Ausgabe: Der Sprachdienst 2–3/2005

Gefreite vs. Gefreitin

[F] Ich bitte um Klärung einer Streitfrage. Immer wieder wird in der Süddeutschen Zeitung von der Gefreiten (nicht Gefreitin) Lynndie England gesprochen, obwohl Bezeichnungen wie Soldatin, Unteroffizierin, Offizierin oder Generalin gang und gäbe sind. Mich stört die Gefreite, da dies an eine Frau erinnert, die ein Mann freite, also ehelichte. Ist Gefreite statt Gefreitin sprachlich korrekt? Schließlich sagt man doch auch Soldatin und nicht etwa Soldate.

[A] Das Hauptwort Gefreiter leitet sich von dem Verb freien und seinem Partizip gefreit ab. So resultiert die männliche Form Gefreiter (der Gefreite), dem die weibliche – ganz korrekt gebildete – Form Gefreite (die Gefreite) zur Seite steht. Denken Sie etwa auch an Befreiter (der Befreite) und Befreite (die Befreite) oder, um an einen anderen Fall zu erinnern, Verwandter (der Verwandte) und Verwandte (die Verwandte). Soldat hingegen ist ein reguläres Hauptwort, und darum tritt hier die weibliche Endung -in hinzu.
Wir weisen jedoch darauf hin, dass Bildungen wie Soldatin und Offizierin rein sprachlich zwar korrekt sind, in der praktischen Anwendung der Bundeswehr sind sie dagegen ungebräuchlich. Da es sich bei Gefreiter, Offizier, Hauptmann, General etc. um Dienstgrade handelt, die nicht »gegendert« werden, kommen die Wortbildungen (die) Gefreite, Offizierin, Hauptfrau, Generalin usw. dort nicht vor. Ob eine Frau oder ein Mann angesprochen wird, legt die Anrede fest.
Ein Gefreiter war bei Aufkommen des Wortes im 16. Jahrhundert übrigens vom Schildwachdienst und anderen Tätigkeiten befreit.