Ausgabe: Der Sprachdienst 5/2021

Kann man nicht etwas gegen all die ähs und ähms tun?

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[F] Ich habe das Gefühl, in Radio und Fernsehen kann niemand mehr einen »geraden Satz« ohne die Füllwörter äh, ähm und hm formulieren, zunehmend auch gebildete Menschen. Diese Unsitte tut mir in den Ohren weh, ich empfinde das als ignorant. Können Sie nicht etwas dagegen tun?

[A] Vielen Dank für Ihre Beobachtung zur deutschen Sprache. Sicher ist die häufige Verwendung der Füllwörter äh oder ähm gerade in öffentlichen und gebildeteren Kreisen auffällig und mitunter unschön. Dennoch – und das werden alle Sprechenden (nicht nur der deutschen Sprache) selbst kennen – lässt sich das Vorkommen solcher Füllwörter in der gesprochenen, vor allem spontanen Sprache (insofern nicht geplant bzw. abgelesen) kaum vermeiden oder sogar steuern und ist somit nicht notwendigerweise als Ausdruck mangelnder Sprechfertigkeit zu beurteilen. Von institutioneller Seite ist etwas Derartiges nicht kontrollierbar oder abstellbar, jede/-r Sprechende muss für sich selbst die richtige Weise und Möglichkeit des Ausdrucks finden und nutzen.

Dass Sie das Phänomen der Füllwörter besonders in gebildeten Kreisen beobachten, mag daran liegen, dass diese Personen sich – zumal in Rundfunk oder Fernsehen – besonders gewählt ausdrücken oder etwas Informatives vermitteln möchten und somit für ihre Satz- und Sprachplanung ein wenig mehr Zeit benötigen als ihnen die normale Sprechgeschwindigkeit lässt. Durch die Verwendung von Füllwörtern gewinnen sie Zeit. Mittlerweile gibt es erste empirische Studien, die gezeigt haben, dass Füllwörter wie äh und ähm tatsächlich eine (kognitive) Funktion haben, sie dienen als Pause und damit als Möglichkeit für die Sprechenden, den (semantisch wie syntaktisch) passenden Anschluss zu finden.