Bedeutung von ins Horn pfetzen/petzen
[F] Aus einem Hörprotokoll hatten wir das Sprichwort »Er ist wie ein Ochse, dem man ins Horn pfetzt« zu verschriftlichen. Dabei sind wir uns beim Wort »pfetzt« unsicher. Kennen Sie ein entsprechendes Sprichwort und was bedeutet es?
[A] Immer wieder sind es Tiere, die in Redewendungen auftreten und damit einen bestimmten Sachverhalt vermitteln, egal ob man nun »aufs falsche Pferd gesetzt hat« oder ob »da der Hund begraben liegt«. Der Ochse repräsentierte in dieser Hinsicht immer eher negative Attribute wie Dummheit oder Trägheit. So auch bei dem Sprichwort: »Dem Ochsen ins Horn pfetzen«.
Diese Redensart ist jedoch eher seltener gebräuchlich und wird laut dem »Illustrierten Lexikon der deutschen Umgangssprache« etwa seit dem 19. Jh. verwendet und bedeutet: »jem. etw. erklären wollen, obwohl dieser unfähig ist, den Sachverhalt zu verstehen; so sagen manche Lehrer zu ihren Schülern: ›Bei euch ist es so, als ob man einem Ochsen ins Horn pfetzt‹.« (vgl. Lutz Röhrich, »Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten«, Bd. 2, 1992, S. 1109).
»Pfetzen« ist sowohl im Grimmschen Wörterbuch (Leipzig, 1854) als auch im Duden (25. Auflage, Mannheim 2009) als ein Synonym für »zwicken, kneifen oder stechen« aufgeführt. Die Redewendung beschreibt also den Sachverhalt, dass es zu nichts führt, wenn man einem Ochsen in sein Horn kneift, da dieser das Kneifen nicht merkt.
Diese Redensart wurde auf den Menschen übertragen und dient als Vergleich, wenn jemand begriffsstutzig oder beratungsresistent scheint, wie man auf Neudeutsch sagt.
Zur Herkunft sind in der einschlägigen Literatur nur wenige Belege zu finden. Man könnte jedoch davon ausgehen, dass sich die Redensart im 19. Jh. aus einem realen Sachverhalt entwickelte und von ländlichen Personengruppen wie Bauern etc. aufgegriffen und als Vergleich herangezogen wurde.
Im »Wortatlas der deutschen Umgangssprachen« (Jürgen Eichhoff, Bern 1977) wird das Verb kneifen und seine dialektalen Varianten sogar geografisch eingegrenzt. Die Varianten pfetzen oder petzen lassen sich vor allem in rheinland-pfälzische und südhessische Regionen sowie Teile West-Baden-Württembergs einordnen.