Muttersprache 3/2009

Themenheft (Teil 2): English only? Was wird aus Deutsch und den anderen europäischen Sprachen?

Antos, Gerd/Eichhoff-Cyrus, Karin
Einleitung zum Themenheft: Keule und Schlögel? oder: Was Polen und Engländer unter »Fische fangen« verstehen

Am 6. und 7. November 2008 fand im Goethe-Institut in Brüssel eine Tagung zum Thema »English only? Was wird aus Deutsch und den anderen europäischen Sprachen?« statt. Am 7. November 2008 ging es in der Sektion II um Die deutsche Rechtssprache in der EU und die EU in der deutschen Rechtssprache (Leitung: Prof. Dr. Karin M. Eichhoff-Cyrus, Geschäftsführerin der GfdS, und Prof. Dr. Prof. h. c. Gerd Antos, Germanistisches Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg).

Engberg, Jan
Durchschaubarkeit durch Vielfalt – Vorteile eines mehrsprachigen Rechtssystems und ihre linguistische Beschreibung

Der Artikel beschäftigt sich mit dem Prozess mehrsprachiger Rechtsfindung beim Europäischen Gerichtshof und seiner linguistischen Beschreibung. Ausgehend von einer konstruktivistisch orientierten sogenannten schwachen Sprachtheorie, die impliziert, dass Bedeutungen von der dialogischen Tätigkeit der Sprachverwender abhängen und somit nicht festgeschrieben, sondern wandelbar sind, wird an einem konkreten Beispiel gezeigt, welche wissensorientierten Operationen in einem solchen Rechtsfindungsprozess ablaufen. Abschließend werden einige Rahmenbedingungen diskutiert, die eine Voraussetzung für die hier zugrunde gelegte These sind, dass Rechtstexte in mehrsprachigen Rechtssystemen durchschaubarer und prinzipiell präziser als Rechtstexte in einsprachigen Rechtssystemen sind.

The article treats multilingual legal interpretation at the European Court of Justice and the linguistic description of this process. On the basis of a constructivist approach to the relation between language and law termed schwache Sprachtheorie (weak language theory), I show by way of a concrete example what knowledge oriented operations take place in such an interpretation process. The weak language theory implies that meanings are dependent on the dialogical action of language users and is thus not fixed but rather changeable according to time and other situational factors. Eventually, a number of general conditions are discussed, which must be met in order for the assumption behind the article to be upheld, i. e., that texts in multilingual legal systems are more transparent and in principle more precise than texts in monolingual legal systems.

Schade, Elke
Vertragen sich europäische und deutsche Rechtssprache? – Leidensdruck bei der Umsetzung von EU-Recht

Der Beitrag untersucht die sprachliche Qualität europäischer und bundesdeutscher Rechtsnormen und deren wechselseitige Beeinflussung. Die Autorin spricht sich dafür aus, den Defiziten auf beiden Ebenen aktiv zu begegnen und der sprachlichen Gestaltung von Rechtsvorschriften stärkere Beachtung zu schenken, damit klare, prägnante und verständliche Rechtsnormen zustandekommen. Auch bei den meist knappen Zeitvorgaben für Rechtssetzungsverfahren sind sprachliche Verbesserungen der Rechtstexte möglich, etwa indem sprachlicher Sachverstand hinzugezogen wird und sprachliche Spielräume bei der Umsetzung europäischer Vorschriften in deutsches Recht stärker genutzt werden.

This article examines the linguistic quality of European and German law and their mutual influence. The deficits on both levels should be actively faced and the linguistic form of legislation should be focussed, in order to come about clear, concise and comprehensible legal standards. Even in in the usually tight time limits for legislative procedures, linguistic improvements of the legal texts are possible, e. g. by consulting linguistic expertise and by using linguistic scope in the translation of European rules in German law.

Muhr, Rudolf
Die Unterschiede in der Rechtsterminologie Österreichs und Deutschlands und die Folgen für die Rechtssprache Deutsch im Rahmen der Europäischen Union

Der Artikel beschreibt die Situation der plurizentrischen Sprachen der EU und ihre Handhabung im Rahmen des sog. Sprachenregimes. Es wird gezeigt, dass 23 % der EU-Amtssprachen diesem Sprachtypus angehören und 48 % der EU-Mitgliedsländer von der Plurizentrik ihrer Landessprachen betroffen sind. Ungeachtet dessen werden – mit Ausnahme des Deutschen alle plurizentrischen Sprachen der EU monozentrisch gehandhabt. Die Arbeit beschreibt auch die Situation des Österreichischen Deutsch (ÖDt.) in den Institutionen der EU und kommt zum Schluss, dass dieses nur in marginaler Weise berücksichtigt wird. Im zweiten Teil der Untersuchung wird das Projekt ATERM präsentiert, das das Ziel verfolgt, die terminologischen Unterschiede zwischen dem österreichischen und dem deutschen Rechtssystem zu erforschen und in die IATE-Datenbank einzutragen. Abschließend werden beispielhaft wichtige Unterschiede samt den dazugehörigen Kategorien präsentiert.

