28. Juni 2019
Marie und Paul, Sunshine und Swaantje. Info-Workshop rund um Vornamen
Zu dieser Veranstaltung trafen sich am 26. Juni 2019 Mitarbeitende von Standesämtern in Wiesbaden und Umgebung mit den Personen, die in der Namenberatung tätig sind – den Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftlern der Gesellschaft für deutsche Sprache. Einige von ihnen kannten sich bereits durch den telefonischen Kontakt und freuten sich nun über die persönliche Begegnung und den Fachaustausch.
In kurzen Impulsreferaten stellte Annika Hauzel (Foto links) »Eigennamen als Bestandteil des Sprachschatzes« vor und Frauke Rüdebusch (Foto rechts) sprach über die „Aktuelle Vornamenarbeit bei der GfdS«. Einen Blick in die Geschichte präsentierte Dr. Lutz Kuntzsch zur »Vornamenarbeit historisch in Lüneburg, Leipzig und Wiesbaden«. Zu unserer besonderen Freude berichtete Anne Lorenz, Standesamt Wiesbaden, über ihre »Arbeit mit Vornamen im Standesamt«.
Damit waren Ideen für die anregende Diskussion gegeben, die auf den Vortragsteil folgte. Es gab einen regen Austausch über Vornamentendenzen ebenso wie um die Eintragungsmöglichkeit von fraglichen Vornamen und dabei besonders um geschlechtsneutrale Varianten. Besonders interessant stellte sich dabei heraus, welche Herangehensweisen an dasselbe Thema es aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln gibt: einerseits aus dem Arbeitsbereich der Standesbeamtinnen und -beamten, die die juristische Entscheidung über die Vornameneintragung zu treffen haben, andererseits aus der Sicht der Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die den sprachlichen Hintergrund klären und damit die Basis für die Einschätzung schwieriger Vornamen bereiten. So gewährte die GfdS an diesem Tag Einblicke in ihre Vornamenarbeit und führte quasi Vornamenberatung im Dialog mit den Praxispartnerinnen und -partnern durch.
Nach einer Pause schauten die Teilnehmenden gemeinsam den Film »Der Vorname« – eine Filmkomödie von Sönke Wortmann aus dem Jahr 2018 als Neuverfilmung des gleichnamigen französischen Werkes von Alexandre De La Patellière und Matthieu Delaporte. Die darin gezeigte Debatte um die Frage, ob man sein Kind Adolf nennen darf, führt im Film dazu, dass sich ein gemütlicher Abend zu einer wahren Familienschlacht entwickelt. Beim Publikum der GfdS sorgten die Diskussionen für Heiterkeit und führten zu Reflexionen über die Arbeit mit Vornamen.
Und – darf man sein Kind nun Adolf nennen? Rein rechtlich ist das tatsächlich kein Problem, und es gibt noch immer Eltern, die ihren Kindern diesen Namen geben. Fakt ist jedoch, dass der Name historisch vorbelastet ist; gerade in Deutschland ist die Tatsache, dass ein bekannter Namensträger zu einem der schlimmsten Verbrecher an der Menschheit wurde, noch lange nicht vergessen. Aus gesellschaftlicher Sicht rät die GfdS daher, es sich gut zu überlegen, ob der Nachwuchs tatsächlich eine so schwere Bürde tragen soll.
GfdS