Muttersprache 1/2010

Pittner, Karin
Selber und selbst als Wortbestandteile

Während selber und selbst als selbständige Lexeme weitgehend die gleichen Funktionen übernehmen und selber als umgangssprachliche Variante zu selbst aufgefasst werden kann, übernehmen diese Elemente bei wortinternem Auftreten unterschiedliche Funktionen. Selber zeigt an, dass eine Handlung ohne fremde Hilfe ausgeführt wird. Es tritt in wenig lexikalisierten Bildungen mit niedriger Frequenz auf. Selbst übernimmt wortintern dagegen meist eine reflexive Funktion, indem es die Identität von Agens und Patiens anzeigt.

German has a colloquial variant of selbst, namely selber, which fulfills by and large the same functions as selbst when used as a lexeme. Word-internally, these elements serve different functions: Whereas selber indicates that an action is carried out without help, self is mainly used reflexively and indicates the identity of agent and patient.

Scheller-Boltz, Dennis
Sind Konfixe immer basisfähig? Ein Beitrag zu morphologischen Eigenschaften von Konfixen

Dass Konfixe weder Wörter noch Kurzwörter sind, wurde in der deutschen Wortbildungslehre hinreichend geklärt. Die interessante Frage ist nunmehr die Abgrenzung von Konfix und Affix. Seit geraumer Zeit wird dafür das Kriterium der Basisfähigkeit bemüht, welches Konfixe angeblich aufweisen, Affixe hingegen nicht. In diesem Zusammenhang wird zunehmend auf die von Donalies eingeführte Unterscheidung zwischen mittelbar und unmittelbar basisfähig zurückgegriffen. Doch ist es wirklich die Basisfähigkeit, die Konfixe auszeichnet? Wie lässt sich dann beispielsweise euro– als Konfix bestimmen – was es durchaus ist –, ist es doch weder mittelbar noch unmittelbar basisfähig. Der vorliegende Beitrag soll zeigen, dass Basisfähigkeit bei der morphologischen Einordnung von Konfixen nur bedingt weiterhilft. Dagegen wird der Vorschlag unterbreitet, die Kombinationsmöglichkeiten von Konfixen stärker zu berücksichtigen, um auf diesem Wege vielleicht zu einer Abgrenzung zwischen Konfix und Affix zu gelangen.

The concept that confixes are neither words nor clippings is no longer contested in the theory of German word formation. Scientific debate now focuses on the question what distinguishes a confix from an affix. For some time now, it has been suggested that the main difference lies in the potential to form bases, a potential which is said to be characteristic of confixes, but not of affixes. In this context, theorists take increasingly recourse to the distinction between the ability to form bases directly and the ability to form bases indirectly as suggested by Donalies. Yet, is it really the ability to form bases which characterizes confixes? How can we characterize euro– as a confix for example – which it certainly is – in the face of its inability to form bases neither directly nor indirectly? This article aims to show that as a criterion the potential to form bases is only of limited help when trying to assign confixes to a morphologic category. Instead, I suggest paying more attention to the various combinations in which confixes appear. This criterion may be more appropriate as a means to distinguish confixes and affixes.

Kilian, Jörg/Isermann, Jan
Sprachkompetenz im Bereich »Wortschatz und Semantik«. Linguistische und didaktische Anmerkungen zur Diagnose und Förderung lexikalischsemantischen Wissens am Beispiel einer Fallstudie

Lässt sich der Ist-Zustand des Wortschatzes von Kindern und Jugendlichen der Sekundarstufen quantitativ und qualitativ erfassen, beschreiben und insbesondere vor dem Hintergrund der Vermutung defizitbedingter Lernschwierigkeiten in ein Verhältnis zu einem Soll-Zustand setzen? Der vorliegende Beitrag erhebt keineswegs den Anspruch, derartige Fragestellungen abschließend zu beantworten. Vielmehr verfolgt er das Ziel, auf der Grundlage eines kleinen empirisch gestützten Einblicks in das mentale Lexikon von Schülerinnen und Schülern die Notwendigkeit der gesteuerten Förderung lexikalisch-semantischen Wissens zu belegen, essentielle Desiderate der linguistischen und didaktischen Forschung im Bereich »Wortschatz und Semantik« offenzulegen und mögliche Lösungsansätze für die aufgeworfenen Probleme zu diskutieren. In der kleinen Fallstudie wurde der produktive Wortschatz von rund 80 Schülerinnen und Schülern der fünften und sechsten Klassenstufen einer Hauptschule mit Hilfe eines für Vorschulkinder standardisierten Testverfahrens erhoben. Während den Probanden im Durchschnitt ca. 20 % der erfragten Items nicht bekannt waren, offenbart der auf einzelne Parameter konzentrierte Blick noch schlechtere Werte. Letztere wurden als Ausgangspunkt der Erprobung unterschiedlicher Ansätze der Sprachförderung genommen, die im Beitrag vorgestellt und diskutiert werden. Insgesamt möchte der Beitrag ein Plädoyer sein für die Wiederaufnahme linguistischer und didaktischer Forschungen zur Diagnose und Förderung lexikalisch semantischen Wissens.

