Ausgabe: Der Sprachdienst 3-4/2019

Was bedeutet Woster bzw. wostern?

[F] Meine Großmutter hat immer so etwas Ähnliches gesagt wie Woster oder Wuster und wostern. Neulich kamen mir diese Wörter wieder in den Sinn und seitdem frage ich mich, was sie bedeuten und woher sie kommen. Finden Sie eine Spur ihrer Herkunft?

[A] Bei unserer Recherche sind wir auf die hessischen Ausdrücke Wuster und Woster für ›Schneetreiben‹ ge­stoßen. Im »Frankfurter Wörterbuch« (Band VI, Frankfurt am Main 1971) gibt es einen Eintrag zu Wuster, Wusterwet­ter. Dies ist eine Bezeichnung für Re­gen und Schneegestöber, wobei das Schneegestöber auch mit Regen ver­mischt ist. Der Ausdruck leitet sich vom althochdeutschen hwâs, wâs ab, welches ›scharf‹ bedeutet, und vom mittelhoch­deutschen wâz, wâß für ›Sturm‹.

Im »Oberhessischen Wörterbuch« (Band II, I–Z, Darmstadt 1899) ist ver­zeichnet, dass sich vom Verb wosters (wôstern) das Wosterwetter ableitet. Wos­ters bedeutet ›wüten, besonders von Winden, die mit Regen- und Schneege­stöber verbunden sind‹. Der Ausdruck wird in der Wetterau und im Vogels­berg verwendet und nur unpersönlich gebraucht: ›es wostert‹, ›das hat einmal gewostert!‹. Eine zweite Bedeutung von wostern ist mit ›unruhig umherziehen, laufen‹ vermerkt. Das Wosterwetter (wôsterwëarrer in der Wetterau) steht für ›stürmisches Wetter, wobei es schneit und regnet‹. In diesem Wörterbuch wird der Ausdruck ebenfalls vom mit­telhochdeutschen wâz, waß für ›Sturm‹ abgeleitet, »woraus zunächst einmal wâßen und dann mit verstärkendem t und r wâstern wurde«.

Auch in dem Werk »Volkssprache und Wörterbuch von Nassau« (Wies­baden 1891) findet sich ein Eintrag zu Wôst, Wôste, Duôft (Wehen), Wôster. Diese Ausdrücke haben zwei ver­schiedene Bedeutungen: zum einen ›Regenschauer, Hagelfall, Schneege­stöber, von Wind begleitet‹ und zum anderen ›(west.) fig. beim Kartenspiel – »Dat git Wost«, ›ich fürchte, das Spiel zu verlieren‹. Darunter gibt es auch ei­nen Eintrag zu wostig, wosten, wostern, wosen: mittelhochdeutsch wagewitere, wazgewittere, gewazgewiter für ›Un­wetter, Sturm‹, woswitterig ›Unwetter erregend‹. Eigentlich ›scharfes Wet­ter‹, von was, althochdeutsch hwas für ›scharf‹.