Ausgabe: Der Sprachdienst 5-6/2019

Design – Designer – Bauhaus-Design

Über ein Jahrhundertwort und seinen Platz in der wegweisenden Kunstakademie der Moderne

Von Wilhelm Schellenberg

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Inhalt

  1. Ausgangsmomente des (sprachlich-künstlerischen) Design-Gebrauchs
  2. »Design-Einwanderung« Englisch–Deutsch – Konditionen der Übernahme
  3. Design-Entwicklung im Deutschen – weiter bis zur Jahrtausendwende und danach
  4. Ausklang: Kleiner Design-Gebrauchskatalog
    1. Design als Einzelwort
    2. Design in Wortbildungskonstruktionen
  5. Fazit – Drei Sätze zum Abschluss

Nicht nur in Deutschland wird in diesem Jahr die Bauhaus-Gründung von 1919 in zahlreichen Feierstunden, Fachkonferenzen, Ausstellungen u. a. eingehend gewürdigt. Denn das Bauhaus1 hat durch ein »neues Zusammenspiel vieler Künste und Handwerke […] eine neue Formgebung« ermöglicht und so eine der inzwischen »bedeutendsten und weltweit wirkungsvollsten kulturellen Hervorbringungen unseres Landes«, den »sogenannten Bauhausstil«, entwickelt, der quasi »zu einem Synonym der Moderne – gerade und besonders in der Architektur« – geworden ist.2

Im Zusammenhang mit der Gründung des Bauhauses, seiner deutsch-amerikanischen Geschichte und Wirkung bis heute ist nicht selten auch von Design oder Designer die Rede:

»Designer-Schule wird 100 Jahre alt« (Osnabrücker Zeitung, 30.03.2019), »100-jährige Architektur- und Designschule« (Thüringische Landeszeitung, 02.02.2019), »Für die Designgeschichte des 20. Jahrhunderts gilt das ›Bauhaus‹ in Weimar und Dessau mit seinen epochal prägenden Gestaltungslösungen als die ›Talentschmiede der Moderne‹ (Kurt Gustmann) schlechthin«,3 »Möbel, Leuchten und weitere Produkte im Bauhaus-Design kaufen! Originalmarken/Designer wie Marcel Breuer, Wilhelm Wagenfeld, Max Bill & Co.!«4

Nach vierzehn Lehr- und Schaffensjahren wurde das Bauhaus zwar auf NSDruck hin in Deutschland geschlossen, konnte aber nach der USA-Emigration bedeutender Bauhaus-Lehrer in Amerika zu neuem Leben erweckt und nach einer Übergangsphase zur nun amerikanisch geprägten Design-Schule mit Designer– Fachabschluss entwickelt werden. Nach 1945 besuchten führende Bauhaus- Vertreter Deutschland kurzzeitig, diskutierten bewährte und neue Konzepte und regten so auch zur Gründung deutscher Design-Schulen an. Dabei wurde das Wort Design zunächst noch eng ans Fach gebunden verwendet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde jedoch sein Verwendungsradius sowie seine Zusammensetzungen und Ableitungen immens erweitert (vgl. Holz-, Haardesign, Designerraps, designtes Gemüse) und hat seinen festen Platz im Sprachgebrauch bis heute – etwa Designerbaby, -droge, -food, -möbel, -mode, Designer-Outlet.5

All das rechtfertigt, gerade auch im Bauhaus-Jubiläumsjahr, das Wort Design im Folgenden näher zu betrachten – von seiner Erstgeschichte her über seine Einwanderung aus dem Englischen ins Deutsche bis hin zu seiner jüngsten Gebrauchsentwicklung.6

1 Ausgangsmomente des (sprachlich-künstlerischen) Design-Gebrauchs

Etymologische Wörterbücher zeigen, dass Design vor der Übernahme aus dem Englischen im 20. Jahrhundert ins Deutsche schon eine facettenreiche Entwicklung genommen hat, die – ebenso wie die ihm verwandten Dessin, designieren/ designiert – vom lateinischen Verb dēsīgnāre ›bezeichnen, bestimmen, im Umriss darstellen, nachbilden‹ ausgegangen war. Darauf bauten dann mehrere Stationen der Design-Biografie auf:

a) Da das italienische disegno kunsttheoretisch und -geschichtlich nach Begriff und Gebrauch zentraler Terminus ist7 und so den späteren Fachwortgebrauch von Design mit fundiert, soll es hier kurz skizziert werden und dabei der kunst-/designtheoretischen Erörterung von Hans Ulrich Reck (2001) zu Vasaris (1511–1574) und Zuccaris (1544–1609) Auffassungen folgen:

