Muttersprache 3/2020

Philip C. Vergeiner
Normvorstellungen zur Sprachwahl in der Hochschullehre. Eine qualitative und quantitative Untersuchung am Beispiel der Universität Salzburg

Die Hochschullehre ist durch eine zunehmend internationale Ausrichtung gekennzeichnet, womit gewisse Herausforderungen bei der Sprachwahl einhergehen. Eine wesentliche Frage dabei ist, welche Sprachen in welchen universitären Lehrkontexten akzeptiert werden. Der vorliegende Artikel untersucht dies am Beispiel der Paris Lodron Universität Salzburg, wobei anhand von Interview- und Fragebogendaten die Normkonzepte von Studierenden und Lehrenden beleuchtet werden. Gezeigt wird, dass die meisten Gewährspersonen eine deutsch-englische Zweisprachigkeit befürworten. Die Erwartungen zur Verwendung des Deutschen werden dabei vorrangig durch identitätsbezogene Motive gerechtfertigt, während der Englischgebrauch v. a. instrumentell legitimiert wird. Die Verwendung anderer Sprachen – sowohl von Migrationssprachen (z. B. Türkisch) als auch klassischen Fremdsprachen (z. B. Französisch) – wird demgegenüber nicht befürwortet. Hinsichtlich der Frage, wann die Verwendung des Deutschen und des Englischen jeweils erwartet wird, sind v. a. die Inhalte einer Lehrveranstaltung und ihre Teilnehmer(innen)konstellation relevant. Besonders in der Lingua-franca-Kommunikation wird der Englischgebrauch zur Verständnissicherung befürwortet. Generell beinhalten die Normkonzepte der Gewährspersonen ein gewisses Maß an sprachlicher Toleranz und Flexibilität.

Schlüsselwörter: Normen, Sprachwahl, Universität, Englisch als Lingua franca, Migrationssprachen

University teaching is characterised by an increasing international orientation, which in turn is accompanied by certain linguistic challenges. One main question in that respect is, which languages are considered to be appropriate in which contexts at university. The aim of the present article is to address this question by using the university of Salzburg as an example. Based on interview and questionnaire data, the norm concepts of both students and lecturers are investigated. The analyses show that in both groups most participants favour a German/English bilingualism at university. While the approval for German is triggered mostly by identity-related motivations, the expectations in favour of English are generally legitimized by its utility. Conversely, the use of other languages – migration languages (e. g. Turkish) as well as other widespread foreign languages (e. g. French) – is opposed. Regarding the situational conditions for the choice between German and English, the subject matters and the participant configurations are crucial. Especially in lingua franca contexts English is approved as a means for mutual comprehension. In general, the norm concepts also include a certain amount of linguistic tolerance and flexibility.

Keywords: norms, language choice, university, English as a lingua franca, migration languages

Jun He
Eine sprachenpolitische und vergleichende Betrachtung der deutschen Sprache in Japan, Korea und China. Geschichtlicher Überblick, Gegenwartssituation und Zukunftsperspektive

Von einer sprachenpolitischen und vergleichenden Perspektive ausgehend, wird im vorliegenden Beitrag auf die geschichtliche, gegenwärtige und zukünftige Entwicklung der deutschen Sprache in den drei ostasiatischen Ländern Japan, Korea und China eingegangen. Insgesamt lässt sich feststellen, dass diese drei Länder, welche eine ähnliche Sprachwirklichkeit aufweisen, eine bemerkenswert unterschiedliche Entwicklung hinsichtlich des Deutschunterrichts durchlaufen – in Konkurrenz mit dem Englischen sowie zunehmend auch ihren jeweiligen ostasiatischen Nachbarsprachen. Dabei dürften verschiedene Faktoren ins Gewicht fallen, wie z. B. die spezifische Lerntradition und andere Lernmotivationen, die außenpolitische Akzentsetzung des eigenen Landes und auch das Engagement der Sprachförderung seitens der deutschsprachigen Länder.

