Farbreihe der Redewendungen: Schwarz, Weiß, Grau
Als Abschluss unserer Farbreihe sollen nun noch die sogenannten unbunten Farben thematisiert werden. Mit Schwarz von alt- und mittelhochdeutsch swarz sowie Weiß von althochdeutsch (h)wīȥ und mittelhochdeutsch wīȥ schauen wir uns damit zwei vollkommen gegensätzliche Sinneswahrnehmungen an: Schwarz schluckt alles Licht, Weiß hingegen reflektiert es. Grau als Zwischenton kommt noch hinzu, es geht auf althochdeutsch grāo zurück, was die Bedeutung ›schimmernd, strahlend‹ trug. Davon kann heute kaum noch die Rede sein.
Jemandem den schwarzen Peter zuschieben/zuspielen
Wenn man etwas Unangenehmes von sich auf eine andere Person abwälzt, hat man dieser den schwarzen Peter zugeschoben. Die Wendung bezieht sich auf das bekannte Kartenspiel »Schwarzer Peter«. Wer es in diesem Spiel nicht schafft, die gleichnamige Karte loszuwerden, hat verloren.
Schwarzfahren
Fährt jemand schwarz, so kann er keinen Fahrschein vorweisen. Diese Redewendung ist etwa um 1900 entstanden. Die Farbe Schwarz steht für das Illegale und Unerlaubte, zudem gilt sie als Farbe der Nacht – eine Anspielung also auf dunkle Geschäfte. Ursprünglich wurde die Farbe mit dem Schmuggel verbunden, der meist nachts stattfand. Die Bedeutung weitete sich aber immer stärker aus und kann heute auch auf das unerlaubte Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln bezogen werden.
Eine weiße Weste haben
Wenn jemand eine weiße Weste hat, ist er ehrenhaft und unschuldig. Die weiße Weste war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Kleidungsstück. Schon damals stand die Farbe Weiß für Unschuld, Redlichkeit/Ehrlichkeit und Makellosigkeit. Die Wendung »eine weiße Weste haben« verbreitete sich vor allem in den 1890er Jahren.
Jemandem das Weiße im Auge nicht gönnen
Die Bedeutung, die sich hinter dieser Redewendung versteckt, hat mit dem Gefühl großen Neids zu tun. Die Wendung drückt nämlich aus, dass man jemandem nicht einmal das gönnt, was dieser von Natur aus besitzt – das Weiß in seinem Auge. Der Bedrängte, dem sein letzter Besitz genommen werden soll, zieht manchmal das untere Augenlid herunter, sodass das Weiße in seinem Auge deutlich sichtbar wird, und fragt: »Wollt ihr vielleicht auch das noch?«
Alt und grau bei etwas werden
Diese Redewendung bedeutet, dass man bei etwas sehr lang warten muss – gefühlt so lang, dass man stark altert und ergraut. Zurück geht die Redensart auf die Bibelstelle 1. Sam. 12, 2 zurück, wo sie noch in ihrer konkreten Bedeutung gebraucht wird. Mit den Worten »Ich aber bin alt und grau geworden« weist Samuel auf sein hohes Alter und die Graufärbung seiner Haare hin, als er feierlich sein Richteramt niederlegt.
Sich grau ärgern
Nicht nur bei langer Wartezeit beschweren wir uns heutzutage über graue Haare – auch durch Kummer, Sorge oder Wut beschwören wir sie herauf. Wenn wir uns grau ärgern, spielen wir auf das Grauwerden der Haare infolge dieser starken, belastenden Empfindungen an. Verbreitet wurde die Wendung ab etwa 1900.
Alles grau in grau sehen/malen
Auch mit dieser Redensart stellen wir grau als negativ konnotierte Farbe heraus. Wenn wir alles grau in grau sehen oder malen, dann stellen wir alles negativ dar, beurteilen es pessimistisch. Hinter dieser Wendung ist weder eine bestimmte Maltechnik versteckt, noch verbergen sich dahinter bestimmte Volksglaubensvorstellungen. Die Redensart ist recht jung und wird besonders auf die Beurteilung einer politischen Lage und ökonomischer Zustände angewandt.
Graue Eminenz
Schließlich kann grau aber auch eine Farbe der verborgenen Macht sein – wenn es um die sogenannte graue Eminenz geht. Diese ist eine einflussreiche (politische) Persönlichkeit, die als solche kaum nach außen in Erscheinung tritt. Oftmals agieren diese Personen im Hintergrund, indem sie Ratschläge geben und Meinungen bilden. Bei dieser Fügung handelt es sich um eine Lehnübersetzung des französischen l´Éminence grise. Das war der Beiname des Kapuzinerpaters und engsten Beraters von Kardinal Richelieum, Père Joseph. Der Kardinal wurde mit Eminenz angesprochen und da der Pater immer die graue Kapuzinerkutte trug, entstand die Fügung für den machtvollen Pater, der damals großen Einfluss auf das politische Geschehen nahm.