Is it possible to grasp the actual state of size and quality of vocabulary knowledge of 5th and 6th grade learners? And is it possible to describe their vocabulary knowledge, particularly against the background of supposed deficit-conditioned learning difficulties in relation to a target state? By no means the present article raises the claim to answer such questions finally. On the basis of a small empirical look inside the mental lexicon of learners it rather pursues the aim to accentuate the need for a support of lexical-semantic learning within the framework of first language acquisition at school. The authors discuss results of a small case study they started in order to collect data on production vocabulary of about 80 learners with the help of a test standardised for preschool children. On average approx. 20 % of the lexical items tested were not known; a closer look upon single parameters reveals even worse values. These values, however, were taken as the starting point to explore different approaches to support lexical and semantic learning that are described and discussed critically. All in all, the article would like to be a plea for new researches on the diagnosis and support of lexical-semantic knowledge.

Szurawitzki, Michael
Wie lässt sich Sprache in sozialen Internet-Netzwerken untersuchen? Grundlegende Fragen und ein Vorschlag für ein Analysemodell

Im vorliegenden Beitrag wird ein Modell zur Analyse der Sprache sozialer Netzwerke im Internet entworfen. In der einschlägigen Forschung existiert bisher kein Raster, das speziell auf die Untersuchung der Sprache von Diensten wie Facebook usw. abgestimmt ist. Das hier vorgeschlagene Modell versucht diese Lücke zu schließen und versteht sich als Diskussionsangebot.

In this paper, an analysis model for the language of online social networking sites is developed. The research to date lacks a model that has been specifically designed to analyse the language of sites such as Facebook etc. The model proposed here tries to fill the gap indicated and to trigger further discussion

Uslu, Zeki
Zu Schwierigkeiten türkischer Muttersprachler bei deutscher Relativsatzbildung

Diese Studie beschäftigt sich mit den Schwierigkeiten, mit denen türkische Muttersprachler beim Erlernen deutscher Relativsatzbildung konfrontiert werden. Um diese Schwierigkeiten zu verifizieren, wurde unter Studierenden der DaF-Abteilung der Universität Dicle-Diyarbakır eine Untersuchung, die aus einer Befragung und einigen Testaufgaben bestand, durchgeführt. Die Fehler der getesteten Deutschstudenten wurden einer Analyse unterzogen. Das Ergebnis zeigte, dass die Schwierigkeiten insbesondere in der Übersetzungsrichtung vom Türkischen ins Deutsche auftreten. Falscher Kasus, die Verwendung des Subjunktors »dass« sowie die Anwendung der Possessivpronomen anstelle der attributiven Pronomen »dessen« und »deren« wurden als häufig auftretende Fehler herausgefunden. Die Gründe dafür werden im Folgenden ausführlich erklärt. Ebenso werden didaktisch-methodische Vorschläge für den fremdsprachlichen Deutschunterricht gemacht, die helfen sollen, diese Schwierigkeiten zu beheben oder zumindest zu verringern.

The subject of this study are the difficulties that native speakers of Turkish face in learning German relative clause constructions. To identify these difficulties, a survey as well as a test have been carried out at the University Dicle-Diyabakır among pupils in the department German as a foreign language (DaF). An analysis of the mistakes showed that there are particular problems regarding the translation of Turkish sentences into German. This article presents the results of the study in some detail and makes proposals for the instruction of German under a didactic and methodological perspective to avoid or at least reduce the difficulties of learners and teachers.

Schneider-Wiejowski, Karina
Komplexe syntaktische Konstruktionen nach der rechten Satzklammer: Eine Korpusstudie

In diesem Aufsatz wird eine korpusgestützte Studie zur Besetzung des Nachfeldes deutscher Sätze vorgestellt. Es wird untersucht, welche Konstruktionen bevorzugt in dieser Position auftreten. Dabei wird zwischen Ausklammerung oder Extraposition (»echte« Nachfeldeinheiten) und dem rechten Außenfeld, das auch als »Nachtrag« bezeichnet wird (»unechte« Nachfeldeinheit), unterschieden. Während es sich bei der Ausklammerung um rechtsversetzte Phrasen handelt, bezeichnet der Begriff der Extraposition satzwertige Konstruktionen (vgl. Bußmann, 2002: 210). Außerdem soll eine empirische Lücke geschlossen werden, indem insbesondere jene Fälle beleuchtet werden, bei denen eine mehrfache Belegung des Bereichs nach der rechten Satzklammer auftritt. Die Auswertung und Interpretation der Daten zeigt, dass es in der gesprochenen Sprache zu Rechtsversetzungen verschiedener Art kommen kann. Ausgeklammert oder nachgetragen werden sowohl Phrasen als auch satzwertige Konstruktionen. Dabei erscheinen gerade Präpositionalphrasen und Adverbialsätze besonders nachfeldfähig zu sein. Weiterhin konnten die Daten Aufschluss darüber geben, dass die Komplexität des Nachfelds in der gesprochenen Sprache sehr hoch sein kann, da der Bereich nach der rechten Satzklammer gleichzeitig durch mehrere Konstruktionen besetzt werden kann.

In this article a corpus-based study will be presented that examines the so-called Nachfeld of sentences in German. The main question is which elements can be found in this position. Two phenomena on the right sentence periphery have to be distinguished, namely the extraposition of phrases on the one hand and the extraposition of subordinate clauses on the other hand (cf. Bußmann 2002: 210). Moreover an empirical gap shall be closed by focussing on cases of multiple extraposition. The examination and interpretation of the data show that in spoken language different types of extraposition can occur. Prepositional phrases and adverbial subordinate clauses prove to be especially likely candidates for an extraposed position. A further issue regarding the empirical data is the complex nature of the right sentence periphery as this position can be filled by several phrasal or clausal constituents within a single utterance in spoken language.

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