Giorgio Vasari – Maler, Architekt, Kunstschriftsteller, Impresario und kulturpolitischer Berater in Florenz; »Öffentlichkeitsstratege und konzeptueller Programmschriftsteller « (ebd., S. 13) zugleich – schlug nach dem Niedergang der alten (Bildhauer-, Maler-)Gilden »›ein neues Organisationssystem‹ vor, mit dem die Künstler sich von den Gilden befreien und einen höheren gesellschaftlichen Status erhalten konnten« (ebd., S. 14): Er gründete 1563 mit der Academica del disegno die erste wirklich moderne Kunstakademie, mit der der Anspruch der bildenden Kunst auf »Ebenbürtigkeit mit den freien Wissenschaften und Gleichrangigkeit mit der Führungsrolle der Dichter und Philosophen« erhoben werden konnte (ebd., S. 14). Disegno wurde zum zentralen Fachbegriff: »Der Kult des Konzepts, der Zeichnung, des genialen geistigen Entwurfs […], der in der definierten Skizze bereits die Vollendung des Bildes […] ansah, nahm hier seinen folgenreichen Ausgang« (ebd., S. 16).8 So verband Vasari Kunsthandwerk und Kunst und sah als Voraussetzung für künstlerisches Gestalten keine besondere Begabung an, sondern »häufige Wiederholung, genaue Beobachtung und Adaption«, die bei normalen Werkstattbedingungen von »jedermann erlernt und reproduziert werden können« (ebd., S. 17). Stellt Vasari »ein synthetisch imaginierendes Disegno am Werk« noch vor das »eigentliche geistige Konzept« des Gestalters, ist für Federico Zuccari in seiner Theorie disegno »ein Natur und Kunst kohärent verbindender und steuernder Schaffensprozess« aus »disegno primo/interno/itelletivo; disegno secundo/esterno/pratica«, und das »disegno esterno« umfasst das »disegno naturale «, »disegno artificiale« und »disegno fantastico-artificiale« (ebd., S. 20).

Dieser letztlich nur flüchtige Blick auf die Design-Begrifflichkeit in der Renaissance zeigt: Designo wird von bildenden Künstlern aller Prägung zwar als ›Plan‹, ›Entwurf‹, ›Skizze‹ ›Zeichnung‹ und damit als der eigentlichen Ausfertigung vorangestellt verstanden, zugleich aber als unabdingbarer Teil ihres schöpferischen Gestaltungsprozesses als Ganzes angesehen.

b) Das französische Dessin wird auf zwei Wegen entlehnt: Mittelfranzösisch dessein/desseing ist einmal nach dem Vorbild von italienisch disegno – basierend auf lateinisch dēsīgnāre – zum Verb desseigner (aus italienisch designare) gebildet; aber unter neuerlichem, direktem Einfluss von lateinisch dēsīgnāre entsteht dessigner, in jüngster Zeit geläufiger dessiner.9

Im Zusammenhang mit der Übernahme ins Deutsche spiegeln sich in Wörterbucheinträgen im 19. Jahrhundert Verwendungsunterschiede nach Schreibung und Inhalt, wie diese Beispiele aus drei Fremdwörterbüchern belegen: Hoffmann (1865) unterscheidet Dessein ›Absicht, Vorhaben, Vorsatz, Anschlag, Betrieb‹ und Dessin ›Entwurf, Zeichnung, Muster‹; ebenso Bodeusch (1875) – zuzüglich ›Riss‹ für Dessin; Mann (1883) bietet nur noch Dessin ›Zeichnung, Riss, Entwurf, Umriss‹ an. Hinzu kommen heute auch fachsprachliche Benennungen wie dessinieren ›Muster zeichnen‹ oder Dessinierung ›Musterzeichnung‹.10

c) Die unmittelbar lateinischen Übernahmen Designation, Designator, designativ, designieren – d ie h ier n ur g enannt s ein s ollen – s ind b egrifflich g eprägt a ls ›bestimm-/ benenn-/ernenn-/…‹, bildungs- bzw. fachsprachlich markiert (z. B. Rechtssprache, Semiotik) und begegnen im öffentlichen und politischen Sprachgebrauch z. B. in der designierte Vorsitzende (vgl. auch neuere Duden-Ausgaben).

d) Das englische design bedeutet ›Plan, Absicht, Entwurf, Muster, Anlage, Anordnung‹, ist Basis der Übernahme ins Deutsche und wurde aus dem Französischen bereits im 16. Jahrhundert übernommen (älter: englisch disseigne, deseigne).11

Mit der Industrialisierung wurde design ab dem 19. Jahrhundert fachsprachlich etabliert und öffentlich wirksam: Ab 1847 organisierte der Design-Management-Pionier Henry Cole Ausstellungen von Industrieprodukten, gab 1849 das »Journal of Designs« heraus und ermöglichte 1851 die erste Weltausstellung über Industrieprodukte und Maschinen in London. Im Jahr 1885 wurde design im Oxford English Dictionary beschrieben »als ein von einem Menschen erdachter Plan oder ein Schema von etwas, das realisiert werden soll«.12

Auch in den USA wird Design mit Blick auf das Verhältnis zwischen Mensch und Objekt erweiternd gebraucht und reflektiert: So verwendet William A. Dwiggins 1922 erstmals das Wort Graphic Designer, bezieht Grafikdesign auf den zweckgebundenen Druck (»printing for purpose«), später in den USA als Oberbegriff verstanden für ›Schriftentwurf, Typografie, Buch-, Verpackungs-, Plakat- und Anzeigengestaltung‹ (heute oft gleichgesetzt mit Kommunikationsdesign (vgl. Albrecht 2005, S. 5). Und es entstehen Schulen, die Design im Namen führen, etwa 1938 die School of Design in Chicago, 1944 umbenannt in Institute of Design. Dies aber schon in einer Zeit, in der die Design-Entwicklung durch emigrierte Bauhaus-Initiatoren maßgeblich beeinflusst wurde (s. u.).

