11. September 2023
SPRACHE+RESPEKT – Folge 3: Ich, Du, Er-Sie-Es
Ich, Du, Er-Sie-Es
Die Folge #3: Ich, Du, Er-Sie-Es thematisiert (wie auch #2: Sprache) Respekt in der Kommunikation. Hier liegt der Schwerpunkt jedoch auf Settings, bei denen die jeweiligen Gesprächspartner die (z. B. interessenspezifischen oder kulturellen) Hintergründe des oder der jeweils anderen nur unzureichend kennen und damit der (insbesondere auch unbewussten) Gefahr respektlosen Verhaltens ausgesetzt sind. Ferner rückt sprachliches Verhalten in den Fokus, das wesentlich im öffentlichen Sprachgebrauch (z. B. Politik, Medien, Zivilgesellschaft) von Interesse ist. Dennoch lassen sich diese auch auf private Kommunikation übertragen. So finden sich auch hier Überschneidungen in den Darstellungen, welche auch im jeweils anderen Bereich eine Bedeutung besitzen und sich nicht vermeiden lassen.
Wir und die anderen: Gemeinsamkeiten/Unterschiede
Schon wenn beide Kommunikationspartner aus demselben Kulturkreis stammen, dieselbe Sprache sprechen, über gemeinsame Wissensbestände, geteilte Werte und Gepflogenheiten, Verhaltensweisen u. v. a. m. verfügen, kann respektvolle Sprache schwierig sein. Ungleich schwieriger wird es dann, wenn die Hintergründe, Interessen, Sichtweisen (z. B. kulturell, politisch, ideologisch) voneinander abweichen.
Als grundlegender Befund kann gelten, dass Menschen dem Bekannten und Vertrauten eine größere Offenheit, Sympathie und Entgegenkommen (und damit Respekt) entgegenbringen, gerade weil sie sich z. B. einem sozialen Interessensverbund, einem Kulturkreis, einer Sprache usw. zugehörig fühlen. In solchen Fällen wird aus einem ich und du schnell ein wir. Anders verhält es sich bei Menschen, die einem selbst fremd sind, vom Bekannten abweichen. Die jeweils anderen fordern zwangsläufig dazu heraus, sich mit unbekannten Sicht- und Verhaltensweisen, Regeln und Normen auseinanderzusetzen. Die hier zunächst wahrgenommene Abwesenheit von Gemeinsamkeit lässt das ich (zunächst) im ich verharren. Unter der Voraussetzung der Bereitschaft, sich mit den Andersartigkeiten des du auseinanderzusetzen, kann es zur Identifikation von Gemeinsamkeiten und Berührungspunkten kommen, die in der Integration des du in ein wir mündet. Der Politiker Wolfgang Schäuble formulierte es 2020 so: »Damit in der Vielfalt ein Gefühl des Miteinanders entsteht, braucht es Respekt, Vertrauen, Empathie.«[1]
Im Wertekonsens westlicher Gesellschaften gilt die Einsicht, dass (z. B. politische, kulturelle, sprachliche) Unterschiede in einer Gemeinschaft als positive Diversität verstanden werden. Dass aber auch Herausforderungen und Fragen damit verbunden sind, diese Vielfalt in ein geordnetes und friedliches Zusammenleben der Zivilgesellschaft zu überführen, ist unbestritten.
Verbindendes: In der Vergangenheit war zu beobachten, dass etwa in der Politik der Ansatz zu mehr Gemeinsamkeit deutlich ausgeprägt war. So verfolgte Willy Brandt durch seine Ostpolitik (Verständigungspolitik; auch: Wandel durch Annäherung) unter den Bedingungen des damaligen Ost-West-Konflikts das Ziel von Entspannung und konstruktivem Umgang zwischen Deutschland, der Sowjetunion und den Staaten des Warschauer Pakts. Dafür erhielt er 1971 den Friedensnobelpreis mit der Begründung, dass er »im Namen des deutschen Volkes die Hand zu einer Versöhnungspolitik zwischen alten Feindländern ausgestreckt« habe.
