5. Dezember 2025
Wörter des Jahres 2025

Die Wörter des Jahres 2025
- KI-Ära
- Deal
- Land gegen Frieden
- Sondervermögen
- Wehrdienst-Lotto
- Drohnisierung
- Strafzölle
- Wohlstandsverlust
- klimamüde
- Vertiktokung
Im Fokus: Die Aktion »Wörter des Jahres«
Seit 1977 küren wir regelmäßig Wörter und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben.
Wir richten den Blick ausführlich auf die Aktion »Wörter des Jahres«, auf zahlreiche Fragen, die uns in diesem Zusammenhang immer wieder gestellt werden, und schauen über den Tellerrand: Gibt es auch in anderen Ländern Wörter des Jahres, was hat das Unwort mit dem Wort des Jahres zu tun – und wie ist die ganze Aktion eigentlich entstanden?
Das Wort des Jahres 2025 ist KI-Ära. Diese Entscheidung traf eine Jury der Gesellschaft für deutsche
Sprache (GfdS) in Wiesbaden. Die Künstliche Intelligenz (KI) ist aus dem Elfenbeinturm der wissenschaftlichen Forschung herausgetreten und hat die Mitte der Gesellschaft erreicht. Ob bei Recherchen im Internet, bei der Animation von Fotos oder bei der Erstellung von Texten: Immer mehr Menschen nutzen heutzutage Werkzeuge Künstlicher Intelligenz. Auch schon in den zurückliegenden Jahren war das Thema bei der Wahl der Wörter des Jahres erkennbar geworden: 2023 stand KI-Boom und 2024 generative Wende auf der Auswahlliste. Die Wende ist inzwischen vollzogen, der Boom hält unvermindert an. Aus Sicht der GfdS ist der Beginn einer Ära nicht zu verkennen – mit vielen Chancen, aber ebenso mit Risiken des Missbrauchs und eines Verlustes an eigenständigem, kritischem Denken, Sprechen und Schreiben. Zu erwarten ist somit auch, dass die flächendeckende Nutzung von KI sich auf die künftige Entwicklung der deutschen Sprache auswirken wird.

Dass US-Präsident Trump Politik hauptsächlich als Geschäft versteht, ist keine neue Erkenntnis. Der Anglizismus Deal (Platz 2) anstelle von Kompromiss, Verhandlungsergebnis, Abkommen oder Vertrag ist aber immer häufiger zu hören und zu lesen: auch in Zusammensetzungen wie Friedensdeal, Geiseldeal oder Zolldeal. Mit Assoziationen von Hemdsärmeligkeit bis Drogenkriminalität steht er für eine Politik, die sich ungeschönt dazu bekennt, eigene wirtschaftliche Interessen an die erste Stelle zu setzen und dabei die Belange anderer und deren Recht auf territoriale Integrität, kulturelle Selbstbestimmung und Wohlstand zu ignorieren.

Die Formel Land gegen Frieden (Platz 3), auch Frieden gegen Land oder Frieden für Land, benennt die Forderung, dass die Ukraine es akzeptieren müsse, Gebiete an Russland zu verlieren, um einen Friedensvertrag oder Waffenstillstand zu erreichen. Das Modell, für das ebenfalls Ausdrücke wie Friedensdeal, kritisch auch Kapitulationsfrieden oder schlicht Erpressung im öffentlichen Diskurs zu finden sind, wird von Fachleuten und in der Politik weithin als nicht praktikabel angesehen, da Gebietsabtretungen allein keine Garantie für einen dauerhaften Frieden seien.

Das Sondervermögen (Platz 4) heißt mit vollem Namen »Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz«, kurz auch SVIK. Dabei handelt es sich um eine durch Grundgesetzänderung im März 2025 beschlossene Möglichkeit für zusätzliche kreditfinanzierte Investitionen in die Infrastruktur und zur Erreichung der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045. Die Bundesregierung darf demnach bis zu 500 Milliarden Euro zusätzliche Schulden machen. Da das Wort Sondervermögen als verhüllende Umschreibung für diese Tatsache gedeutet wird, finden sich neben der positiven Sicht des Programms als Investitionsbooster auch kritische Perspektivierungen wie Schuldenbooster.

Unter Bezeichnungen wie Wehrdienstlotterie oder Wehrdienst-Lotto (Platz 5) wird in der Debatte um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ein Losverfahren diskutiert: Wenn die Zahl der Freiwilligen für die Bundeswehr nicht ausreicht, könnte demnach künftig durch Zufallsauswahl entschieden werden, wer zum Wehrdienst verpflichtet wird.

Der massive Einsatz ferngesteuerter Flugobjekte, seit Langem als Drohnen bekannt, hat den Krieg in der Ukraine verändert. In westlichen Ländern haben Drohnensichtungen, d. h. die Beobachtung von mutmaßlich der Spionage dienenden Drohnenflügen über militärisch sensiblen Einrichtungen, erheblich zugenommen. Für den Fall eines Drohnenkrieges muss die NATO nachrüsten, wofür die halb ironische Wortbildung Drohnisierung (Platz 6) steht.

Immense Strafzölle (Platz 7) auf Importe sind eine der bevorzugten Maßnahmen von US-Präsident Trump, zu einer ausgewogenen Handelsbilanz zu kommen. Die Gefahr eines Handelskrieges wurde von der EU vorerst dadurch vermieden, dass sie sich auf einen unvorteilhaften Zolldeal mit den USA einließ.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer längerfristigen Rezession. Ökonomie und Politik warnen bereits vor einem Wohlstandsverlust (Platz 8) – eine Befürchtung, die auch in der Bevölkerung zunehmend erkennbar wird. Ob sie andere Ängste wie die vor Krieg, vor kulturellem Wandel oder vor dem Klimawandel in den nächsten Jahren übertrifft, ist derzeit noch unklar.

Zumindest beim Klimaschutz finden inzwischen immer weniger Deutsche, dass hier eine der Hauptherausforderungen für politisches Handeln zu sehen ist. Mit klimamüde (Platz 9) hat ein für 2025 charakteristisches Adjektiv den Weg in die Auswahlliste der Gesellschaft für deutsche Sprache gefunden.

Dass vor allem jüngere Menschen Informationen und Meinungen zunehmend aus sogenannten sozialen Medien beziehen, ist ein Phänomen, auf das sich die Politik, aber auch Schulen und Universitäten noch einstellen müssen. Am Beispiel der besonders angesagten Kurzvideoplattform TikTok möchte die GfdS auf diesen Trend hinweisen. Mit Vertiktokung (Platz 10) kommt zudem das Potenzial der deutschen Sprache zu Bewusstsein, unbegrenzt neue Wörter bilden zu können. Ob sie sich im Sprachgebrauch dauerhaft durchzusetzen vermögen, lässt sich allerdings nicht vorhersagen.
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Die Wörter des Jahres der Gesellschaft für deutsche Sprache werden 2025 zum 49. Mal in Folge bekannt gegeben. Die Aktion, die mittlerweile weltweit Nachahmung findet, ist die älteste ihrer Art. Traditionell suchen die Mitglieder des Hauptvorstandes und die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GfdS nicht nach den am häufigsten verwendeten Ausdrücken, sondern wählen solche, die das zu Ende gehende Jahr in besonderer Weise charakterisieren.