2 »Design-Einwanderung« Englisch–Deutsch – Konditionen der Übernahme

Auch die Übernahme selbst ist inhaltlich und chronologisch in sich gegliedert:

Die erste Phase ist geprägt durch das historisch bedingte Zusammentreffen von Design-Entwicklungen in den USA13 bis in die 30er Jahre hinein (einschließlich Design-Wortgebrauch) mit dem Bauhaus-Konzept der aus politischen Gründen aus Deutschland emigrierten Weimarer/Dessauer/Berliner Formgestalter.

Nach dem »Bauhaus-Manifest« (1918) mit dem Bekenntnis, es gebe »keinen Wesensunterschied zwischen dem Künstler und dem Handwerke«, und »als Urquell des schöpferischen Gestaltens« sei für jeden Künstler »die Grundlage des Werkmäßigen […] unerlässlich«, formuliert Gropius: »Der beherrschende Gedanke des Bauhauses ist also die Idee der neuen Einheit, die Sammlung der vielen ›Künste‹, ›Richtungen‹ und Erscheinungen zu einem unteilbaren Ganzen, das im Menschen selbst verankert ist und erst durch das lebendige Leben Sinn und Bedeutung gewinnt.«1 Und er arbeitet für eine diesem Ziel angemessene »Bauhauslehre« ein deutsch-fachsprachliches Konzept aus, das »die handwerklichen und wissenschaftlichen Gebiete des bildnerischen Schaffens« umfasst und nach Inhalt (z. B. Werk- und Formlehre), Vertiefungsgrad (Vor-, Werkstatt-, Baulehre) und Abschlüssen (Gesellen-, Meisterbrief) nachvollziehbar wirkungsvoll strukturiert ist.15

Die Bauhaus-Idee wurde also quasi nach Übersee »zwangsexportiert« und traf dort auf fruchtbaren Boden – so entstanden zunächst ans Bauhaus fachlich eng angelehnte Nachfolgeschulen in Chicago: 1937 das New Bauhaus, 1938 bzw. 1944 weitergeführt als School of Design bzw. Institute of Design, die der »alten« zunächst nach Inhalt und Terminologie sehr nahe standen: Der Vorkurs (hier nun preliminary oder foundation course) wurde ebenso übernommen wie die Werklehre (basic design) mit Werkstätten zu light/fotography/film/publicity, textile/weaving/fashion, wood/ metal/plastics oder architecture.

Als zweite Phase könnten die 50er Jahre genannt werden, sozusagen der »Re-Import « der Bauhaus-Idee nach Deutschland. Dabei stellte die Gründung der Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG) 1953 ein markantes Ereignis dieser Anfangszeit dar: Sie war in Anlehnung an das Bauhaus Weimar/Dessau und das New Bauhaus/ Chicago gegründet worden. Anfangs stand wieder das Spracheingliederungsproblem: So wurde in allen offiziellen deutschen HfG-Publikationen der ersten Jahre der Terminus Designer bewusst »vermieden« und Gestalter gebraucht, in parallel gedruckten englischen Texten aber als angemessen verwendet (vgl. Albrecht 2005, S. 4). So entstand hier eine Phase des deutsch-englischen Parallelgebrauchs von Fachwörtern.

In der dritten Phase ist Design im deutschen Sprachgebrauch angekommen16 – dokumentiert in Zeitungstexten der 60er Jahre und einsprachigen deutschen Wörterbüchern der 70er Jahre. Letzteres erstaunlicherweise in West und Ost ziemlich gleichzeitig, nämlich in den Duden-Auflagen von 1976 (nachdem Designer im Mannheimer Duden bereits in einer vorausgehenden Auflage notiert worden war).17

3 Design-Entwicklung im Deutschen – weiter bis zur Jahrtausendwende und danach

Die Design-Geschichte der letzten Jahrzehnte lässt – betrachtet aus einem pragmatisch akzentuierten Blickwinkel – besonders dreierlei erkennen:

  1. Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen »Gesellschaftsetappen«, Ausrichtung der Sache DESIGN und Entwicklung des Lexems Design.
  2. Der Design-Gebrauch hat sich in dieser Zeit verändert (von ›[Industrie-]Produktentwurf‹ über ›Umgestaltung‹ bis zu ›künstlich Gestaltetem‹; vgl. Designermöbel/ Haardesign/Designerbaby).
  3. Design ist nun im fachlichen, öffentlichen und alltagssprachlichen Gebrauch so fest verankert, dass ihm der Charakter eines Jahrhundert-Wortes zugesprochen werden kann.  

