10. Mai 2022
10. Mai: Tag gegen den Schlaganfall
Lächeln, sprechen, Arme hoch! Das sind die drei Kriterien, die bei Verdacht auf einen Schlaganfall überprüft werden, denn wenn es den Betroffenen nicht mehr möglich ist, normal zu lächeln, verständlich zu sprechen und die Arme zu heben, bestätigt sich dieser Verdacht. Ursache ist meist, dass ein Teil des Gehirns durch verengte oder verstopfte Gefäße nicht mehr richtig versorgt wird, es kann aber auch eine Hirnblutung zugrunde liegen. Zeigen sich diese Symptome, gilt es, nicht zu zögern und umgehend den Notruf zu verständigen.
Heute, am 10. Mai, ist der »Tag gegen den Schlaganfall«. Wir beschäftigen uns mit dem Aspekt des Sprechens, denn ein Drittel aller Schlaganfallpatient(inn)en verliert die Fähigkeit, normal zu sprechen. Sogenannte Dysarthrien, Sprechstörungen, bezeichnen Beeinträchtigungen, die auf Einschränkungen und Fehlfunktionen des Sprechapparats, also Atem-, Lippen-, Zungen- oder Kehlkopfmuskulatur, beruhen. Eine Sprachstörung hingegen, bei der die Betroffen aufgrund geschädigter Hirnareale nicht mehr sprechen können, wird als Aphasie bezeichnet (griechisch ›Sprachlosigkeit‹). Darum soll es heute gehen.
Eine Aphasie liegt vor, wenn unsere sprachlichen Fähigkeiten eingeschränkt sind. Das betrifft sowohl das Sprechen und Verstehen, das Lesen und Schreiben, die Wortfindung und auch das Erkennen von Zusammenhängen von Sätzen und Texten. Oft – und sehr zum Frust von Betroffenen und Angehörigen – wird angenommen, dass auch das Denken bzw. die Intelligenz beeinträchtigt ist. Dies ist jedoch in der Regel nicht der Fall.
Je nachdem, welche Hirnregion durch den Schlaganfall beschädigt wurde, können verschiedene Sprachstörungen auftreten, oft sind sogar mehrere Areale gleichzeitig betroffen. Eine der häufigsten Formen der Aphasie ist die Broca-Aphasie. Das Broca-Areal ist zuständig für die Mundmotorik und die Sprachproduktion. Ist diese Region beschädigt, ist es Betroffenen nicht mehr möglich, sich klar und verständlich auszudrücken. Sie sprechen langsam, in verkürzten, einfachen Sätzen oder im Telegrammstil und reihen lediglich inhaltstragende Wörter aneinander. Auch Wortfindungsschwierigkeiten treten auf. Das Sprachverständnis ist jedoch üblicherweise nicht betroffen.
Ebenfalls häufig ist die Wernicke-Aphasie, bei der das Wernicke-Areal – verantwortlich für das Sprachverständnis – beschädigt ist. Bei dieser Art der Aphasie werden vermeintlich flüssige Sätze gebildet, doch inhaltlich ergeben sie keinen oder wenig Sinn; Satzteile oder ganze Sätze werden wiederholt, es werden nicht die passenden Wörter oder Laute gefunden. Anders als bei der Broca-Aphasie leidet auch das Sprachverständnis sehr stark.
Eine leichte Form der Aphasie ist hingegen die amnestische Aphasie, bei der Wortfindungsstörungen auftreten. Betroffene versuchen dies zu umgehen, indem sie Floskeln verwenden, Wörter umschreiben oder ein Wort mit ähnlicher Bedeutung verwenden (z. B. Blume statt Baum). Eine globale Aphasie ist hingegen die schwerste Form der Sprachstörung: Dabei sind sowohl Sprachverständnis als auch Sprachproduktion stark beeinträchtigt.
Durch intensive Therapie gelingt es rund einem Drittel der Patient(inn)en, innerhalb von vier bis sechs Wochen nach dem Schlaganfall die Sprachstörung abzubauen; nach sechs Monaten ist die Hälfte der Betroffenen symptomfrei. Behandelt wird die Aphasie vorwiegend von Logopäd(inn)en oder Patholinguist(inn)en, aber auch Musik- und Bewegungstherapie werden eingesetzt. Welche Übungen beim Sprechtraining zum Tragen kommen, haben wir in einem früheren Artikel zum Tag der Logopädie bereits thematisiert.
Lesen Sie zum Thema Sprechstörungen auch folgende Artikel auf unserer Seite:
Tipps für Angehörige
- Mit ruhiger Stimme und gleichbleibender Lautstärke sprechen.
- Wie mit einem Erwachsenen sprechen und nicht wie mit einem Kleinkind.
- Den Betroffenen nicht ins Wort fallen, sie ausreden lassen. Angehörige sollten nicht für die Betroffenen reden, ihnen das Reden nicht abnehmen.
- Durch Fragen herausfinden, was gemeint ist. Dabei langsam und möglichst in einfachen Sätzen sprechen, die mit JA oder NEIN beantwortet werden können.
- Nachfragen, wenn man etwas nicht versteht.
Quelle: RBB Online
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Aphasie
https://www.praktischarzt.de/krankheiten/aphasie/
RBB Online: https://www.rbb-online.de/rbbpraxis/rbb_praxis_service/gehirn-nerven-psyche/neurologie/schlaganfall-sprache-stoerungen-therapie.html
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