The paper gives an overview about the pluricentric languages of the EU and their treatment in the framework of the language regime of the EU. It is shown that 23 % of the official languages of the EU belong to this language type and no less than 48 % of the EU-member countries are affected by the pluricentricity of their national languages. Irrespective of this – with the exception of German – all pluricentric languages of the EU are treated as if they were monocentric. The paper also describes the situation of Austrian German (AG) in the institutions of the EU and concludes that it is accounted for only marginally. The objectives and outcomes of the terminology project ATERM are presented in the second part of the paper. It tries to describe the terminological differences that exist between the Austrian and German judicial system to make them available in the IATE-database. Finally, exemplary terminological differences and their respective categories are presented.

West, Rebecca
English only? – Nicht im Europaparlament!

Der Artikel beschäftigt sich mit der Mehrsprachigkeit in der Europäischen Union, den praktischen Anforderungen an den Übersetzungsdienst sowie den Kosten, die durch die Übersetzungen entstehen. Schließlich weist die Autorin darauf hin, dass die trotz aller Bemühungen um die Mehrsprachigkeit sehr dominante englische Sprache von der Situation ebenso beeinflusst wird wie die »kleineren« Sprachen.

This paper treats the multilingual situation in the European Union, the practical demands faced by the translation service as well as the costs being caused by the great amount of translations. Finally, the author points out that the English language despite its dominant position among the European languages is just as much under the influence of the multilingual situation as the »smaller« languages.

Iluk, Jan
Probleme der Vermittlung der deutschen Rechtssprache

Im vorliegenden Beitrag wird den Fragen nachgegangen, wo und wie die deutsche Rechtssprache im In- und Ausland erlernt werden kann. Deshalb werden die Standorte der Vermittlung der deutschen Rechtssprache und ihre Lehrprogramme, die sprachlichen Anforderungen für solche Kurse, die vorhandenen Lehrmaterialien sowie ihre methodischen Konzepte dargestellt. Der Artikel schließt mit einer kritischen Bestandsaufnahme ab.

The subject matter of the paper are the present problems of legal German teaching. German and foreign institutions organising relevant courses as well as didactic offer and the information about the courses, candidates’ language qualifications, legal language textbooks and their methodological concepts are discussed here in detail. The paper ends with the critical remarks connected with the legal language courses’ organization and legal language teaching methodology.

Wimmer, Rainer
Zur Verflechtung von Spracharbeit und Rechtsarbeit in der EU

Anhand eines Fallbeispiels wird gezeigt, dass in der praktischen Arbeit des EuGH Rechtsarbeit und Spracharbeit eng miteinander verflochten sind. Wenn es in einem strittigen Fall um die konkrete Ausarbeitung einer haltbaren Sachverhaltsbeschreibung geht, zeigt sich, dass die Rechtsarbeit und die Spracharbeit des Gerichts eigentlich identisch sind. In einem solchen Fall ist es für das Gericht nützlich und günstig, wenn es auf so viele sprachliche Formulierungen (auch in verschiedenen Sprachen) zurückgreifen kann wie möglich. Das Ziel ist, möglichst viele Interpretationen in Betracht zu ziehen, um das Urteil bestandssicher zu machen. In dieser Situation sind Vorschläge, das Sprachenspektrum, in dem der EuGH arbeitet, im Vorhinein und generell einzuschränken, kontraproduktiv.

A case negotiated by the European Court is taken as an example for the construction of facts of the matter being closely interlinked with reflections on language. Working out the statements about the matter/issue seems to be identical with finding out an adequate linguistic description. It follows from this that the court can improve its descriptions/interpretations by taking into account as many languages as possible. The court takes as its aim to consider as many interpretations of the facts as possible, in order to make the judgement as safe as possible. According to this strategy it seems inefficient to reduce the number of European languages to be taken into account by the court. All European languages should be equally considered.

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