Zu 1) Den Gesellschaft-DESIGN-Entwicklungszusammenhang der vergangenen 50 Jahre beschreibt das Dekaden-Modell von Kühne/Thun (vgl. Hauffe 1995, S. 19): Danach folgt die Aufbruchsgesellschaft der 50er Jahre amerikanischem Industrie- DESIGN attraktiver Hülle, in der Reife-Gesellschaft der 60er wird der Produkt- Gebrauchswert wichtig, die Sättigungsgesellschaft der 70er wertet DESIGN nicht nur technisch-materiell, sondern auch als (ästhetisches) Kommunikationsmittel, im Überfluss der 80er wird es auch als semantisch-emotional reflektiert und im Überdruss der 90er Jahre wird der Anwendungsbereich weiter: (Erlebnis-) DESIGN dient der Selbstinszenierung (vgl. Markenpräsenz) und wird sogar nicht mehr nur allein auf materiell Greifbares bezogen – wie in Beziehungs-, Corporatedesign u. a.

Zu 2) Gerade in diesem Zusammenhang ist eine umfassende Design-Materialanalyse wichtig. Dies sei hier jedoch nur an wenigen Beispielen angedeutet, die aus der Wiesbadener Belegkartei der Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. stammen (und zeigen, wie die Berufsbezeichnung bereits früh sachlich angenommen,18 Design aber auch durch Anführungszeichen distanzierend gewertet wird, sodass neue Wortkonstruktionen wie designen, designt entstehen und Design bereits in den 80er Jahren auch im Sinn von ›künstlich‹ gebraucht wird):

  • »Die diplomierte Mode-Designerin Hortense Müller, eine der Modenschauinitiatorinnen « (Frankfurter Rundschau, 04.05.1979)
  • »Die Behindertentelefone sollen Mitte dieses Jahres zu haben sein. Nach den bunten Telefonen gibt es nun […] ab Sommer eine Reihe von ›Design-Telefonen‹, darunter als exotisches Modell die Mickymaus […]. Neben der Comic-Maus sind verschnörkelte ›Schmucktelefone‹ mit vergoldeten Wahlscheiben vorgesehen […]. Nachbau eines Telefons von anno 1905 […] Alljährlich wird die Bundespost einen Wettbewerb ›auf Design-Telefone‹ ausschreiben […].« (Frankfurter Rundschau, 11.01.1980)
  • »Bis jetzt hat Greno es fertiggebracht, ziemlich viele Bücher nicht nur preiswert, sondern auch handwerklich solide und ›geschmackvoll‹ zu produzieren […] Fraglich scheint mir auch, ob ihm auf die Dauer die Neigung, Bücher zu machen, die ganz leicht über-designed sind, Schmusetiere für Intellektuelle sind […].« (Süddeutsche Zeitung, 01.09.1986)
  • »Pro und Kontra: Babys aus dem Reagenzglas (ZDF). Wir designen Lebewesen, sagte sie, und züchten womöglich Scharen williger Krieger […].« (Süddeutsche Zeitung, 23/24.05.1987)
  • »Was steckt eigentlich hinter dem Begriff Design? Design kommt aus dem englischen Sprachgebrauch und bedeutet so viel wie Entwurf. Zunächst wurde der Begriff nur im industriellen Bereich angewandt, heute prägt er das private Wohnen immer mehr. Vermittelt doch jedes Design in einem allgemeinen Sinne die Gegenwart der Technik, der kulturellen und sozialen Umstände zu einem bestimmten Zeitpunkt. Genügt es da noch, Design-Qualitäten nur auf Grund ökonomischer, ergonomischer oder ästhetischer Kriterien zu bestimmen?« (Süddeutsche Zeitung, 23./24.05.1987)
  • »Designte Natur – Anmerkungen zum Garten am Berliner Museum« (Süddeutsche Zeitung, 22.09.1988).

Zu 3) Nicht zuletzt wegen seiner Bestimmung als »Jahrhundertwort« passt es, Design in engem Zusammenhang von Etymologie, Begriffs- u nd Sach(kultur)geschichte zu betrachten: Denn es gehört durchaus zu den »verbalen Leitfossilien« (Leit-, Schlüssel-, Schlag-, Stichwörtern), die im 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle gespielt, die Leben, Bewusstsein und Wortschatz des Menschen geprägt, ja gewandelt haben, und durch die sich das Jahrhundert charakterisieren lässt, wobei sie nicht erst in diesem Jahrhundert »aufgekommen sein« müssen, aber hier »groß wurden« und »die Kommunikation stark beeinflusst« haben.19

4 Ausklang: Kleiner Design-Gebrauchskatalog

4.1 Design als Einzelwort

Design wird in den meisten einschlägigen (einsprachigen Bedeutungs-)Wörterbüchern eng gefasst – so im DudenUniversalwörterbuch (2001) als ›formgerechte und funktionale Gestaltgebung und die so erzielte Form eines Gebrauchsgegenstandes; Entwurf[szeichnung]‹. Anders ist es hingegen im Deutschen Fremdwörterbuch,20 dessen Angaben als lexisch-semantische Varianten wie folgt zusammengefasst werden können:

