Muttersprache 4/2010

Vural-Kara, Sergül
Möglichkeiten und Grenzen der Bewältigung von Übersetzungsproblemen auf der Grundlage des Sprachenpaares Deutsch–Türkisch

In dem vorliegenden Aufsatz geht es um die Relation zwischen Ausgangs- und Zieltext. Auf der Grundlage des Sprachenpaares Deutsch – Türkisch wird die Anpassung des Übersetzungstextes an zielsprachliche Erfordernisse dargelegt. Die Darstellung korpusgestützt ermittelter Übersetzungsprobleme und deren Überwindung mittels unterschiedlicher Übersetzungsverfahren ist zentraler Gegenstand der Analyse. Somit werden auch die Grenzen des am Ausgangstext orientierten Übersetzens demonstriert. Im Laufe der Untersuchung wird zu sehen sein, dass zielsprachliche Sprachverwendungspräferenzen die Zieltextkonzeption steuern.

The following paper deals with the relationship between source text and target text. Based on the language pair Turkish – German the adaptation of the target text on target textual needs is analyzed. The presentation of corpus based translation problems and how they could be dealt with by means of various translation procedures is the central issue of this paper. By doing this the limitations of source text based translation methods is demonstrated. The analysis will show that target language usage based preferences determine the concept of the target text.

Pan, Yaling
»Wozu studieren wir Deutsch?« – Zur Bedeutung interkultureller Kompetenz im Germanistikstudium in China

Die Feststellung, dass Deutsch als Geschäftssprache in der internationalen Zusammenarbeit zugunsten der englischen Sprache an Bedeutung verloren hat, ist heute ebenso wenig überraschend wie die Schlussfolgerung daraus, dass die Berufschancen für Germanistikstudenten heute ein Thema geworden sind, das man nicht wegdenken kann. »Warum studieren wir noch Deutsch?« Dies ist der berechtigte Gedanke vieler Studierender. Aufgrund einer empirischen Untersuchung wird in diesem Aufsatz festgestellt, dass das Germanistikstudium durchaus eine Zukunftsperspektive hat. Es bedarf allerdings eines Paradigmenwechsels, eines Wechsels von der rein philologisch-literarisch orientierten Elitebildung zu einer mehr berufspraxisorientierten Bildung, die nicht nur die Förderung der Fremdsprachkompetenz der Studierenden zum Ziel hat, sondern auch die Entwicklung der Persönlichkeit als Ganzes und insbesondere die Befähigung zur interkulturellen Kompetenz. Die Verfasserin des Aufsatzes geht – unterstützt von den Ergebnissen der empirischen Untersuchung – besonders auf die Frage ein, warum die Förderung interkultureller Kompetenz für das Germanistikstudium von so großer Bedeutung ist, und hält damit ein Plädoyer für ein interkulturell orientiertes Germanistikstudium.

As a business language, German has lost much of its importance in international cooperations compared to English. This observation is not surprising neither is the conclusion that the career prospects for students of German have become a subject that cannot be ignored. »Why do we still study German?« This is the legitimate question many students ask. Based on an empirical study, this article claims that studying German still provides a perspective. However paradigm shift is required from a purely philological and literary approach towards a practical education that focuses on the students‘ personalities as a whole and on their intercultural competence. Drawing upon the results of the empirical study, the author of this article deals especially with the question why the support of intercultural competence is of such importance for the study of German and she pleas for an intercuturally orientated approach to the study of German.

Bickes, Christine/Mohrs, Vera
Herr Fuchs und Frau Elster – Zum Verhältnis von Genus und Sexus am Beispiel von Tierbezeichnungen

Zunehmend ist im allgemeinen Sprachgebrauch – auch beispielsweise in Texten angehender AkademikerInnen – die Tendenz zu beobachten, auf männliche und weibliche Personen mittels des sogenannten »generischen« Maskulinums zu verweisen. Es scheint daher angebracht, die seit den 1970er Jahren geführte Diskussion neu aufzugreifen, ob der Form nach maskuline Personenbezeichnungen wie Arzt oder Apotheker in dem Satz »Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker« tatsächlich generisch (also: geschlechtsneutral) interpretiert werden oder ob sie vielmehr eine bevorzugte Assoziation von Männern bewirken. Nach einer überblicksartigen Abwägung der bislang vorgebrachten Argumente und Positionen kommen die Verfasserinnen im Anschluss an eine eigene empirische Untersuchung im Bereich der Tierbezeichnungen zu dem Ergebnis, dass das Genus eines Nomens unsere Vorstellungen vom biologischen Geschlecht des Referenten in hohem Maße beeinflusst. Umso sicherer kann folglich bei Personenbezeichnungen die Geschlechtsneutralität »generisch« maskuliner Formen angezweifelt werden. Der Beitrag versteht sich als Plädoyer für kritisches Sprachbewusstsein und als Mahnung, auch weiterhin im Sprachgebrauch geeignete Formulierungen zu verwenden, die beide Geschlechter sprachlich hör- und sichtbar machen.