Innenpolitisch entwickelte sich der Bereich der Einwanderung positiv. In großem Umfang fand die sog. Arbeitsmigration in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ab den 1960er-Jahren statt. Die Bundesregierung bot aus ökonomischen Interessen Italienern, Spaniern, Griechen und Türken die Möglichkeit, eine Arbeit in Deutschland aufzunehmen, da in der Zeit des Wirtschaftswunders ein eklatanter Arbeitskräftemangel herrschte. Die eingewanderten Arbeitskräfte haben sich im Laufe der Zeit integriert und gehören mit ihrer Kultur zum gewollten und erwünschten Leben des Landes.
Trennendes: Die aktuelle Situation des Russland-Ukraine-Krieges hat die Fortführung der von Brandt angelegten Politik beendet und zu kritischen Diskussionen darüber geführt, insbesondere bzgl. der durch wirtschaftliche Verflechtung entstehenden Abhängigkeiten. Politische Diskussionen werden dabei mitunter ideologisch geführt. Unabhängig davon zeigt aber auch z. B. die politische Kultur in den Vereinigten Staaten, dass für sie gegenwärtig Oppositionspolitik nicht von konstruktiven Diskursen bestimmt wird, sondern vielmehr von einer ausschließlichen und systemisch verstandenen Blockadehaltung zwischen den Parteien.
In der deutschen Innenpolitik ist das Thema Einwanderung seit der Flüchtlingskrise 2015/2016 erneut auf der politischen Aufgabenliste. Diese wird mittlerweile ausgesprochen kontrovers diskutiert, zumal es sich nicht um eine Arbeitsmigration handelt, sondern um eine Flüchtlingswelle, deren Gründe in sozialer/ökonomischer Ungleichheit, regionalen Konflikten, Perspektivlosigkeit von Lebensentwürfen in den Herkunftsländern u. v. a. m. zu suchen sind.
Sowohl in der Innen- als auch Außenpolitik zeigt sich, dass die gestiegene globale Verflechtung zu einer wachsenden Komplexität im Hinblick auf Problemlösungen geführt hat. Dass diese gegenwärtig als notorisch schwierig lösbar gilt, spiegelt die gesellschaftlich, politisch und medial sehr kritisch diskutierte Aussage der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel wieder, die 2015 bzgl. der Flüchtlingskrise sagte: »Wir schaffen das!«
»Meine Sprache« – »Deine Sprache«
Sprache ist ein maßgeblicher Faktor für die eigene Identifikation, die sich in einem Wir-Gefühl auf ganz unterschiedlichen Ebenen (z. B. die Familie, der Sportverein, die Region) ausdrückt. Der Begriff Sprache bezieht sich dabei nicht nur auf eine Einzelsprache wie Deutsch. Darin enthalten sind auch vielfältige sprachliche Einflüsse wie z. B. die regionale Herkunft (z. B. Dialekte), die soziale Verortung (Milieu) oder Interessen (z. B. Klima, soziale Gerechtigkeit) u. v. a. m. »Meine Sprache« ist damit – ausgehend von der erlernten Muttersprache – geprägt von unterschiedlichsten Faktoren wie Wünschen, Interessen, Forderungen, die schließlich den Habitus des Einzelnen und/oder einer Gruppe ausmachen. Je mehr Gemeinsamkeiten Menschen miteinander haben, desto größer ist die Verbundenheit untereinander und der im Miteinander entgegengebrachte Respekt.
Demzufolge muss in der Opposition von meiner Sprache und deiner Sprache eine Annäherung stattfinden, damit ein gegenseitiges Verstehen entstehen kann. Wer einander versteht, entwickelt weitaus eher die Bereitschaft, einander Respekt entgegenzubringen. Das Entgegenkommen, Wörter und sprachliche Ausdrücke zu vermeiden, die andere Menschen oder Gruppen beleidigt, ist dabei in der Gesellschaft sehr wohl vorhanden (vgl. Abb. 3-2).
Auf der zwischenmenschlichen Ebene ist zu beobachten, dass sich bspw. Touristinnen und Touristen beim Besuch fremder Länder etwa der Begrüßungs- und Verabschiedungsworte der jeweiligen Kultur bedienen und auch Begriffe wie Bitte! und Danke! in der jeweiligen Landessprache als Ausdruck ihres Respekts erlernen und verwenden.