Schlagwörter: Sprach- und Sprachenpolitik; Politik der Fremdsprachenausbildung; Stellung des Deutschen; Deutsch in Ostasien

This paper discusses the historical, present and future development of the German language in the three East Asian countries of Japan, Korea, and China from a comparative perspective of language policy. On the whole, it can be asserted that these three countries of similar language situation undergo a remarkably different development in terms of learning German, in competition with English and increasingly with their East Asian neighboring languages. Several factors might make a difference in this respect, such as the specific learning tradition and other motivations, the foreign policy priorities of the own country and the endeavors of language promotion by the German-speaking countries.

Keywords: language policy; foreign language education policy; status of German; German in East Asia

Oksana Khrystenko
Zur Reflexivität kollektiven Lachverhaltens in kommunikativen Praktiken im Dienste der Männlichkeitskonstruktion

Der vorliegende Beitrag widmet sich der Untersuchung des kollektiven Lachens in männlichen geschlechtshomogenen Gruppen. Ausgehend vom aktuellen Forschungsstand zum Lachverhalten – insbesondere der Rolle des Lachens bei der Identitätskonstruktion – ist der Beitrag (diskurs-) linguistisch angelegt. Außerdem werden die Unterschiede in Dauer und Intensität, die mit den dem kollektiven Lachen zugrundeliegenden Emotionen zusammenhängen, dargestellt.

Schlagwörter: Lachen, Identität, Intensität, Dauer, Emotion

The paper explores collective laughter in gender homogenous male groups. Based on the current state of research on the laughter complex – in particular on the function of laughter in the construction of identity – it presents a (discourse) linguistic focus. In addition, the article describes the differences in the duration and intensity of collective laughter, which are related to underlying emotions of laughter.

Keywords: laughter, identity, intensity, duration, emotion

Nikolina Miletić
Niveaudifferenzierte Sprichwörter als Brücke bei der interlingualen Vermittlung im DaF-Unterricht

Sprichwörter1 sind für den interlingualen und interkulturellen Vergleich interessant, insbesondere weil sie das Verstehen anderer Kulturen unterstützen können (vgl. Meihsner 2013: 29). Sie stimmen sehr häufig zwischensprachlich formal und inhaltlich überein und weisen einen hohen Grad an formaler und semantisch-pragmatischer Konvergenz auf (vgl. Jesenšek 2013a; Piirainen 2012). Im vorliegenden Beitrag wird eine Äquivalenzliste der Sprichwörter aus kroatischen DaF-Lehrwerken erstellt und ein niveaudifferenzierter Vorschlag für die Implementierung dieser Idiome in den DaF-Unterricht formuliert.

Schlagwörter: Sprichwörter, Idiome, Äquivalenz, interlinguale Vermittlung, DaF-Unterricht, DaF-Lehrwerke

Proverbs are interesting for the interlingual and intercultural comparison, especially since they can support the understanding of other cultures (cf. Meihsner 2013: 29). They very often correspond in terms of form and content between languages and show a high degree of formal and semantic-pragmatic convergence (cf. Jesenšek 2013a; Piirainen 2012). The aim of this article is to create an equivalence list of proverbs from Croatian GFL textbooks and to formulate a level-differentiated proposal for the implementation of these proverbs in GFL teaching.

Keywords: proverbs, idioms, equivalence, interlingual mediation, GFL teaching, GFL textbooks

Rezensionen

Christophe Fricker
Annamária Fábián/Igor Trost (Hgg.): Sprachgebrauch in der Politik. Grammatische, lexikalische, pragmatische, kulturelle und dialektologische Perspektiven.

Volker Kohlheim
Juliane Schröter/Susanne Tienken/Yvonne Ilg/Joachim Scharloth/Noah Bubenhofer (Hgg.): Linguistische Kulturanalyse.

Jing Guo
Martin Wengeler/Alexander Ziem (Hgg.): Diskurs, Wissen, Sprache. Linguistische Annäherungen an kulturwissenschaftliche Fragen.

Volker Kohlheim
Damaris Nübling/Stefan Hirschauer (Hgg.):Namen und Geschlechter. Studien zum onymischen Un/doing Gender.

Shasha Li
Melanie Andresen/Heike Zinsmeister: Korpuslinguistik.