  1. ›Plan, Absicht, Entwurf, Muster, Anlage, Anordnung‹ (= »tradierte« Grundbedeutung)
  2. ›(zeichnerischer, gestalterischer, bildnerischer Entwurf) für die Planung und Entwicklung, Gestaltung und Ausstattung industriell gefertigter Gegenstände (nach technisch-funktionalen, marktwirtschaftlichen und ästhetischen Gesichtspunkten)‹
  3. ›Bezeichnung für eine Fachrichtung (besonders an Kunsthochschulen)‹
  4. ›äußere Form, graphische Gestaltung, technische Ausführung, typisches Aussehen, Zuschnitt‹
  5. ›(politisches) Markenzeichen, Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit‹

Dieses Wörterbuch zeigt auch, dass in mehreren Varianten äquivalenter, z. T. synonymischer Gebrauch von Design zu vorhandenen einheimischen oder bereits früher übernommenen anderen Lexemen üblich geworden ist: Konzept, Skizze/Ambiente, Look, Manier, Stil, aber auch Logo, Label, Styling/Image, Profil.

Design ist in den verschiedenen Verwendungen in unterschiedlichen Textsorten zu finden:

Interview: Ihr Design hat damals Aufsehen erregt. Aber die Kleider haben sich doch wohl nicht so gut verkauft, oder? (›Entwurf, Muster‹)

Reportage: Auf engem Platz sind viele erstklassige Designs zu sehen. (›Modelle‹, ›Muster‹) … im Design der fünfziger Jahre … (›Stil‚ Aussehen‹)

Sportbericht:das Design der deutschen Fußballmannschaft (›Trikot-Stil/-Schnitt …‹)

Porträt: Er studierte von 1986 bis 1989 »Design« in München. (›Studienfach‹)

Bericht: Es fahren schon neue Polizeiautos im blauen Design. (›Farbe‹)

Werbeplakat: Im Thüringer Kamin-Atelier. Kamine – Kachelöfen – Elektrokamine. In allen Designs. (›Ausführung, Varianten‹)

Auch in Wortgruppen mit dem Kern Design werden Bedeutungsangaben des Lexems durch semantisch-thematische Verbindung mit seinen adjektivischen Textnachbarn offenbar, die unter verschiedenen Aspekten zusammengefasst werden können, z. B.:

  • ›auf die Art der Wahrnehmung des Entwurfs/Modells/Produkts bezogen‹: akustisches, optisches (auch farbbezogen: blaues, graues), aerodynamisches Design
  • ›auf die Herkunft des Entwurfs/Modells/Produkts bezogen‹ (›lokal und stiltypisch)‹: amerikanisches, britisches, französisches, deutsches, italienisches Design
  • ›Entwurfs-/Modell-/Produktcharakteristika betonend‹: unverwechselbares Design
  • ›die ästhetische Wirkung der Muster/Modelle/Produkte bezogen‹: ansprechendes, ästhetisches, edles, geschmackvolles, gutes, makelloses, form-/schönes Design
  • ›nach Ausstattung und Material über dem Durchschnitt und wertvoll [und auch schön]‹: ausgesuchtes, ausgezeichnetes, edles, erlesenes, exklusives, hervorragendes Design
  • ›auf den Zeitgeist bezogen gewertete Entwürfe/Modelle/Produkte‹ (›aktuell markiert‹): cooles, modernes, modisches, neues, schickes Design
  • (›vergangenheitsbezogen‹): aufgefrischtes, klassisches, legendäres, tradiertes Design • (›zukunftsbezogen‹): futuristisches Design
  • ›die Kreativität betreffend‹: avantgardistisches, dynamisches, kraftvolles, kreatives, pralles, originelles, unverwechselbares Design
  • ›auf negative Färbung verweisend‹: ausgeklügeltes, eigenwilliges, extravagantes Design
  • ›auf Angemessenheit gegenüber Nutzern/Umwelt bezogen‹: menschenfreundliches, kinderfreundliches, ökologisches Design

4.2 Design in Wortbildungskonstruktionen

Design kann in Wortbildungskonstruktionen – in unterschiedlichen Gebrauchsvarianten – als Konstituente mit anderen in semantischer Beziehung stehen:21

a) Design als Bestimmungswort in Zusammensetzungen, z. B.:

  • Designstudium, -begriff, -theorie, -geschichte (= Design als »Fach«)
  • Designerkleidung, -möbel, -wohnung, -fahrrad, eine Art Designerbett (= eigentlich: Benennungsmotivation ›X, das von Designern gemacht ist‹ in Subjekt-Objekt-Relation; aber mit Konnotationen ›künstlerisch kreiert‹, ›also besonders‹, ›also hochwertig‹)22
  • Designersaat, -gemüse, -raps, -baby, -mensch, -molekül, -benzin, -droge, … (= ›künstliches/ synthetisches, der Natur nachgebildetes Objekt‹)

b) Design als Grundwort in Zusammensetzungen: Bei diesen Zusammensetzungen kommt es nicht selten vor, dass sich auf den ersten Blick klar scheinende semantische Verhältnisse zwischen Grund- und Bestimmungswort (wie etwa die ›Handlung-Objekt-Beziehung‹ in Mode-, Body-, Food-Design) bei näherer Betrachtung als weitaus komplexer und komplizierter herausstellen, wenn nämlich darüber hinaus auch inhaltliche Bezüge zu unterschiedlichen Handlungsträgern, -motiven, -bedingungen usw. einbezogen sind, wodurch auch Variationen des eigentlichen Handlungsprozesses Design angezeigt werden – wie es die folgenden Bedeutungsbeschreibungen zeigen:

  • So geht es bei Modedesign um künstlerisch geprägtes Entwerfen und Gestalten von neuen anspruchsvollen Kleidermodellen und -moden durch ausgebildete Mode-Fachleute.
  • Bodydesign hingegen ist das ›[Um-]Gestalten‹ eines menschlichen Körpers bzw. bestimmter seiner Teile durch chirurgisches Eingreifen und/oder sportive Aktion, fremdgesteuert von Medizin- bzw. Sportspezialisten sowie selbstgesteuert vom »Design-Objekt« Mensch, um mit dem so veränderten Körper Kulturmaßstäben zu entsprechen, die für die sogenannte ideale Normfigur gelten.
  • Food-Design umfasst die Gestaltung sowie Nach- und Umgestaltung von a) Lebensmitteln, von b) Ernährungsverhalten − durch a) chemische, technische, gentechnologische Verfahren (künstlich) erzeugt bzw. durch b) (öffentlich werbewirksame) Persuasion gesteuert.

Abschließend noch einige Reihen von Design-Zusammensetzungen mit unterschiedlichen Bedeutungsbeziehungen zwischen Design und seinem Bestimmungswort:

  • Handlung-Objekt-Beziehung mit Gestaltungsresultaten wie:
    • materielle Objekte: Automobil-, Möbel-, Mode-, Textil-, Schmuck-, Tapeten-Design
    • auditive/visuelle Phänomene: Akustik-, Klang-, Ton-, Sound-; Grafik-, Foto-Design
    • komplexe Szenarien und Dekorationen als Objekte: Erotik-, Set-, Shop-Design
    • ideell-virtuelle Objekte: Beziehungs-, Corporate-, Personality-, Star-, System-Design
  • Vergleichsrelation (nur scheinbar Objekt-Material/Stoff-Relation: Holz-, Glas-, Leder-, Metall-, Porzellan-, Stahldesign (denn z. B. ist Geschirr im Porzellandesign nicht solches aus Porzellan, sondern aus anderem, so gestalteten Material, dass es dennoch wie aus Porzellan gemacht wirkt)
  • Handlungs-Gradations-Relation (= das Gestaltungsresultat in einem Wertrahmen): No-name-, Original-, Trivial-, Spitzen-Design

5. Fazit – Drei Sätze zum Abschluss

  1. Design als Wort und Bauhaus als Sache/Kunstrichtung der Moderne – beide markieren wesentliche soziokulturelle wie sprachlich-kommunikative Momente des 20. Jahrhunderts.
  2. Bezeichnungen wie Bauhaus-Stil, Bauhaus-Design oder Bauhaus-Formgestalter, Bauhaus-Designer werden meist als Synonyme verwendet und verstanden, können aber manchmal auch Hinweise zu Entwicklungen dieser Kunstschule akzentuieren.
  3. Letztlich aber gilt: Der Charakter der Bauhaus-Bewegung offenbart sich erst durch ihre handwerklich wie künstlerisch gereiften Werke, die so schlicht wie genial und eben deshalb sicher dauerhaft wertvoll sind. 