Wenn es um die Auseinandersetzung in der Sache geht, sind bezüglich des Sprechens mit- und übereinander mittlerweile verschiedene Herangehensweisen resp. sprachliche Strategien zu beobachten, welche die heutigen Diskurse maßgeblich (mit-)prägen. Dazu einige Beispiele:
Argument und Meinung: Durch die um 1700 einsetzende Aufklärung wurde rationales Denken und Vernunft zur Grundlage des Fortschrittsverständnisses. Kernelement dabei sind faktenbasierte Aussagen, die zu begründeten Schlussfolgerungen führen. Dieses Verständnis für Problemlösungen und Entscheidungsfindungen galt bis in unsere Zeit hinein als nicht hinterfragbar. Gegenwärtig jedoch verblasst diese Einsicht durch verschiedene Einflussfaktoren (etwa Digitalisierung oder Soziale Medien). Als Begründung für verschiedene Verhaltensweisen dienen nicht mehr zwangsläufig objektiv fundierte Sachverhalte als Grundlage von Entscheidungen. Vielfach wird die eigene, individuelle (subjektive) Meinung gleichberechtigt an ihre Stelle gesetzt. Dies kann dann hochproblematisch werden, wenn es bspw. um einen unbewiesenen Vorwurf der Vergewaltigung geht, in der die Meinung vertreten wird, dass man – die Unschuldsvermutung missachtend – lieber den (unbewiesenen) Behauptungen einer mutmaßlichen Lügnerin Glauben schenkt als den Aussagen des (ebenso mutmaßlichen!) Täters.[2] Eine Meinung zu haben und zu vertreten ist gut und richtig. Da ihr jedoch eine sachbezogene Begründung fehlt, ersetzt sie nicht die argumentbasierte Auseinandersetzung bei der Lösung von Problemen.
Fakten und Fiktion: Es gibt verschiedene gesellschaftliche Gruppen, die objektive Tatsachen ablehnen oder auch wissenschaftlich belegbare Sachverhalte leugnen. Zur ersten Gruppe gehört bspw. die Reichsbürgerbewegung, die die Existenz der Bundesrepublik Deutschland als souveräner Staat und die damit verbundene Rechtsordnung nicht anerkennt. Zur letzten Gruppe zählt die Flat Earth Society (Flache Erde Gesellschaft), welche die Ansicht vertritt, die Erde sei eine flache Scheibe – entgegen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Eine besondere Form der Fiktionalität sind alternative Fakten (Fake News). Hierunter werden in manipulativer Absicht veröffentlichte Falschmeldungen verstanden. Die Strategie des Sprechers/Senders ist es, den Austausch von Argumenten durch unbelegte Behauptungen zu ersetzen. Damit wird das Ziel verfolgt, den Hörer/Empfänger in gezielter Weise zu täuschen und zu manipulieren.
Sich von Fakten abzuwenden bedeutet, sich von der Wirklichkeit abzuwenden. Damit werden bisherige Erkenntnisse, Errungenschaften und Fortschritte ignoriert. Und sie behandelt alle Denker, Erfinder und Vorkämpfer für eine Idee oder Sache mit großer Respektlosigkeit.
Rationalität und Emotionalität: Sprachlicher Respekt drückt sich einerseits in seiner rationalen Form (Austausch von Argumenten) aus. Andererseits kann natürlich auch eine emotionale Beteiligung einer Sachfrage behilflich sein. So etwa, wenn ein leidenschaftlich vorgetragenes Argument die Bedeutung eines Lösungsangebots nochmals betont und unterstreicht. Ein flammendes Plädoyer für eine bestimmte Sache zeigt die besondere Bedeutung für ihre Sprecherin/ihren Sprecher; damit auch einen wahrgenommenen und vertretenen Respekt für die verfochtenen Inhalte.
