Ausgabe: Der Sprachdienst 6/2013

Bedeutung von Fischbein

[F] Neulich las ich in einem Text das Wort Fischbein und kann mir nichts darunter vorstellen, denn im Unterricht sind mir Beine nur bei Menschen, Säugetieren und Möbelstücken zum Beispiel begegnet.

[A] Fischbeine werden aus den großen, hornfaserigen Platten im Oberkiefer der Bartenwale (Buckelwal, Grönlandwal u. a.) gewonnen. Diese Hornplatten werden auch Barten genannt. Das Wort Barten entwickelte sich wahrscheinlich zu dem niederländischen Wort baarden, Plural von baard mit dem deutschen Äquivalent Bart, da die Hornplatten des Bartenwals große Ähnlichkeit mit herabhängenden Barthaaren aufweisen (vgl. Duden »Das große Wörterbuch der deutschen Sprache«, 4. Aufl., Mannheim 2012 [CD-ROM]).

Diese Oberkieferplatten helfen den Walen, das Plankton aus dem Wasser zu filtern, und erleichtern ihnen so die Nahrungsaufnahme. Darüber hinaus sind sie sehr steif und gleichzeitig elastisch, weshalb sie seit dem 16. Jahrhundert zu so bezeichneten Fischbeinen verarbeitet wurden. Diese dienten dann hauptsächlich als Korsettstäbe, Sonnenschirmstreben oder auch zur Versteifung von Hüten (vgl. Brockhaus-Enzyklopädie, 21. Aufl., Leipzig/Mannheim 2006). Aufgrund der knochenartigen Beschaffenheit der Hornplatte ist hier die Rede von einem Fischbein.

Das Wort Bein kommt nämlich ursprünglich aus dem Altgermanischen und steht dort noch für ›Knochen‹ (vgl. engl. bone). Bis heute ist diese Bedeutung in der Redewendung »durch Mark und Bein gehen« als auch in vielen anatomischen Zusammensetzungen erhalten, so etwa in Steißbein, Nasenbein oder Überbein (vgl. Duden »Das Herkunftswörterbuch«, 4. Aufl., Mannheim 2007). Auch im Wort Fischbein spiegelt sich diese anatomische Bedeutung heutzutage noch wider.