Ausgabe: Der Sprachdienst 3-4/2021

(Nicht nur) die Sprechpause wird divers

Alles wird gut. Nehmen wir exemplarisch die Sendung »extra 3«, die als Satire-Format besonderen Wert auf Gerechtigkeit legt und deshalb das Gendersternchen spricht, in der Sendung vom 28.04.2021 in Minute 03:25 brav
mit Hiat (Pause; Bürger’innen), was jedoch schon in Minute 03:44 und in 21:26 sowieso aufgegeben wird. Hier sind es nur noch »Ärztinnen [und Krankenhauspersonal]« oder »Hundehalterinnen«, die das eine oder andere tun. Allerdings sind es dann in Minute 03:53 wieder »Ärzte und Krankenhauspersonal«, es soll auch nicht um »Lehrer, es soll um die Schülerinnen und Schüler gehen« (11:42 f.), dann wieder »der Hund« (22:07). Danach kommt »Frau Bürgermeister« (04:30), ausgerechnet von einem (gespielten) Wissenschaftler – ja, die Diversität lässt sich ja auch persiflieren. Oder ist das sprachliche Diversität? So gesehen fehlte dann aber doch das Binnen-I – wie immer es zu artikulieren sei – sowie die x-Endung, die nicht nur die englische Sprachgemeinschaft für die Anrede mittels Mx für Menschen bereithält, die sich nicht in Schubladen einsortieren lassen. 07:33 dann übrigens »Berlinerinnen und Berliner«, d. h., diverse Personen sind nach der Sternchen-/Gap-X-Huldigung nicht mehr mitgemeint (oder sollen es dann wieder sein). Das benannte »Corona-Chaos« kartografi ert die »extra 3«-Crew also mit einem Gendering-Chaos.

War sonst noch was? Ach, ja … sagen tut nur das »Frauchen« (22:03) etwas – aber das mag ja sogar stimmen – und neben »man« tritt auch »frau« (25:31) und dann doch wieder »Sie als Politiker « (28:24) heute nicht mehr zurück. Ach so.

Torsten Siever