Meldung vom 11. Dezember 2008
»Finanzkrise« zum Wort des Jahres 2008 gewählt
Knipsermann, »Banker«, CC-Lizenz (BY 2.0), Quelle: www.piqs.de
- 1. Finanzkrise
- 2. verzockt
- 3. Datenklau
- 4. hessische Verhältnisse
- 5. Umweltzone
- 6. multipolare Welt
- 7. Nacktscanner
- 8. Rettungsschirm
- 9. Bildungsfrühling
- 10. Yes, we can
Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat am 10. Dezember 2008 die Wörter des Jahres 2008 gewählt. Der Jury gehörten der Hauptvorstand und die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sprachgesellschaft an. Ausgewählt wurden wie in der Vergangenheit Wörter und Ausdrücke, die die öffentliche Diskussion des Jahres besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erscheinen. Es geht nicht um Worthäufigkeiten, sondern um eine sprachliche Chronik des zu Ende gehenden Jahres. Auch ist mit der Wortauswahl keine Wertung bzw. Empfehlung verbunden.
Zugrunde lag eine Sammlung von knapp 4000 Wörtern und Wendungen, wobei Zuschriften an die GfdS berücksichtigt wurden.
Als Wort des Jahres wurde Finanzkrise gewählt. Dieser Ausdruck war seit Anfang des Jahres in der öffentlichen Diskussion präsent; er kennzeichnet zusammengefasst die dramatische Entwicklung im Banken-, Immobilien- und Finanzsektor und bezieht „Immobilien-“, „Kredit-“, „Liquiditäts-“ und „Wirtschaftskrise“ ein.
Demselben Zusammenhang entstammt der Ausdruck auf Rang 2: verzockt. Dieses Wort hat seinen Bedeutungsbereich erweitert und wurde immer wieder kritisch auf das Vorgehen der Bankmanager bezogen, die hoch riskante und spekulative Geldgeschäfte betrieben haben (darum die Wahl der Perfektform „verzockt“ anstatt des Infinitivs „verzocken“).
Datenklau (Rang 3) bezieht sich auf die illegale Nutzung und Weitergabe elektronisch gespeicherter Personendaten. In den vergangenen Monaten waren mehrere „Datenpannen“ zu verzeichnen.
Auf Rang 4 steht mit hessische Verhältnisse eine Wendung, die die aktuelle innen- und parteipolitische Lage in Hessen betrifft: Der bisherige Ministerpräsident bleibt geschäftsführend im Amt, während die Opposition mit dem Versuch, eine rot-grüne Landesregierung bei Tolerierung durch die Linkspartei zu bilden, scheitert.
Umweltzone (Rang 5): Dies ist ein in manchen Städten eingerichteter Bereich der Innenstadt, den man mit seinem Auto nur befahren darf, wenn es bestimmten Abgas- und Feinstaubwerten genügt.
Der Ausdruck multipolare Welt (Rang 6) drückt die Entwicklung der internationalen Kräfteverhältnisse aus. Es dominieren nicht mehr nur eine oder zwei Supermächte, sondern es gibt heute mehrere Zentren, das heißt mehrere (eigentlich „viele“) Pole.
Auf Rang 7 wurde Nacktscanner gewählt; das Wort drückt die Entrüstung über die von der EU geplante Einführung einer neuen Technik zur Überprüfung der Passagiere an Flughäfen aus.
Rettungsschirm (Rang 8) ist wie „Rettungspaket“ die bildhafte Bezeichnung der staatlichen Finanzhilfen für in der Krise befindliche Banken und Unternehmen.
Bildungsfrühling (Rang 9) beschreibt die Hoffnung, dass angekündigte Initiativen von Bund und Ländern für die finanziell und personell schlecht ausgestatteten Bildungseinrichtungen spürbare Verbesserungen bringen.
Den Abschluss der Spitzengruppe der von der GfdS ausgewählten Wörter des Jahres bildet auf Rang 10 der aus dem US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf bekannte Slogan Yes, we can, der auch hierzulande oft aufgegriffen und variiert worden ist.