Muttersprache 1/2012

Arendt, Birte
»deswegen hab ich mich auch nich getr!AU!t zu sprechen.« Spracheinstellungsmuster und Sprachgebrauch Jugendlicher bezüglich des Niederdeutschen im sozialen Netzwerk »Plattdüütschkring«

Der Beitrag beschreibt entgegen aktuellen Befunden zum Niederdeutschen, die einen konstanten Rückgang der Sprecherzahlen zeigen, mit dem »Plattdüütschkring« ein gruppenzentriertes soziales Netzwerk, in welchem die überwiegend jüngeren Mitglieder ihre Gruppenidentität durch dezidierten Niederdeutschgebrauch inszenieren, ihre Wissensbestände synchronisieren und deren kollektive evaluative Basis die Wertschätzung des Niederdeutschen ist. Der Fokus liegt auf den in Interviews beschriebenen Spracherfahrungen und Sprachbewertungen, die das Netzwerk als »Schutzraum« sowohl vor Korrekturen erscheinen lassen, die den Niederdeutschgebrauch dominieren, als auch vor Stigmatisierungen in einer hochdeutschen Sprachgemeinschaft. Die Spracheinstellungen sind durch ein puristisch-konservatives Sprachideal geprägt, was sich im Gebrauch »hyperdialektaler« Formen ebenso zeigt wie in verbalisierten Abwertungen von »Sprachmischungen«.

Whereas current findings to Low German are stating a steady decrease in numbers of speakers, this paper describes a phenomenon apparently contradicting this trend: the »Plattdüütschkring«. The »Plattdüütschkring« is a group-centered social network, in which the predominantly younger members stage their group identity by dedicated usage of Low German and synchronize their knowledge. The participants‘ collective evaluative basis is the appreciation of the Low German. The focus of this paper lies on the language experience and language assessments described in interviews, making the network appear as a »shelter« against both corrections dominating the Low German usage, and stigmatization from a High German language community. The language attitudes are mainly influenced by a purist-conservative language ideal, which is reflected by the use of »hyperdialectal« forms as well as by verbalized devaluations of »language mixtures«.

Shen, Guoqin
Berliner Didaktik-Modell und der DaF-Unterricht an chinesischen Hochschulen

In diesem Beitrag werden zunächst das Berliner Didaktik-Modell und das Planungsmodell für DaF-Unterricht in Anlehnung an die Berliner Didaktik vorgestellt. Anschließend wird analysiert, warum die Berliner Didaktik als eine allgemeine Didaktik, die in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt wurde, in der heutigen Zeit für den DaF-Unterricht in China als Plannungsmodell übertragbar ist. Weiterhin werden didaktische Überlegungen zum DaF Unterricht in Anlehnung an die Berliner Didaktik an chinesischen Hochschulen dargestellt.

This article first introduces the Berlin didactic model and planning model for teaching German as a foreign language based on the Berlin didactics. Then the reason why at the present time the Berlin didactics as a general didactics, which was developed in the 60s and 70s of the last century, can be applied in foreign language teaching in China is analyzed. Furthermore, didactic reflections on teaching German as a foreign language in Chinese universities based on the Berlin didactics are presented.

Uslu, Zeki
Sprachlernverhalten türkischer Deutschstudierender im territorial-mehrsprachigen Südostanatolie

Der Artikel beschäftigt sich mit den sprachlichen Vorkenntnissen und Schwierigkeiten türkischer Deutschstudierender in Südostanatolien in der Türkei. In der Region Südostanatolien gibt es eine territoriale Mehrsprachigkeit, die auf die diversen ethnischen und religiösen Wurzeln der Bevölkerung in diesem Siedlungsgebiet zurückzuführen ist. Obwohl die mehrsprachigen Studierenden schon von Kindheit an, eine gewisse Kompetenz im Erlernen von Fremdsprachen entwickelt haben, haben die Studenten große Schwierigkeiten beim Erlernen des Deutschen als Dritt- (L3) oder Viertsprache (L4). Um herauszufinden, in welchen Bereichen die Ursachen für diese Schwierigkeiten liegen, haben wir unter den Studenten der DaF-Abteilung an der Dicle Universität Diyarbakır, Türkei, eine Befragung durchgeführt. Wie sich im Folgenden zeigen wird, liegen die Schwierigkeiten unserer Studenten auf ganz verschiedenen Ebenen. Die Auswertung und Analyse der Umfrage zeigte, dass eine Mehrsprachigkeitsdidaktik als didaktisches Konzept in dieser vielsprachigen Region entwickelt werden muss.

