Seit wann sagt man Hier irrt Goethe?

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[F] Gelegentlich höre ich die Wendung Hier irrt Goethe. Weiß man, vom wem sie geprägt wurde und zu welchem Anlass?

[A] Im Goethe-Jahr 1932 wurde auch die parodistische Revue Hier irrt Goethe aufgeführt, zuerst in München und später in Berlin, mit großem Erfolg übrigens. Beteiligt waren u. a. Helmut Käutner und der Musiker Norbert Schulze. Hier liegt womöglich der Ausgangspunkt für diese sprachliche Wendung, die auf die Vielzahl der Sentenzen des Altmeisters Goethe anspielt und auf die Zitate, die von seinen Schriften ausgehen.

Später ist Hier irrt Goethe auch Buchtitel geworden. So gibt es von Hanns Braun den Band Hier irrt Goethe – unter anderen. Eine Lese von Anachronismen von Homer bis auf unsere Zeit (zuerst 1937) und von Josef Eberle Hier irrt Goethe von A bis Z. Sprüche und Gegensprüche (u. a. 1973). Im Hei­matjahrbuch Kreis Ahrweiler erschien 1961 ein Aufsatz von Leo Stausberg unter jenem Titel. Es gibt sogar ein evangelisches Kirchenlied dieses Ti­tels, geschrieben zur Melodie von All Morgen ist ganz frisch und neu! und 1965 veröffentlicht. Eine Internetrecherche hat uns diese Belege leicht auffinden lassen.

Vielleicht ist die Wendung aber schon älter und von den Autoren jener Revue aufgegriffen worden. Einige Belege im Internet schreiben sie (»die legendäre Fußnote«) dem Philologen Heinrich Düntzer (1813–1901) zu, der in der von ihm besorgten Ausgabe der Werke Goethes eine Stelle mit den Worten »Hier irrt Goethe« kommentiert habe. Leider können wir mangels Spezialliteratur diesem Hinweis nicht nachgehen.

Die Wendung Hier irrt Goethe wird heute auch hie und da ohne Bezug zu Goethe selbst, sozusagen frei wie eine allgemeine Redensart verwendet und im Sinne von ›irren ist menschlich‹ gebraucht, so z. B. in einem Zeitungsartikel über den früheren Bundeskanzler Kohl (Die Zeit, 1996) und in einem Rundfunkbericht (SWR, Dezember 2006) über die Trockenle­gung der Pontinischen Sümpfe.