Einleitung zum Themenheft: Deutsche und europäische Sprachenpolitik
Die vorliegende Ausgabe der Muttersprache ist ein Themenheft zur Sprachenpolitik in Europa. Es dokumentiert Beiträge des Symposions »Deutsch im vielsprachigen Europa«, das die Gesellschaft für deutsche Sprache vom 23. bis 25. November 2006 in Berlin abgehalten hat. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts »Die Macht der Sprache« statt, das vom Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sprachrat und weiteren Institutionen getragen wird, und sie bildet die Fortsetzung einer gleichnamigen Tagung, die die GfdS im Jahre 2001 in Brüssel durchgeführt hat; vgl. Rudolf Hoberg (Hg.): Deutsch – Englisch – Europäisch. Impulse für eine neue Sprachpolitik. Mannheim 2002 (= Thema Deutsch, Bd. 3).
Das Symposion war in zwei thematische Sektionen gegliedert: Die Sektion I mit dem Titel »Deutsche und europäische Sprachenpolitik« fand unter der Leitung von Professor Dr. Rudolf Hoberg (Gesellschaft für deutsche Sprache) und Professor Dr. Sandro Moraldo (Universität Bologna) statt. Die Referate dieser Sektion werden in diesem und dem folgenden Heft der Muttersprache abgedruckt.
Thema und Titel der Sektion II war »Sprache(n) und Recht«. Die Leitung hatten Professor Dr. Gerd Antos (Universität Halle-Wittenberg) und Dr. Karin M. Eichhoff-Cyrus (Gesellschaft für deutsche Sprache). Zur Dokumentation dieser Beiträge ist eine Buchpublikation in der Reihe Thema Deutsch in Vorbereitung (erscheint 2008). Zusätzlich zu den Referaten aus den thematischen Sektionen gab es einen Eröffnungsvortrag von Dr. Norbert Lammert (Präsident des Deutschen Bundestages), der in der Zeitschrift Der Sprachdienst (6/06) dokumentiert ist. Zwei weitere Plenarvorträge von Brigitte Zypries (Bundesministerin der Justiz) zum Thema »Juristendeutsch: Handwerkszeug oder Herrschaftsmittel« und von Professor Dr. Joachim-Felix Leonhard zum Thema »Man spricht Deutsch: Spricht man Deutsch?« sind ebenfalls im Sprachdienst (Ausgaben 1/07 und 2/07) abgedruckt.
Die Beiträge in dieser Ausgabe der Muttersprache befassen sich mit Themen der Sprachenpolitik aus unterschiedlichen Perspektiven und mit kontroversen Positionen zur Frage, welche Zukunft die deutsche Sprache in Europa und in den EU-Institutionen hat bzw. haben sollte. Thematisiert wird in diesem Zusammenhang auch die heutige und künftige Position des Englischen sowie die Problematik, der sich so genannte »kleine« Sprachen und deren Sprecher/-innen im Zusammenhang mit Sprachenpolitik gegenübersehen. Zusammen betrachtet ergibt sich eine vielstimmige Diskussion und ein über den einzelnen Beitrag hinausweisender Austausch von Argumenten und Meinungen. So besteht die Möglichkeit, sich ein umfassendes Bild über die aktuelle Lage der europäischen Sprachenpolitik zu machen, wie sie sich nach den EU-Erweiterungen der letzten Jahre (nicht eben einfacher) gestaltet. Es sind aber auch Lösungsansätze zu erkennen, die sich trotz aller inhaltlichen Differenzen unter dialog- und kompromissbereiten Partnern abzeichnen.