27. Juni 2018

10. Beständigkeit der metaphorischen Spitznamen im Sport

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Hat man als Sportler erst einmal einen Spitznamen verliehen bekommen und hat dieser sich in der Öffentlichkeit verbreitet und durchgesetzt, bleibt er meist für einen langen Zeitraum erhalten. Bei metaphorischen Spitznamen kommt es dann gelegentlich vor, dass der Name sich verselbständigt und sich von der ursprünglichen Bildungsabsicht abkapselt. So ist ohne die Kenntnis der Vergangenheit nicht mehr direkt erkennbar und nachvollziehbar, weshalb bestimmte Fußballer einen gewissen Spitznamen haben, liefern sie doch im Laufe der Zeit keine offensichtlichen Hinweise mehr darauf.

Unterhaltsame Beispiele dafür führt Rainer Küster (2009: 70) auf:

Der Spitzname »Lutscher für den Bremer Fußballprofi Thorsten Frings ist nicht ohne Weiteres nachvollziehbar. Der Grund für diese Bezeichnung liegt weit zurück. Als junger Spieler beleidigte Frings seinen damaligen Kapitän Andy Herzog (Alpenmaradona), nannte ihn Lutscher und musste angesichts dieser Majestätsbeleidigung erleben, dass man ihn fortan selbst so nannte. Ralf Zumdick, der ehemalige Torwart des VfL Bochum, wurde schon als Kind Katze genannt, sodass entsprechende Konnotationen der Metapher (Sprungkraft, Behändigkeit, Fangsicherheit) erst nachträglich auf seine Leistungen als Torwart übertragen wurden. Auch die Betulichkeit, die in dem Namen Tante Käthe für den ehemals schnellen Stürmer Rudi Völler mitschwingt, entspricht eher einer retrospektiven Interpretation, da der Name von einem Mitspieler Völlers in der Nationalmannschaft kreiert wurde, den dessen Haartracht an seine Tante erinnerte.«

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Quelle:

Küster, Rainer (2009): Metaphern in der Sportsprache. In: Armin Burkhardt/Peter Schlobinski (Hgg.): Flickflack, Foul und Tsukahara. Der Sport und seine Sprache (= Duden, Thema Deutsch, Band 10). Dudenverlag, S. 60–79.