Satzarten
In einer Zeitschrift wie Der Sprachdienst kann eine solche Überschrift dazu führen, dass falsche Erwartungen an einen Text geweckt werden. Denn in diesem Beitrag geht es mitnichten um Haupt- oder Nebensätze, Frage-, Aussage- oder Aufforderungssätze, sondern um die Ausrichtung von Text in einem Layout. So kann ein Satz nicht nur die inhaltliche Anordnung von Wörtern in Form einer Aussage oder Frage sein, sondern eben auch die gestalterische, optische Anordnung von Wörtern.
Mit Sicherheit sagen Ihnen die Ausdrücke linksbündig, rechtsbündig, zentriert und Blocksatz etwas und Sie wissen, was man sich darunter vorzustellen hat: die Ausrichtung eines Textes an einer Achse, die sich eben links, rechts, mittig oder sowohl links als auch rechts befindet. Dies sind die sogenannten Satzarten; sie alle haben ihre Vor- und Nachteile, um die es im Folgenden geht.
Die üblichste Art des Satz es ist der linksbündige Flattersatz, so die fachlich korrekte Bezeichnung. Der Text wird an einer linken Achse ausgerichtet, die rechte Seite »flattert«, das heißt, die Zeilen sind unterschiedlich lang und jede Zeile endet auf einer anderen Höhe. Dies verleiht dem Text etwas Natürliches, denn auch bei handgeschriebenen Texten sind die Zeilen unterschiedlich lang. Die Wortabstände sind gleich groß, wodurch der Text eine ruhige Struktur erhält. Gleichzeitig sollte man jedoch darauf achten, dass erstens durch sinnvolle Trennungen die Flatterzone nicht zu groß wird, also die Zeilenlängen nicht übermäßig variieren, und dass zweitens am rechten Textrand keine »Muster« durch ähnliche Zeilenlängen hervorgerufen werden. Je schmaler ein Textblock ist, desto eher sollte man linksbündigen Flattersatz verwenden.
Beim rechtsbündigen Flattersatz bildet die rechte Seite die Achse, an der der Text ausgerichtet wird: Jede Zeile beginnt somit auf unterschiedlicher Höhe. Dies kann eine ansprechende Gestaltung sein, doch man sollte sich zweierlei bewusst sein: Durch die Ausrichtung auf der rechten Seite wird der Text schwer lesbar, denn das Auge muss in jeder Zeile einen anderen Anfangspunkt suchen; zudem werden links herausragende Wörter und Wortteile hervorgehoben, die unter Umständen keine größere Bedeutung haben. So ist ein rechtsbündig gesetzter Text am besten für kurze Texte geeignet, etwa Randspalten oder Bildunterschriften.
Ein zentrierter Text – fachsprachlich: mittelachsial – richtet sich an einer mittig gesetzten Achse aus. Dies eignet sich besonders gut für inhaltlich ansprechende Texte, etwa Lyrik, denn auch die Gestaltung ist kunstvoller als die der anderen Satz arten. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass einerseits der Zeilenumbruch nach inhaltlichen und syntaktischen Kriterien möglichst sinnvoll erfolgt, andererseits sollte der Text in seiner Gesamtform ausgewogen erscheinen. Auch mittelachsial gesetzter Text ist nicht leicht lesbar: Wie beim rechtsbündigen Flattersatz muss das Auge jedes Mal an anderer Stelle den Zeilenanfang suchen. Ästhetisch schwierig wird es, wenn ein mittelachsial gesetzter Text mit anderen Satz arten kombiniert werden soll; hier wäre wohl nur Blocksatz vertretbar.
Blocksatz schließlich ist jene Satzart, bei der der Text sowohl an einer linken als auch an einer rechten Achse ausgerichtet wird. Somit sind alle Zeilen gleich lang. Damit dies erreicht werden kann, variiert der Wortzwischenraum zwangsläufig von Zeile zu Zeile. Je kürzer die Zeilen – je weniger Wörter eine Zeile also enthält – desto größer werden diese Abstände mitunter, sodass sie regelrecht als Löcher erscheinen können. Dies kann den Text sehr unruhig machen. Je breiter also der Textblock ist, desto eher bietet sich Blocksatz an. Eine Satzbreite von 130 mm gilt als optimal; bei allem, was darüberliegt, wird das Auge schnell müde, sodass in solchen Fällen ein Text in mehrere Spalten aufgeteilt werden sollte. Und um den Kreis zu schließen: Je schmaler die Spalte, desto eher sollte wiederum auf linksbündigen Flattersatz zurückgegriffen werden. Blocksatz ist im Übrigen nur im Printbereich sinnvoll, nicht aber bei Online-Texten.
Frauke Rüdebusch