Bedeutung von lukrieren
[F] Ich bin Übersetzerin und arbeite in Bratislava. In einem von mir zu bearbeitenden Text kommen zwei Wörter vor, die mir sind unklar sind: Klagsschrift und lukrieren (»die Klagsschrift wird vorbereitet« und »um das optimale Leistungsvolumen zu lukrieren«). Wie sind sie zu verstehen? Sind sie korrekt?
[A] Beide Wörter, nach denen Sie fragen, sind durchaus korrekt, sie gehören allerdings der österreichischen Sprachvariante des Deutschen an. Die deutsche Standardsprache zeigt ja regionale bzw. nationale Besonderheiten, und diese werden gerade in dem 2004 erschienenen Variantenwörterbuch des Deutschen lexikographisch beschrieben. So wird denn auch unter dem Stichwort Klags– auf das österreichische Deutsch verwiesen mit einigen Beispielwörtern wie Klagsdrohung, -einbringung, -legitimation. Das von Ihnen genannte Substantiv Klagsdrohung gehört in diesen Kontext. In Deutschland heißt es allgemein Klageschrift. Das sog. Fugen-s hat ja seine Domäne im süddeutschen und im österreichischen Raum.
Das Verb lukrieren geht wie das heute geläufige Adjektiv lukrativ (›gewinnträchtig, einträglich‹) und das veraltete Substantiv Lukrum auf das Lateinische zurück, was ältere Fremdwörterbücher noch recht ausführlich darlegen (lucrum meinte ›Gewinn, Vorteil‹, lucrare bzw. lucrari ›gewinnen, einen Vorteil ziehen, profitieren‹, lucrativus ›gewonnen, erübrigt‹). Im Österreichischen hat sich lukrieren bis heute allgemein gehalten, während im Binnendeutschen dieses Verb selten ist und als veraltet gilt. Auch dies ist im genannten Variantenwörterbuch gut nachzulesen.