1 In diesem Beitrag wird, anknüpfend an den üblichen Sprachgebrauch, vereinfacht und knapp von Bauhaus gesprochen, auch wenn Kunstwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Kunsthistorikerinnen und -historiker bekanntermaßen mit Recht darauf verweisen, dass mit diesem Ausdruck die Vielschichtigkeit jener handwerklich-künstlerisch ausgereiften Stilrichtung (mehrere Schulen, Orte, Direktoren, Phasen mit unterschiedlichen Schwerpunkten) nicht zu fassen ist – vgl. etwa Wulf Herzogenrath, Das Bauhaus gibt es nicht. Berlin 2019.
2 So vermerkt von Walter Steinmeier in seiner Rede am 16.01.2019 an der Berliner Akademie der Künste, online abrufbar unter www.bundespraesident.de.
3 Zitiert nach www.designwissen.net; diese Internetseite ist derzeit allerdings offline.
4 Zitiert nach https://www.connox.de/designwissen/bauhaus.html, der Internetseite der Connox
GmbH (zuletzt aufgerufen am 08.08.2019).
5 Vgl. Duden, Band 1, 27. Aufl. Berlin 2017, S. 340.
6 Hier im Anschluss an: Wilhelm Schellenberg, Design statt Dasein? Beobachtungen zu einer »Wortbiographie«, in: Inge Pohl (Hg.), Semantik und Pragmatik – Schnittstellen, Frankfurt/Main u. a. 2008 (= Sprache – System und Tätigkeit 59), S. 441–473. Darin finden sich u. a. auch theoretische Erörterungen zum (Design-)Begriffs- und Bedeutungswandel und zur Wortbildung sowie zahlreiche Beispiele.
7 So heißt es in Hans Ulrich Reck, Von der geschmeidigen Regellosigkeit der Regeln. Einschnitte, Schwellen, Grundierungen, Maximen der neuzeitlich-modernen Künstlerausbildung von der Renaissance bis zur Gegenwart im Techno-Imaginären, Köln 2001: »In der Geschichte der Kunst spielt das Disegno die Rolle eines absoluten, vorgegebenen, alle Dinge und Relationen umfassenden Maßes.« (S. 19)
8 Vasari selbst resümiert dazu: »Die Zeichnung (disegnio), der Vater unserer drei Künste Architektur, Bildhauerei und Malerei, geht aus dem Intellekt hervor und schöpft aus vielen Dingen ein allgemeines Urteil, gleich einer Form oder Idee aller Dinge der Natur, die in ihren Massen überaus regelmäßig ist. So kommt es, dass die Zeichnung nicht nur in den menschlichen und tierischen Körpern, sondern auch in den Pflanzen, Gebäuden, Skulpturen und Gemälden das Maßverhältnis des Ganzen in Bezug auf die Teile und das Maßverhältnis der Teile untereinander zum Ganzen erkennt. Und da aus dieser Erkenntnis eine bestimmte Vorstellung (concetto) entspringt und ein Urteil, das im Geiste die später mit der Hand gestaltete und dann Zeichnung genannte Sache formt, so darf man schließen, dass diese Zeichnung nichts anderes sei als eine anschauliche Gestaltung und Klarstellung der Vorstellung, die man im Sinn hat, und von dem, was ein anderer sich im Geiste vorstellt und in der Idee hervorgebracht hat.« (Zitiert nach Quellen bei Reck 2001, S. 16)
9 Vgl. Wolfgang Pfeifer, Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Berlin 1989, S. 273 f.
10 W. Bodeusch, Fremdwörterbuch. Vermehrt durch die gebräuchlichsten lat., frz., engl. u. ital. Sprichwörter, Langensalza 1875; Wilhelm Hoffmann, Allgemeines Fremdwörterbuch zur Verwendung und Erklärung der in unserer Sprache vorkommenden fremden Ausdrücke: Mit Angaben ihrer Abstammung, Aussprache u. Betonung, Leipzig 1865; Friedrich Mann, Kurzes Wörterbuch der deutschen Sprache, Langensalza 1883.
11 Vgl. Shorter Oxford: 1. A plan or scheme conceived in the mind of something to be done; the preliminary conception of an idea that is to be carried into effect by action; a project – 1593; 2. Purpose. Aim, intention 1588; 3. The thing aimed at – 1657; Contrivance in accordance with a personceived plan – 1665. Das Online Etymology Dictionary gibt als Belegzeitpunkt 1548 an und stellt zum aktuellen Sprachgebrauch fest: »many modern uses of design are metaphoric extensions«.
12 Katrin Albrecht, Was ist Design?, 2005. Online abrufbar unter http://www.bjoernachimschmidt.de/_archiv/designcenter-muenchen/wissen/was-ist-design/was-ist-design.html (zuletzt aufgerufen am 08.08.2019).
13 Die USA-Design-Entwicklung müsste gesondert eingehender betrachtet werden, beispielsweise der Einfluss des Designs der 1744 von emigrierten Engländern gegründeten Shaker-Sekte bis heute (da z. B. Möbel im Shaker-Design hochgeschätzt sind). Ihre funktional-ästhetischen Leitsätze (Regelmäßigkeit ist schön, In der Harmonie liegt große Schönheit, Schönheit beruht auf Zweckmäßigkeit, Ordnung ist der Ursprung der Schönheit, Was in sich selbst den größten Gebrauchswert
birgt, besitzt auch die größte Schönheit) sind dann später »in fast gleichem Wortlaut in die verschiedensten Designtheorien eingegangen« – s. Thomas Hauffe, Schnellkurs Design, Köln 1995, S. 23.
