28. Juni 2018

11. Fußballmetaphern in der Politik

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Sport reicht in alle Verästelungen des gesellschaftlichen Lebens hinein, weshalb sportsprachliche Metaphern auch in unsere Standardsprache eindringen, diese erweitern und verändern. Oft werden solche Ausdrücke dann zu festen Wendungen und metaphorischen Redensarten. Aufgrund der großen Beachtung, die der Fußballsport in unserer Gesellschaft erfährt, werden Ausdrücke und Wendungen aus diesem Gebiet auch in anderen Bereichen häufig metaphorisch gebraucht, auch in der Politik:

»Wer im politischen Kontext aufgefordert wird, eine Thematik nicht über Gebühr zu gewichten, soll den Ball flach halten. Wichtig scheint es, dass man als Politiker stets mit den aktuellen Problemen der Gesellschaft vertraut ist und möglichst auch Lösungsvorschläge bereithält, dass man sich dementsprechend immer auf Ballhöhe befindet. Wer im Wahlkampf im angestammten Wahlkreis auftritt, hat dort ein Heimspiel. Wenn es ihm gelingt, die öffentliche Beachtung eines Konkurrenten erheblich zu schmälern, so stellt er ihn ins Abseits. Er kann diesen Konkurrenten auch in eine Falle locken, ihn auflaufen lassen. Wenn er dabei einen Fehler macht, sagt man ihm nach, er habe ein Eigentor geschossen.

Untersuchungen haben belegt, dass das Vorkommen derartiger Metaphern insbesondere in solchen Textsorten statistisch ansteigt, die tagespolitische Ereignisse kommentieren. Für die Autoren liegt der Vorteil darin, dass durch den Gebrauch von Sportmetaphern komplexe politische Konstellationen als scheinbar einfach strukturiert beschrieben werden, dass auch Handlungsstrategien begründet werden können, ohne dass der Autor dies auf der eigentlichen, nämlich der politischen Ebene begründen müsste. Er kann sich darauf verlassen, dass seine Gesprächspartner etwas verstehen, jedenfalls in dem Maße, wie ihnen die sportlichen Zusammenhänge vertraut sind.« (Küster 2009: 77)

Wie Ihnen nun sicher aufgefallen ist, sind Metaphern und Fußballsprache untrennbar miteinander verwoben. Nicht nur finden sich metaphorische Ausdrücke in den Spitznamen von Vereinen, Trainern und Fußballspielern, auch wenn wir von aktuellen politischen Themen lesen, tauchen unzählige Metaphern auf, die aus der Fußballsprache stammen. Um den Gegenstand mit einem etwas veränderten Blickwinkel noch ein letztes Mal aufzugreifen, werden wir die Metapher-Reihe morgen mit dem Thema »Kriegsmetaphern im Fußball« abschließen.

Mit dem elften Beitrag ist bereits die erste Halbzeit unserer WM-Aktion vorüber. Wir hoffen, dass wir Ihnen bisher interessante, sprachliche Fakten zum Fußball liefern konnten, und stürzen uns morgen direkt in die zweite Halbzeit.

Die weiteren bislang veröffentlichten Beiträge finden Sie auf dieser Seite.


Quelle:

Küster, Rainer (2009): Metaphern in der Sportsprache. In: Armin Burkhardt/Peter Schlobinski (Hgg.): Flickflack, Foul und Tsukahara. Der Sport und seine Sprache (= Duden, Thema Deutsch, Band 10). Dudenverlag, S. 60–79.