Ausgabe: Der Sprachdienst 3/2022

Anführungszeichen

Sind alle Anführungszeichen korrekt? CC-Lizenz

Heute geht es um Mikrotypografie, Details in unserem Schriftbild, die vielen sicher nur dann auffallen, wenn sie explizit darauf hingewiesen werden. Es geht um Anführungszeichen, im Volksmund auch als Gänsefüßchen bezeichnet.

Anführungszeichen werden immer dann verwendet, wenn ein Wort, ein Satzfragment, ein ganzer Satz oder sogar mehrere Sätze als wörtliche Wiedergabe oder als Zitat gekennzeichnet werden sollen. Sie dienen daneben aber auch zur Hervorhebung oder zur ironischen Markierung, etwa um deutlich zu machen, dass man sich vom Wiedergebenen distanziert.

Anführungszeichen treten immer paarig auf. Auch wenn es naheliegen würde, die Zeichen am Anfang einer wörtlichen Rede An-, diejenigen am Ende der wörtlichen Rede Abführungszeichen zu nennen, so gehören beide Zeichen doch zusammen und werden in Summe als Anführungszeichen bezeichnet.

Je nach Sprache bzw. Region, in der sie verwendet werden, nehmen Anführungszeichen ganz unterschiedliche Formen an, und hier geht es ins Detail. Grob ist zu unterscheiden zwischen vier verschiedenen Verwendungsformen und -weisen, die neben den genannten Sprachräumen auch in zahlreichen anderen Sprachen genutzt werden.

In deutschsprachigen Texten sind zwei parallele, gebogene Strichlein üblich, die vor dem zu Kennzeichnenden unten auf der Schriftlinie stehen und dort gebogen sind wie eine kleine 99 – schließend sind sie hochgestellt und sehen aus wie eine kleine 66: „Dies sind deutsche Anführungszeichen.“

Im englischen Sprachraum werden zwar die gleichen Zeichen verwendet, allerdings unterscheidet sich die Gebrauchsweise: Sowohl die vorderen als auch die hinteren Zeichen sind hochgestellt; vorn haben sie die Form einer kleinen 66, hinten die einer kleinen 99: “These are English quotes.”

Spitze Anführungszeichen, die nach außen zeigen, sogenannte Guillemets, werden vor allem im französischen Sprachraum und in der Schweiz verwendet: «Ce sont des guillemets français.»

Wird diese Art der Anführungszeichen dagegen in Deutschland benutzt, zeigen die Spitzen in der Regel nach innen: »Dies sind (umgekehrte) französische Anführungszeichen in einem deutschen Text.«

Zollzeichen – zwei gerade, parallele Striche, die nur oben gesetzt werden, sind als Anführungszeichen übrigens nicht zulässig, auch wenn sie sich in digitalen Produkten häufig finden. Einzige Ausnahme: wenn der Schriftsatz keine andere Form der Anführungszeichen ermöglicht (wie z. B. bei der Schreibmaschine).

Achten Sie doch einmal darauf: Welche Art der Anführungszeichen verwenden wir auf unserer Internetseite und in unseren Zeitschriften? Welche finden sich in Ihrer Tageszeitung und welche in Ihrem Lieblingsbuch? Und, etwas provokativ: Verwenden Sie selbst die Anführungszeichen immer richtig? Ein Kapitel für sich sind übrigens Anführungszeichen im Zusammenspiel mit anderen Satzzeichen oder auch Abständen. Darauf gehen wir ein anderes Mal genauer ein.

Frauke Rüdebusch