprachlicher Einheiten und solche der Dekonstruktion scheinen nebeneinander zu stehen und sich zu ergänzen.

The following article focusses on the importance of prefabricated patterns and routines for the language acquisition process. Complex structures which initially cannot be analyzed by learners lead to a higher degree of security and faster access to language structures. The language acquisition process can thus not only be understood as a process of increasing complexity but it is rather also a process in which complex structures as the starting point of the acquisition process are gradually broken up and analysed. Processes of construction and deconstruction seem to coexist, each of them playing a major role in the acquisition process.

Dorn, Benjamin
Von wilden und von edlen Zungen. Über die Reflexion der deutschen Volkssprache im Mittelalter

Der Aufsatz versucht zu zeigen, wie das Deutsche im Mittelalter beurteilt wurde. Dafür wird zunächst der mittelalterliche Sprachbegriff erläutert. Dieser wird aus antikem, germanischem und christlichem Gedankengut synthetisiert. Darauf aufbauend werden die Diskussionen über das Deutsche dargestellt. Dabei geht es um die Frage, wie Deutsch in Hinblick auf Rechtschreibung, Syntax, Aussprache, Gebrauch, kulturelles Prestige etc. beurteilt wurde. Die Bewertungsspanne reicht von »bäurisch und ärmlich« bis zu »elegant, gehoben und Deutsch ist die Sprach schlechthin«. Der betrachtete Zeitrahmen erstreckt sich vom 9. Jahrhundert (Otfried von Weißenburg) bis ins 16. (Martin Luther). Dabei kommen vor allem Geistliche, Gelehrte und Schriftsteller zu Wort. Diese lebendigen Diskussionen um die Qualität der eigenen Muttersprache werden über die Jahrhunderte weitergeführt und sind auch heute noch spürbar.

This paper describes discourses about the German language during the medieval period. First, the medieval concept of language will be explained as a synthesis of antique, Germanic and Christian thought. Following these introductory comments on the nature of language as defined during the middle ages, various discussions about the German language will be presented. These discourses revolve around the question of how German is evaluated with regard to its orthography, grammar, pronunciation, usage, and cultural prestige. The spectrum of evaluations ranges from considering German as »boorish and shabby« on the one hand to praising German as an »elegant, refined and the most superior language« on the other hand. The period under discussion stretches from the early 9th century (Otfried von Weißenburg) to the 16th century (Martin Luther). The key players in these debates were clergymen, scholars, and writers. These lively discussions continue throughout the subsequent centuries, and they still reverberate today.

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