There is an increasing tendency in the common use of German – including texts written by aspiring academics – to refer to both male and female persons by using the masculine in a generic way (»generic masculine«). It therefore seems to be appropriate to revive the discussion initially held in the Seventies as to whether the masculine form of, e.g. the German words Arzt or Apotheker as used in »Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker« is in fact interpreted as being generic or instead as being associated with male persons. After a survey of the arguments and positions presented in the past and following an empirical study on animal denotations, the authors conclude that the grammatical gender of nouns bears a strong influence on our perception of the biological gender of their referents. As a result, the postulated gender neutrality of masculine denotations referring to persons is questionable. The study strongly supports a critical attitude towards language use and underlines the necessity of a continued quest for linguistic forms capable of marking the gender in both written and spoken German.

Internationales Symposion der Gesellschaft für deutsche Sprache in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sprachrat
Sprachpflege, Sprachkultur, Sprachpolitik in deutschsprachigen Regionen außerhalb Deutschlands

Die folgenden vier Beiträge aus Österreich, Belgien und Italien wurden anlässlich des Internationalen Symposions der GfdS verfasst, das am 13. November 2009 in Berlin stattfand. Ein ausführlicher Bericht über das Symposion war in Heft 1/2010 der Zeitschrift Der Sprachdienst abgedruckt. Prof. Dr. Petra Braselmann (Innsbruck/Österreich) widmet sich dem Thema Sprachkultur und Sprachpolitik in europäischen Ländern und vergleicht die sprachpolitische Situation in Österreich mit der in Frankreich und Spanien. Prof. Dr. Rudolf de Cillia (Wien/Österreich) beleuchtet die Sprachsituation in Österreich mit Blick auf Minderheitensprachen wie etwa die Gebärdensprache, sowie die Stellung von Migrantinnen und Migranten u. a. im Hinblick auf die Schulpolitik. Prof. Dr. Katja Lochtman (Brüssel/Belgien) schildert die Situation des Deutschen in Belgien, das trotz seines offiziellen Status als Minderheitensprache eher den Rang einer Fremdsprache einnimmt. Damit gehen bestimmte stereotype Vorstellungen einher, die über das Deutsche und auch »die Deutschen« bestehen. Der Artikel konzentriert sich auf die Lehre von Deutsch als Fremdsprache (DaF). Die Autorin spricht sich für eine Stärkung der interkulturellen Kompetenz aus und ein Normbewusstsein, das sich mehr als bislang an soziolinguistischen Faktoren orientiert. Dr. Monika Obrist (Bozen/Italien) berichtet von der Arbeit der Sprachstelle im Südtiroler Kulturinstitut. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, das Interesse für sprachliche Themen und Sprachbewusstsein durch Aktionen und Vorträge in einer breiten Öffentlichkeit zu wecken.

The following four articles from Austria, Belgium and Italy were composed on the occasion of the international symposium of the GfdS on November 13th 2009 in Berlin. A detailed report on the symposium was printed in issue 1/2010 of the journal Der Sprachdienst. Prof. Dr. Petra Braselmann (Innsbruck/Austria) gives an overview on how European countries deal with language on a cultural and on a political basis, and she compares the situation in Austria with those in France and Spain. Prof. Dr. Rudolf de Cillia (Vienna/Austria) refers to the language situation in Austria with focus on minority languages such as sign language and on the position of migrants concerning the domestic school policy.Prof. Dr. Katja Lochtman (Brussels/Belgium) depicts the situation of the German language in Belgium, where German has – despite its official status as minority language – the standing of a foreign language. The article concentrates on the study of German as a foreign language (Deutsch als Fremdsprache – DaF). The author argues for the strengthening of the intercultural compentence and for an awareness of norms which pursues sociolinguistic aspects even more than in the past. Dr. Monika Obrist (Bozen/Italy) reports on the work of the language department in the South Tyrol cultural institute. According to her, sparking interest in linguistic matters and creating a consciousness for language is an important aspect in their work.

de Cillia, Rudolf
Sprachenpolitik und Sprachpflege in Österreich

Lochtman, Katja
Deutsch (als Fremdsprache) in Belgien: Normbewusstsein und sprachpolitische Überlegungen

Obrist, Monika
Freude an Sprachkultur vermitteln. Die Sprachstelle im Südtiroler Kulturinstitut

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