Ausgabe: Der Sprachdienst 1/2018

Warum wünscht man sich einen »guten Rutsch«?

[F] Warum wünscht man sich zum Jahreswechsel einen guten »Rutsch«? Mit den Wetterverhältnissen wird das doch nichts zu tun haben?!

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[A] Nein, damit hat es ursprünglich wohl nichts zu tun, obwohl es in manchen Jahren und manchen Gegenden durchaus zutreffen mag. Es gibt verschiedene Ansätze, die Wendung herzuleiten, die schon seit dem frühen 19. Jahrhundert als Wunschformel zum Jahreswechsel verwendet wird. Als gesichert gelten sie jedoch bisher nicht. Heinz Küpper (»Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache«, Stuttgart 1982) erklärt, dass das Wort bereits seit ca. 1800 im Sinne von ›Reise‹ verwendet wird. Auch der Duden (»Das große Wörterbuch der deutschen Sprache«, Mannheim 2012) schließt sich dieser Deutung an und ergänzt einen Einfluss durch das rotwelsche Wort rosch, das ›Anfang, Beginn‹ bedeutet. Laut unseren Quellen soll dieses auf das Jiddische zurückgehen, tatsächlich aber handelt es sich um ein hebräisches Wort. Entsprechend wird im Duden-Band »Redewendungen« (Mannheim 2008) gemutmaßt, dass das Wort Rutsch aus dem klangähnlichen Wort rosch missverstanden und volkstümlich umgedeutet wurde. Die Verwendung als Formel zum Jahreswechsel passt insofern in diese Theorie, als rosch auch im Namen des jüdischen Neujahrsfestes enthalten ist: Rosch ha-Schana.

Wesentlich nüchterner und am eigentlichen Wortsinn von rutschen ›sich gleitend [über eine Fläche] bewegen‹ orientiert fällt die Herleitung von Guten Rutsch durch Lutz Röhrich (»Großes Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten«, Freiburg 1992) aus: Er führt sie auf die Vorstellung eines »langsamen, fast unmerklichen Hinübergleitens« in das neue Jahr zurück.

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