Ausgabe: Der Sprachdienst 4–5/2017

Woher stammt das Wort Jubiläum?

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[F] Woher stammt das Wort Jubiläum? Können Sie etwas zur Etymologie sagen?

[A] Das Wort Jubiläum wurde in der Bedeutung ›Jubel-, Gedenkfeier, Ehrentag‹ am Ende des 16. Jahrhunderts als Lehnwort aus dem Lateinischen übernommen. Zugrunde liegt das lateinische Wort iubilaeum ›Jubelfeier‹. Ausgangspunkt dafür war das lateinische Verb iubilare ›jauchzen, jodeln‹ mit dem Substantiv iubilum ›Jauchzen, Frohlocken‹. Dies ist eine lautmalerische Bildung, die das Jauchzen nachahmt. Wie Jubiläum selbst wurde die ganze lateinische Wortfamilie ins Deutsche übernommen als jubilieren, Jubel und jubeln. Insbesondere im 15. und 16. Jahrhundert in der Zeit des Humanismus, als die antiken Quellen neu entdeckt wurden, drang eine Vielzahl lateinischer Wörter ins Deutsche ein. Dazu gehört auch Jubiläum.

Nun ist in dem lateinischen Wort iubilaeum zu dem Ausdruck des Freudenjubels eine zweite Bedeutungskomponente hinzugekommen, nämlich: die ›Wiederkehr eines besonderen Tages‹. Dieser Zeitfaktor stammt aus dem Hebräischen, und zwar mit dem Wort jobel, das ›Widderhorn‹, ›Freudenschall‹ bedeutet. Dahinter steckt ein Stück jüdischer Kulturgeschichte, die in 3. Mose 25, 8–34 festgehalten ist. Bei den Juden gab es alle 50 Jahre ein Erlassjahr, Jobeljahr, das mit dem jobel, dem Widderhorn, eingeblasen wurde. In diesem Jahr wurden die Äcker nicht bestellt, verpfändetes Land zurückgegeben, Knechtschaft aufgehoben.

Das ähnlich klingende hebräische Wort jobel traf in der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata (seit etwa 400), mit dem lateinischen jubilum zusammen und verband sich mit diesem in dem Wort iubilaeum. In diesem vereinigten sich die beiden Bedeutungselemente, und Jubiläum meint bis heute ›Jubel über die Wiederkehr eines frohen Ereignisses‹. Die Definition im großen Duden lautet: ›festlich begangener Jahrestag eines bestimmten Ereignisses‹. Unser Wort Jubiläum speist sich also aus einer lateinischen und einer hebräischen Quelle. Dabei spielt der 50. Jahrestag eine besondere Rolle und wird oft als der goldene bezeichnet (Hochzeit, Konfirmation). Heute feiert man nach dem Dezimalsystem auch kleinere Perioden von 5, 10, 20, 25, 30, 40 usw. Jahren.

Zu erwähnen ist noch der lateinische iubilarius ›wer 50 Jahre im gleichen Stand ist‹, was das oben Gesagte bestätigt. Auch der iubilarius wurde ins Deutsche entlehnt und ist zum Jubilar geworden im Sinne von ›wer ein Jubiläum feiert, Gefeierter‹. (Nach: Duden, »Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache«, Mannheim 2001.)

Margot Dietrich,
ehemalige Sprachberaterin der Gesellschaft für deutsche Sprache


Frau Dietrich widmete diese Sprachauskunft ihrem guten Kollegen Dr. Gerhard Müller, der am 31. Dezember 2016 verstarb und dieses Referat dereinst noch gegengelesen hatte. Kurz vor Druckabgabe erreichte uns dann die traurige Nachricht, dass Frau Dietrich am 1. September 2017 verstorben ist. Wir halten ihr sprachpflegerisches Engagement über all die Jahre in Ehren.