14 Walter Gropius, Bauhaus-Manifest, Flugblatt, 1918. Online abrufbar unter: www.kunstzitate.de/bildendekunst/manifeste/bauhaus_1919.htm (zuletzt aufgerufen am 08.08.2019).
15 Walter Gropius, Idee und Aufbau des Bauhaus, 1923. Online abrufbar unter: www.kunstzitate.de/bildendekunst/manifeste/bauhaus_1923.htm (zuletzt aufgerufen am 08.08.2019).
16 Wie schwierig dieses »Ankommen« im deutschsprachigen Raum sein konnte, zeigen diese Beispiele: Eine Untersuchung zur österreichischen Pressesprache zeigt, dass Designer anfangs von Lesern als ›Fliegentöter‹ missverstanden wurde (angelehnt an Desinfektor) – ähnlich wie Stress mit ›Männerbekleidung‹ (Dress) oder Bodybuilding mit ›Kegelspiel‹ (Bowling) erklärt wurde (vgl. Wolfgang Viereck, Karin Viereck, Ingrid Winter, Wie englisch ist unsere Pressesprache?, in: Grazer Linguistische Studien 2/1975, S. 205–226). Auch Fragen zum Bedeutungsunterschied von Design und Dessin (Sprachpflege, 1985, S. 58) oder zum Gebrauch von designen und designt (Sprachdienst 1994, S. 187) gehören dazu. – Kurios ist das Urteil in einer weitaus späteren Internet-»Alltagsbeobachtung«, in der der Schreiber mit seinen kritischen Bemerkungen eine gewisse Unkenntnis offenbart: Das »peppige Schrankwandmodell« vieler Deutscher »sieht so nach Design aus. Wobei das Wort ›Design‹ vom Durchschnittsbewohner gern ›Dessin‹ geschrieben wird. Diese Schreibweise findet man vor allem in Versandkatalogen für Bettwäsche […]« (vom 09.11.2005, Internetseite nicht mehr abrufbar). – Vgl. Dessinateur ›Musterzeichner [im Textilgewerbe]‹.
17 Eine Auskunft der DDR-Zeitschrift Sprachpflege (Heft 4/1985, S. 58) verweist darauf, dass aber in der DDR – entgegen dem Gebrauch der anderen deutschsprachigen Staaten – zunächst Formgestaltung beibehalten und Design offiziell erst Mitte der 70er üblich wurde: So hieß die jährliche Auszeichnung des »Amtes für industrielle Formgestaltung« ab 1978 auch »Designerpreis der DDR« und zeitgleich wurde auch das Prädikat »Design« für »Spitzenerzeugnisse der Konsumindustrie« vergeben.
18 Belege dafür finden sich bereits seit Mitte der 60er Jahre (vgl. Fremdwörterbuch 1999, siehe Fußnote 21). In den berufsbezogenen Gebrauch von Gestalter/Designer wurde später auch sprachregulierend eingegriffen: Gestalter wie Silberschmiede, Diamantschleifer, Holzspielzeugmacher, Modisten usw. verarbeiten nach »einheitlicher betrieblicher Berufsausbildung« (S. 54) Materialien »aller Art«, »streben künstlerische Gestaltung der Gegenstände an«, wobei »häufig der eigene Entwurf« zugrunde liegt (S. 121); Foto-, Grafik-, Industrie-, Mode-, Textil-Designer usw. sind wie Maler oder Bildhauer »bildende Künstler« nach Abschluss eines Studiums, das »bei entsprechender Begabung« der Bewerber nicht immer »bestimmte Bildungsabschlüsse« voraussetzt (S. 385). – Bundesanstalt für Arbeit Nürnberg (Hg.), Beruf aktuell, Bonn 1993/1994.
19 Sabine Krome, Helmut Walther, Wörter, die Geschichte machten. Schlüsselbegriffe des 20. Jahrhunderts. Gütersloh, München 2001, hier S. 9 f.; vgl. auch das Gemeinschaftsprojekt Jahrhundertwort von Kulturzeit/3sat, Suhrkamp, Süddeutscher Zeitung, Gesellschaft für deutsche Sprache e. V., vorgestellt in: Die Zeit, Nr. 48/1998.
20 Gerhard Strauß, Heidrun Kämper, Isolde Nortmeyer, Oda Vietze, Deutsches Fremdwörterbuch, ²1999, Bd. 4. Online-Wörterbücher zeigen, dass diese und ähnliche Design-Bedeutungsangaben auch heute noch gelten.
21 Wortbildungstheoretisch können solche Beziehungen (oft) modellhaft abgebildet werden. Diesbezügliche Erläuterungen zu Design als Konstrukt-Komponente s. Wilhelm Schellenberg (2008, S. 457 ff.) – In diesem Beitrag geht es darum, solche Zusammenhänge nur exemplarisch anzuzeigen, z. B.: Bauhaus-Design (Subjekt-Objekt-Beziehung: ›Design, das/wie es das Bauhaus hervorbringt‹); (Möbel im) Holzdesign (Vergleichsbeziehung: ›Möbel wie aus Holz; Möbel aus Material X, das der Natur des Holzes nachempfunden gestaltet ist‹). Auch die Rollen von -er als Suffix bzw. Fugenelement (vgl. Designer-Atelier, Designergemüse), die in o. g. Beitrag angesprochen werden, bleiben hier außer Betracht.
22 Dabei ist wohl festzustellen, dass Design schon Affixoid-Charakter hat – ähnlich dem Bilderbuch in Zusammensetzung mit -ehe, -urlaub, -wetter usw.: Bilderbuch– hat statt seiner Ausgangsbedeutung über den Vergleich ›wie im Bilderbuch‹ nun die Bedeutung ›ideal‹ erhalten. Für Design in Designermöbel kann dann über ›künstlerisch ausgeführt‹ die Wertung ›mit gehobener Ausstattung und so teuer‹ gelten.


Der Autor

Prof. Dr. Wilhelm Schellenberg ist Mitglied des Gesamtvorstandes der GfdS. Er war bis 2009 Hochschullehrer der Germanistischen Sprachwissenschaft an der Universität Erfurt und bis 2010 Leiter des Erfurter GfdS-Zweiges.