Insbesondere durch die Internetkommunikation hat sich jedoch eine Form von Emotionalität entwickelt, die gegenüber der auch im Alltag beobachtbaren Beleidigung eine besondere Qualität aufweist. Gemeint ist der Hasskommentar bzw. die Hassrede. Hier wird eine Person, Gruppe (insbes. Minderheiten), Institution u. a. m. begründungslos herabgesetzt und verunglimpft. Als prototypisches Merkmal kann der Hassrede ein emotional-appellativer Sprachgebrauch bescheinigt werden, welcher nur und ausschließlich auf eine böswillige Nachrede abzielt. Diese Form des Sprachgebrauchs ist daher nicht nur als respektlos zu bezeichnen. Vielmehr ist er als Form sprachlicher Gewalt einzuordnen, die Kränkungen und Verletzungen hervorrufen kann. Hassrede kann sowohl strafrechtlich (z. B. § 186 StGB, üble Nachrede) als auch zivilrechtlich (z. B. § 1004 BGB, Unterlassungsanspruch) geahndet werden.
Es ist wichtig– auch im Hinblick auf respektvolle Sprache – emotionale Beteiligung einzubringen. Bei der Beurteilung von Sachverhalten und für Problemlösungen ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, das rationale Argument in den Vordergrund zu stellen.
Kompromiss vs. Ablehnung: Es zählt zu den großen Errungenschaften, dass in der Demokratie, im Sportverein oder in der Familie unterschiedliche Interessen miteinander besprochen und austariert werden. Dies ist ein fundamentaler Ausdruck von Respekt. Darin enthalten ist auch ein Aspekt, der häufig in den Hintergrund gerät: Der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert erinnerte daran, dass demokratische Entscheidungen nicht daran zu erkennen sind, »dass am Ende die Mehrheit sich durchsetzt, sondern dass auf dem Weg zur Entscheidung Minderheiten ihre Rechte bekommen«[3]. Jede und jeder kann und soll ihr und sein Interesse zu Gehör bringen können.
In zahlreichen Debatten der Gegenwart ist allerdings zu beobachten, dass sich Lösungsvorschläge für vorhandene Probleme nicht mehr aus einer konstruktiven Debatte herauskristallisieren. Vielmehr wird von den Interessensvertretern oftmals eine Lösung propagiert, die als alternativlos dargestellt wird.
Die Begriffe Argument, Faktizität, Rationalität und Kompromiss repräsentieren dabei Merkmale, die im Umgang mit Menschen geeignet sind, unterschiedlichsten Sachverhalten, Interessen und Problemen zu Lösungen zu verhelfen. Diese respektieren also unterschiedliche Haltungen und binden sie zu einem mehrheitsfähigen Übereinkommen zusammen. Sprachliche Strategien, die sich dagegen auf Meinungen oder Fakten berufen, die keine sind, oder im demokratischen Diskurs ausschließlich auf (fundamentale) Ablehnung setzen, erweisen sich in mehrfacher Hinsicht auch als respektlos. Sie ignorieren vorhandenes Wissen, mitunter auch schon vorhandene Kompromisse. Gleichzeitig verweigern sie grundsätzlich einen Austausch von Argumenten. Ebenso verschließen sich die Befürworter einer rigorosen Ablehnungshaltung dem Gespräch/Diskurs und damit einem fundamentalen demokratischen (eben auch respektsorientierten) Wert.
Gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen
Jeder Zeitabschnitt in einer Gesellschaft ist geprägt von Fragen, Herausforderungen und Bedürfnissen, die ihre Entwicklung prägen. Wenn die durch sie betroffene Masse der Bevölkerung groß genug ist, entwickeln sich daraus Zeitgeistphänomene. Aktuell prominent sind beispielsweise die Diskurse rund um das Klima, den Ukraine-Krieg, Geschlecht und Identität u. a. m. An einigen wenigen Beispielen sollen Aspekte des Respekts innerhalb der einzelnen Diskurse stichpunktartig beleuchtet werden.
Geschlecht und Identität
Die gegenwärtige Gesellschaft ist geprägt von einem ausgebauten Diskurs unterschiedlicher Stränge rund um Geschlecht und Identität. Prominent dabei ist die sprachbezogene Gender-Debatte. Das Respekts-Momentum kommt in Begriffen wie geschlechterbewusste bzw. -sensible Sprache zum Ausdruck. Durch unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten in der Sprache soll die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten sichtbar gemacht werden, insbesondere weil Menschen, die sich z. B. nicht als heterosexuell einordnen, sich nicht in der deutschen Gegenwartssprache repräsentiert sehen.
