Ausgabe: Der Sprachdienst 6/2001

Vorname Marti

[F] Beim hiesigen Standesamt wurde 1991 ein Knabe mit dem Vornamen Marti eingetragen. Ursprünglich hatten die Eltern den Namen mit -y schreiben wollen. Der Eintrag im »Internationalen Handbuch der Vornamen«, welches von Ihrer Gesellschaft herausgegeben und damals für die Beurkundung herangezogen wurde, besagt aber, dass Marty ein Vorname für ein Mädchen sei. Haben Sie vielleicht inzwischen neue Erkenntnisse? Es ist beabsichtigt, eine gerichtliche Berichtigung von Marti in Marty zu beantragen.

[A] Hinsichtlich der Vornamen Marti bzw. Marty gibt es heute tatsächlich neue Erkenntnisse; vor allem steht das große »Historische Deutsche Vornamenbuch« von Wilfried Seibicke zur Verfügung, das auch Belege über Eintragungen enthält. So ist dem Band 3 dieses Werkes (Berlin/New York, 2000) zu entnehmen, dass Marty an sich die englische Koseform zu Martin ist (man denke etwa an Marty Feldman), dass aber im Englischen auch die Herleitung von Martha in Frage kommt. Im Deutschen wurde schon in früheren Jahrhunderten Marty als Koseform zu Martin gebraucht. Für die Gegenwart gilt, dass Marty mehrfach sowohl Jungen als auch Mädchen beigelegt worden ist (Seibicke nennt einige Beispiele für den einen wie den anderen Fall), weshalb festgehalten werden muss, dass dieser Vorname nicht geschlechtseindeutig ist.

Gleiches gilt für Marti. Auch diese Namenform – sie kann zu Martin, Martina und Martha gestellt werden – ist in ihrem Geschlecht nicht deutlich und bedürfte ergänzend eines eindeutigen weiteren Vornamens.

Mithin ist klar, dass der Abwandlung von Marti zu Marty als Vornamen für einen Jungen u. E. grundsätzlich nichts im Wege steht.