Ausgabe: 3/2017

Muttersprache 3/2017

Hilke Elsen
Die beiden Gesichter der Lautsymbolik

Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit dem stark vernachlässigten Konzept der Lautsymbolik, die, obwohl als universelles Phänomen zu sehen, in der Sprachwissenschaft kaum Beachtung findet und vor allem nicht einheitlich aufgefasst wird. Eine der Fragen ist, ob der Lautsymbolik eine Natürlichkeitsbeziehung zugrunde liegt, so wie wir das in der Regel bei Kuckuck annehmen, oder ob es sich doch eher um auf Häufigkeitseffekten beruhende Form-Inhalts-Korrelationen handelt. Die Lautsymbolikforschung gibt hier keine klaren Antworten. Dieser Beitrag will die beiden Gesichtspunkte näher beleuchten.

This article deals with sound symbolism, a widely ignored concept. Sound symbolism appears to be a universal phenomenon, but linguistics tends to neglect it or offers heterogeneous approaches and definitions. One question is concerned with the role of naturalness, as assumed in cases like cuckoo, or whether sound symbolic effects are the result of acquired statistical knowledge. Research in sound symbolism as to now doesn’t offer any answers. This article tries to illuminate both aspects.

Thorsten Roelcke
Sprachwandel in Zeiten der Niedrigschwelligkeit: Geht uns die Bildungssprache verloren?

Die Frage nach der Entwicklung der deutschen Bildungssprache wird in der Öffentlichkeit kontrovers und emotional diskutiert. Daher möchte der Autor des vorliegenden Aufsatzes zur sachlichen Klärung und Beruhigung der Diskussion beitragen. Dabei werden vier Thesen zur Bildungssprache, zur (sprachlichen) Niedrigschwelligkeit und zum Sprachwandel des Gegenwartsdeutschen sowie zur Zukunft der deutschen Bildungssprache aufgestellt.

The question of the development of the German language of education is discussed controversially and emotionally in public. Therefore, the author of the present essay would contribute to the factual clarification and calming of the discussion. Four theses on the language of education, the low-threshold (of language), the language-change of the present-German, and the future of the German language of education are presented.

Sören Stumpf und Viola Kämmer
Battle-Rap: Holistische Textsortenanalyse und soziolinguistische Verortung

Der Artikel nimmt auf der Grundlage von Transkriptionen eines Online-Battle-Rap-Wettbewerbs eine holistische Analyse der Textsorte Battle-Rap vor. Aus soziolinguistischer Sicht erfolgt eine Verortung der Textsorte in das Goffman’sche Face-Konzept. Dabei kommen wir zu dem Schluss, dass sich Battle-Raps vor allem dadurch auszeichnen, gegen die grundlegenden Prinzipien des »face-work« zu verstoßen, und sie sich deshalb mit dem von Goffman skizzierten Gedanken des »aggressive use of face-work« erklären lassen. Im Mittelpunkt stehen dabei die zentralen Sprechhandlungen des Herabsetzens des Kontrahenten (Dissen) und der Hervorhebung der eigenen Person (Boasten). Diese zeigen sich zum einen in zahlreichen abstrakteren Argumentationsmustern und zum anderen in sprachlich-kreativen Mitteln und Strategien, wobei hier insbesondere Wortspiele eine große Rolle spielen.

Based on the transcriptions of an online battle-rap-competition, this article conducts a holistic analysis of the text type battle rap. Looking at it from a sociolinguistic perspective, the text type can be located in the framework of Goffman’s face concept. It can be deduced that battle rap is mainly characterized by its defying the basic principles of face-work and it can be further explained by what Goffman termed the »aggressive use of face-work«. Central to this text type are the speech acts of debasing the competitor(s) (dissing) and the glorification of the own persona (boasting). Those speech acts can be discovered in various argumentation patterns, and they also find expression in verbally creative means and strategies, such as the play on words.

Wolfgang Imo
Trösten. Eine sprachliche Praktik in der Medizin

Gespräche zwischen Ärzt(inn)en und Patient(inn)en, in denen es um schwerwiegende Krankheiten wie Krebs geht, stellen an Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten hohe kommunikative Anforderungen. So müssen auf der einen Seite institutionelle und themengebundene Aufgaben (Diagnosemitteilung, Therapieplanung), auf der anderen Seite aber auch die Emotionen der Patient(inn)en bearbeitet werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die sprachliche Praktik des Tröstens eine wichtige Rolle spielt. Anhand eines Korpus von 56 onkologischen Therapieplanungsgesprächen, aufgenommen am Städtischen Klinikum Karlsruhe, soll gezeigt werden, wie die ›Trostarbeit‹ von Ärzt(inn)en und Patient(inn)en interaktional abläuft, welche Trostinitiierungsstrategien zu beobachten sind, mit welchen Routinen und an welchen sequenziellen Positionen sprachlich getröstet wird.

