Ausgabe: Der Sprachdienst 5/2012

Bedeutung von Biese

[F] Auf einem Fest fragte mich jemand, ob die Biese am Kleid richtig sitze. Bisher kannte ich das nur als Streifen an der Hose.

[A] Mit dem Wort, das heute keinesfalls sehr oft gebraucht wird, kann beides und sogar noch eine Zierde am Schuh bezeichnet werden. Biese kommt bei unsicherer Herkunft aus dem Niederdeutschen und wird als Nebenform von Binse (möglicherweise nach der Form) aufgefasst oder ist besser an französisch bisette (Borte aus Gold oder Silber, schmale Spitze) anzuschließen (»Etymologische Wörterbuch des Deutschen«, Hg. Wolfgang Pfeiffer, Berlin, 1993, S. 133).

Zum gegenwärtigen Gebrauch führen gängige Wörterbücher Folgendes aus, wobei sich das von Ihnen erwähnte Vorkommen in der Bedeutungsvariante 2 wiederfindet: »1. farbiger Vorstoß, Streifen, besonders an [Uniform]hosen; 2. schmal abgenähtes Fältchen an einem Kleidungsstück, Ziersäumchen, 3. Ziernaht am Schuh« (»Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache«, 4. Aufl. Mannheim 2012, CD-ROM).

Ab und an kommt es oft zu einer Verwechslung mit dem heute auch nicht mehr gebräuchlichen Wort Paspel, die der Biese sicher ähnlich ist, aber herzuleiten ist aus französisch passepoil, zu: passer = ›darüber hinausgehen (passieren)‹ und poil = ›Haar(franse)‹: schmale, farblich meist abstechende Borte in Form eines kleinen Wulstes, besonders an Nähten und Rändern von Kleidungsstücken steht. (Ebenda).

Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich bei der Schreibung von Biese; fällt das e weg, entsteht die im Schweizerischen vorkommende Bise oder meist die Bisen als Bezeichnung für einen Nord(ost)-wind (»Schweizer Wörterbuch. So sagen wir in der Schweiz«, Hg. v. Kurt Meyer, Stuttgart/Wien, 2006, S. 88).