Kasus nach wegen
[F] Muss es heißen »Kündigung wegen Sachmängel« oder »Kündigung wegen Sachmängeln«?
[A] Die Präposition wegen wird laut Duden. Richtiges und gutes Deutsch (Mannheim 2011) mit dem Genitiv verwendet. Weiter heißt es »umgangssprachlich oder regional […] häufig mit dem Dativ«. Der Dativ gilt also inzwischen nicht mehr als falsch, ist jedoch gerade schriftsprachlich nach wie vor nicht üblich.
Was bedeutet das nun für die konkrete Frage? Die Genitivform des Wortes Sachmangel (hier im Plural gebraucht) lautet Sachmängel, wie etwa an folgendem Beispiel zu sehen ist: »Die Prüfung der Sachmängel [nicht: Sachmängeln] dauerte zwei Stunden.« Dennoch ist in der angefragten Formulierung »wegen Sachmängeln« die standardsprachlich korrekte Form. Der Grund dafür ist, dass in der vorliegenden Konstruktion kein Artikel die Genitivform anzeigt und auch die Wortform selber keinen Aufschluss darüber gibt, dass es sich um einen Genitiv handelt. In der Deklination lauten nämlich die Pluralformen von Nominativ, Genitiv und Akkusativ gleich. Erkennbar würde der Genitiv demnach nur dann, wenn ein Artikel vorangestellt wäre, vgl.: der Sachmängel (Genitiv) gegenüber die Sachmängel (Nominativ oder Akkusativ). Daher wird in diesen Fällen, gewissermaßen als Ausweichform, der Dativ verwendet, weil nur dieser formal gekennzeichnet ist, eben durch die Endung -n. So liegt hier also eine Ausnahme vor, bei der auch im geschriebenen Standarddeutsch wegen mit dem Dativ verwendet werden sollte.
Unterscheiden muss man diese Ausnahme freilich von den vom Duden als umgangssprachlich oder regional charakterisierten Gebrauchsweisen des Typs »Wir sind wegen dem schlechten Wetter zu Hause geblieben«. Hier gibt es keinen Grund, auf eine eindeutige Form auszuweichen, da die Genitivform »wegen des schlechten Wetters« sowohl durch den Artikel als auch durch die Endung des Nomens gekennzeichnet ist. Dass in den fraglichen Fällen Unsicherheiten auftreten, ist jedoch auch naheliegend, denn gerade der korrekte Gebrauch des Genitivs gilt vielen Sprachbenutzern als Ausweis einer gepflegten Sprache. Und so wird auch in einem Fall, der eigentlich eine Ausnahme von der Regel darstellt, häufig der Genitiv verwendet.