The subject of this study is language learning attitudes and behaviours and multilingualism of the students in Southeastern Anatolia Region of Turkey and also the problems they faced during language learning process. There are many people who have different ethnic and religious origins living in this region for that reason regional multilingualism is seen. In contrast with having a certain ability of learning language, students have difficulty in learning German as a L3 or L4. A survey is carried out to determine the problems in language learning faced by the students at German Department of Dicle University, Diyarbakir. As it is seen below, the problems faced by the students vary. As a result, it is concluded that multilingualism teaching mentality must be improved.

Polajnar, Janja
Textuelle Aspekte von rekontextualisierten Werbeslogans in deutschsprachigen Zeitungen. Eine korpusbasierte Untersuchung bekannter Werbeslogans im Zeitungskorpus des Deutschen Referenzkorpus (DeReKo)

Werbeslogans sind heute relativ häufig in Pressetexten vorzufinden. Hierbei weisen Werbeslogans im Text verschiedene Ausprägungen auf: Entweder werden sie zitiert (Slogan Zitate), wobei sie ihre domänenspezifische Bedeutung beibehalten, oder sie kommen mit verallgemeinerter Bedeutung als geflügelte Worte oder sogar ohne kontextuelle Quellenangabe als feste Wortverbindungen (FWV) ohne Quellennachweis vor. Diese graduelle Phraseologisierung von Werbeslogans wirkt sich auf die Verwendung von verschiedenen Ausprägungen im Text im Hinblick auf Stimuli (ko- und kontextuelle auslösende Momente), Positionierung im Text (Titel, Anfang, Haupttext usw.), Markierung (Anführungszeichen), einbettende metakommunikative Elemente sowie textuelle Funktionen aus. Darüber hinaus kommt es bei den Sloganausprägungen zu Unterschieden in der Dichte und Verteilung hinsichtlich Textsorte und Ressort.

The article explores those German commercial slogans which have left the original context of advertising and have been used in a new context either as citations or with a generalised meaning with or without source quoted (i. e. brand, producer, advertising agency). These different expressions of commercial slogans show differences as to their use in texts, i. e. as to their stimuli (co- and contextual triggers), position in text (title, beginning, end), use of quotation marks, use of embedding metacommunicative elements and their textual functions. Moreover, expressions of commercial slogans are unequally distributed over different text types and sections.

Şenyıldız, Anastasia
Deutsch im Hotel: Konzeption eines berufsbezogenen Tertiärsprachenunterrichts

In der Türkei wird Deutsch, ähnlich wie in vielen anderen Ländern, meist als zweite Fremdsprache (Tertiärsprache) nach Englisch gelernt. Im Bereich der Erwachsenenbildung wird die deutsche Sprache häufig für berufliche Zwecke erlernt. Im vorliegenden Beitrag wird die Unterrichtskonzeption eines berufsbezogenen Deutschkurses für Hotelrezeptionisten dargestellt und begründet. Die Lernerperspektive auf den durchgeführten Unterricht, die in Form einer Lernerbefragung erhoben wurde, findet bei der Evaluation der Unterrichtskonzeption ebenfalls Berücksichtigung.

In Turkey, as well as in many other countries, German is mostly learned as a second foreign language (tertiary language) after English. In the field of adult education the German language is taught frequently for professional purposes. This paper presents and justifies a concept of a German language course as a tertiary language for hotel receptionists. While assessing this concept, learners‘ perspective on the conducted course, evaluated in the form of survey will be also taken into consideration.

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