Die Diskussion um das Gendern ist noch ergebnisoffen. Die gesellschaftliche Akzeptanz zu diesem Thema wird unterschiedlich bewertet. Positiv wird gesehen, dass Minderheiten eine sprachliche Sichtbarkeiten erhalten. Negativ wird beurteilt, dass die Möglichkeiten des Genderns (Stern, Unterstrich, Binnen-I usw.) keinen Prozess des natürlichen Sprachwandels darstellen, sondern vielmehr Forderungen von Interessensgruppen repräsentieren.
Klimadebatten
Die Klimadebatte der Gegenwart hat eine mittlerweile rund 30-jährige Tradition, wenn man den Umweltgipfel in Rio de Janeiro als Ausgangspunkt ansetzt. Wesentliche (weil rechtsverbindliche Ziele festlegende) Schritte in die Zukunft brachten das Kyoto-Protokoll von 1997 sowie das Pariser Übereinkommen von 2015. Die Demonstrationen und Proteste in den Bevölkerungen der Welt erhielten insbesondere durch das Aufkommen der Fridays-For-Future-Bewegung (FFF) durch die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg internationale Aufmerksamkeit. Die Ausgangsposition von Thunberg ist dabei ausdrücklich wissenschaftsbasiert, indem sie die internationale Anerkennung und Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels der Vereinten Nationen fordert. Die Klimabewegung hat mittlerweile Ableger wie die Letzte Generation erhalten. Ihre Vertreterinnen und Vertreter werden geringschätzig auch als »Klimakleber« (oder auch mit dem 2022 als Unwort ausgezeichneten Begriff »Klimaterroristen«) bezeichnet werden. Sie erwirken eine Debatte darüber, welche Maßnahmen gerechtfertigt sind, um auf ihre Interessen aufmerksam zu machen. Dass Blockieren von Straßen durch das Festkleben von Demonstranten (vgl. Abb. 3-6) sowie die Beschädigung von Eigentum wird dabei in der deutschen Bevölkerung weit überwiegend abgelehnt. Gegnerinnen und Gegner der Letzten Generation weisen in Stellungnahmen darauf hin, dass durch diese Form des Protests keine Mehrheiten durch einen demokratischen Prozess gewonnen werden.
Zusammenfassung
Es kann festgestellt werden: Je größer und heterogener/komplexer Gruppen oder (Teil-)Gesellschaften sind, desto herausfordernder ist es, einen respektvollen Umgang im Miteinander einzufordern oder zu erreichen. Die grundlegende Einsicht, dass Meinungspluralität Kompromisse erfordert, ist »eigentlich« trivial. Als problematisch erweist sich, dass ein vorhandener Wertekanon (z. B. demokratische Streitkultur) für respektvolle Kommunikation in vielen Diskussionen nicht mehr anerkannt wird.
Verkomplizierend kommt in den gegenwärtigen Debatten hinzu, dass bislang als Konsens verstandene Werte (Ausrichtung von Debatten an Argumenten, Fakten, Rationalität und Kompromissfähigkeit) zur Disposition gestellt werden. Dies darf jedoch kein Grund sein, sich dem Bemühen dazu zu verschließen.
- Grundlegend für eine respektvolle Begegnung mit Menschen, die andere Interessen, Hintergründe und Bedürfnisse haben, ist die Entscheidung, dass man bei allen Unterschieden, die Menschen ausmachen, nach Verbindendem sucht. Sobald Anknüpfungspunkte identifiziert sind, kommt es leichter zu einem gemeinschaftlichen Wir.
- Wichtig ist das Bemühen, die Werte, Argumente und Positionen anderer zu versuchen zu verstehen und sich darüber auszutauschen.
- Dieser Austausch wird idealerweise von Merkmalen bestimmt, die sich in Argumenten, Fakten und Kompromissen niederschlagen.
- Unterschiedliche Haltungen erfordern Akzeptanz und Toleranz.
[1] https://www.bundestag.de/parlament/praesidium/reden/2020/059-679626.
[2] So geschehen in der Sendung maybrit illner in der ZDF-Mediathek vom 20.07.2023; ab Min. 59.
[3] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2017/kw36-rede-lammert-525760