Ausgabe: Muttersprache 4/2018

Muttersprache 4/2018

Sabine Krome
Gnocchi, yallah, Shisha und Sushi: Italianismen und neue Fremdwörter aus anderen europäischen und außereuropäischen Sprachen zwischen Isolation und Integration

Mit politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Öffnung im Rahmen von Globalisierung und Internationalisierung gelangen trotz weitreichender Dominanz von Anglizismen verstärkt auch Neologismen aus anderen Sprach- und Kulturräumen in den deutschen Gegenwartswortschatz. Der Beitrag beschreibt, wie sich diese Neuentlehnungen – Italianismen und neue Fremdwörter aus anderen europäischen und außereuropäischen Sprachen – orthografisch entwickeln und wie sie sich zu den amtlichen Regeln der deutschen Rechtschreibung verhalten. Auf der Grundlage großer digitaler Textkorpora wird der Schreibusus professioneller und informeller Schriftlichkeit analysiert – mit dem Ziel einheitlicher Kodifizierung und Integration in das Regelsystem der deutschen Orthografie.

Although dominated by Anglicisms, with political, economic and social opening towards globalization and internationalization foreign words from other linguistic and cultural areas are more and more frequently entering present-day German vocabulary. This study describes the development of neologisms of European and non-European origin, examining whether they adapt to or differ from official German orthographic conventions. On the basis of large digitally annotated corpora the usage and spelling practices of professional as well as non-professional writers are analysed – aimed at consistent codification and integration into the regulations of German orthography.

Amany Shemy
Kausativ/Antikausativ-Alternation im Deutschen und Arabischen. Eine lexikalisch-semantische Analyse

Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Kausativ/Antikausativ-Alternation im Deutschen und im Arabischen. Dabei werden die verschiedenen formalen Typen in den beiden Sprachen erörtert und die Frage aufgegriffen, unter welchen Bedingungen die Kausativ/Antikausativ-Alternation kontrolliert wird und warum die Möglichkeit der Alternation für manche Verben ausgeschlossen ist.

This paper deals with causative/anti-causative alternation in German and Arabic. For both languages, the different formal types are discussed and the question is addressed under which conditions causative/anti-causative alternation is controlled and why the possibility of alternation is impossible for some verbs.

Elke Donalies
Vorerst bergauf, danach geradeaus – komplexe Adverbien verstehen

Die Wortbildungsforschung konzentriert sich auf die Hauptwortarten Substantiv, Adjektiv und Verb; Adverbien vernachlässigt sie. Dieser Beitrag soll eine Lücke schließen. Er beschreibt strukturell, statistisch, sprachgeschichtlich und semantisch 11 zentrale Strukturtypen von Adverbien, nämlich Adverbien, die wir mit Präpositionen des Kernbestands gebildet haben und gelegentlich noch bilden. Und er erklärt, mit welchem Verfahren Adverbien dieser 11 Strukturtypen gebildet werden. Denn wer Wortbildungsprozesse durchschaut, versteht.

Research on word formation focuses on the main parts of speech noun, adjective and verb; adverbs are neglected. This contribution is intended to fill a gap. It describes structurally, statistically, linguistically and semantically 11 central structural types of adverbs, namely adverbs which we have formed with prepositions of the core stock and occasionally still form. And it explains the process by which adverbs of these 11 structural types are formed. Because those who see through word formation processes understand.

Shasha Li
Abtönungspartikeln im chinesischen DaF-Unterricht? Befunde zu deren Einsatz und Ideen zu einer effektiven Didaktik

Wegen der Polyfunktionalität und der hohen Kontextabhängigkeit der Partikelbedeutung bereiten die Abtönungspartikeln DaF-Lernenden große Schwierigkeiten. Angesichts dieses Paradoxes ist es interessant, der Frage nachzugehen, welche Rolle ihnen im chinesischen DaF-Unterricht eingeräumt wird. Nach einer Bilanzziehung wird eine effektive Didaktik vorgestellt: Die korpusgesteuert erarbeiteten Kontextprofile der Abtönungspartikeln können als ein effektives und leicht handhabbares Instrumentarium für ihre Didaktisierung in den DaF-Unterricht integriert werden.

The German modal particles are polyfunctional and their meaning is strongly dependent on the context, which poses a number of challenges to learners of German: First, there arises the question how the modal particles are taught and learned in China. Afterwards the study presents a corpus-driven approach for analyzing modal particles. The purpose of the analysis of real-language data is to unveil and identify the context profile of the modal particles, which can be applied as an effective tool in courses for German as a foreign language.

Sören Stumpf und David Römer
Sprachliche Konstruktion von Verschwörungstheorien. Eine Projektskizze

Der Artikel skizziert ein Forschungsvorhaben, das sich der sprachlichen Konstruktion von Verschwörungstheorien widmet. Das Projekt fragt danach, wie Verschwörungstheorien im öffentlichen Diskurs sprachlich verhandelt und als soziale Wirklichkeit konstruiert werden. Ausgehend vom aktuellen Forschungsstand zu Verschwörungstheorien sowie von theoretischen Überlegungen – insbesondere zur Definition des Begriffs Verschwörungstheorie – zeigt der Beitrag (diskurs-)linguistische Fragestellungen und Untersuchungsziele auf. Zudem werden der methodische Zugriff und das Untersuchungskorpus, das zurzeit in Kooperation mit dem Trier Center for Digital Humanities aufgebaut wird, vorgestellt. Die abschließende Fallanalyse gibt einen Einblick in erste Forschungsergebnisse.

The article outlines a research project devoted to the linguistic construction of conspiracy theories. The project asks how conspiracy theories are linguistically negotiated in public discourse and constructed as social reality. Based on the current state of research on conspiracy theories and on theoretical considerations – in particular on the definition of the term conspiracy theory – the contribution presents (discourse) linguistic questions and research goals. In addition, the methodological approach and the corpus of research, which is currently being developed in cooperation with the Trier Center for Digital Humanities, are presented. The concluding case analysis provides an insight into initial research results.

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