Doctor-patient-interactions that deal with serious illnesses such as cancer are communicatively very demanding for both doctors and patients. On the one hand, institutional and topic-bound tasks such as the explanation of the cancer diagnosis or the planning of the proposed therapy have to be accomplished, and, on the other hand, doctors and patients have to cope with the patients’ emotions. It is not surprising, therefore, that the communicative practice of solacing plays an important role in those talks. On the basis of a corpus of 56 oncological therapy planning talks recorded at the Städtisches Klinikum Karlsruhe it will be shown how the ›solacing work‹ of doctors and patients is structured interactionally, what strategies for initiating solacing sequences can be observed and with which routines and at which sequential positions solace is given.

Helga Kotthoff
Ironie in Radiotext und Gespräch. Anzeigeverfahren, Diskurse, Entwicklungen

Der vorliegende Beitrag verbindet eine text-, kognitions- und gesprächsanalytische Herangehensweise an Ironie aus zwei unterschiedlichen Korpora, einem monologischen und einem dialogischen. Die Vorgehensweise ist datenzentriert und setzt gesellschaftlich sedimentierte Sinn- und Wissensordnungen als ausschlaggebend an, die für das Ironieverstehen genutzt werden. Ich gehe auf ironische Radiotexte ein, wie sie beispielsweise der Sender SWR 1 seit 11 Jahren erfolgreich produziert. Dabei soll das in der Ironieforschung unterschätzte Phänomen herausgearbeitet werden, dass sich im Text selbst sowohl Dictum als auch Implicatum des Ironischen finden, im Textverlauf somit die Kluft zwischen den Aussagen angezeigt wird, nicht nur angedeutet. Dieser Befund gilt auch für interaktionale Beispiele aus institutionellen Gesprächen, die das zweite Korpus ausmachen, aus dem Belege entnommen werden. Auch hier finden sich im sequenziellen Gesprächsverlauf beide Ebenen des doppelt kodierten Intertextes expliziert. Ein großer Teil der Ironieforschung unterschätzt die diskursive Einbettung des Ironischen und die Bemühungen der Ironikerinnen und Ironikern, das adäquate Verständnis des Gemeinten gegen Missverständnisse abzusichern. Wir gehen über die Betrachtung isolierter ironischer Sprechhandlungen hinaus in die Betrachtung längerer Texte oder konversationeller Sequenzen.

This article combines textual, cognitive and interactional approaches to analyze cases of irony in a monological and dialogical data set. My data-centered reconstruction starts from the fact that irony is always based on common ground between the ironist and his/her audience. One corpus consists of ironic radio letters that were aired once a week by the German swr 1 broadcasting company for 11 years. Until now, irony research has underestimated the fact that ironic texts often explicitly communicate both the dictum and the implicatum. This also holds true for conversational data, such as those found in institutional talks between parents and teachers at German schools (the second data set). In the sequential unfolding of the talk, we often find direct expression of both the said and the meant. The disparity between the two layers of meaning which is typical of irony is not just hinted at but stated explicitly. Irony research has so far underestimated the engagement of ironists to convey an adequate understanding of ironic messages.

Daniela Schöne
Namen im Comic

Literarische Namen sind ein vielfach thematisiertes Forschungsfeld, in dem jedoch einer Namengruppe bisher weniger Beachtung geschenkt worden ist – den Comicnamen. Bei näherer Beschäftigung mit ihnen zeigt sich eine Fülle an interessanten Namenkreationen. Einzigartig ist zudem die besondere Verbindung von Charakterisierung und Unterhaltung als ihrer Hauptfunktionen. Der Artikel gibt einen kurzen Einblick hinsichtlich Morphologie und Semantik der Namen. Außerdem zeigt er die Unterschiede zwischen den Namen in der Originalsprache und ihren deutschen Entsprechungen.

Literary names are an often-discussed field of research in which, however, one group of names has been paid less attention so far – comic names. A closer study reveals plenty of interesting name creations. The special combination of characterization and entertainment as their main functions is unique as well. The article provides a brief insight into the morphology and semantics of these names. It also shows the differences between the names in the original language and their German equivalents.

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