Ausgabe: Der Sprachdienst 3/2024

Was bedeutet das Wort Lobby und woher kommt es?

[F] In letzter Zeit hört man besonders im Kontext von politischen und wirtschaftlichen Debatten immer wieder die Bezeichnungen Lobbyismus bzw. Lobbyist, Lobbyistin, Lobbyisten. Was genau bedeutet eigentlich Lobby und woher kommt das Wort? Sind dieser Begriff und die mit ihm verbundenen Bezeichnungen eigentlich negativ besetzt?

[A] Das Substantiv Lobby entstammt der englischen Sprache und bezeichnete anfänglich bloß einen ›Wandelgang‹ (im Kloster), wohl über das lateinische lobium, lobia zurückgehend auf das germanische Wort *laubjō ›Laube‹. Es wurde 1929 in den Duden aufgenommen, allerdings zunächst nur mit der Bedeutung ›Vorhalle, Vorsaal, Eingangshalle‹. In diesem Sinne wird das Wort heutzutage auch immer noch gebraucht, man denke hier an die Hotellobby oder die Lobby eines Theaters. Eine Lobby ist demnach u. a. ein Ort, an dem unterschiedliche Menschen »zufällig« aufeinandertreffen und »zwanglos« ins Gespräch kommen können, während sie auf etwas warten oder sich auf der Durchreise befinden.

Hält man sich dieses Bild einer Vorhalle mit Ansammlungen von abwartenden Menschen beispielsweise in einem Parlamentsgebäude vor Augen, erschließt sich nun auch die spätere Bedeutungserweiterung von Lobby zu einer ›Interessengruppe, die [in der Lobby] versucht die Entscheidung von Abgeordneten zu beeinflussen [und die diese ihrerseits unterstützt]‹.

Der Begriff Lobbyismus ist eine Bildung aus Lobby und dem Suffix (hinten an den Wortstamm angefügtes Wortbildungselement) –ismus. Dieses Suffix geht auf griechisch –ismos zurück und ›kennzeichnet in Bildungen mit Substantiven eine Geisteshaltung, Strömung, Tendenz oder politische Richtung, die von jemandem oder etwas stammt, sich von jemandem oder etwas herleitet‹.

Personen, die Lobbyismus (auch Lobbyarbeit, Lobbying) betreiben – das entsprechende Verb lautet lobbyieren – nennt man Lobbyist, Lobbyistin sowie (im Plural) Lobbyisten, Lobbyistinnen (›jemand, der Abgeordnete für seine Interessen zu gewinnen sucht‹, auch ›jemand, der eine Lobby vertritt und in beratender Funktion Einfluss auf Politiker auszuüben versucht, um die Interessen der von ihm vertretenen Gruppen, Verbände o. Ä. durchzusetzen‹). Lobby scheint also mit Blick auf die unterschiedlichen Wortbildungen relativ produktiv zu sein.

Wortbildungen mit Lobby wie Lobbyist/ Lobbyistin oder Lobbyismus werden in der Tat häufig abwertend verwendet. Die (Ab-)Wertung der Begriffe ist allerdings nicht Teil ihrer Wortbedeutung, sondern sie erfolgt allein durch den entsprechenden Gebrauch. Dabei ist diese (Personen) abwertende Gebrauchsweise nicht auf die Wörter selbst zurückzuführen, sondern auf politische, wirtschaftliche und ethische Diskurse, in denen sie verwendet werden. Dass Lobbyismus und Lobbyisten einer gesellschaftspolitischen Betrachtung unterliegen, lässt sich unter anderem daran ablesen, dass das Thema Lobby auch in der Kunst und Kultur verhandelt wird, wie z. B. im 2009 in Dresden uraufgeführten Theaterstück »Die Lobbyisten« von Franz Wittenbrink, wobei hier allerdings nicht die politische Bedeutung von Lobbyisten gemeint ist, sondern die Personengruppenbeschreibung wieder auf den Aufenthalt in einer Hotellobby, also auf die anfängliche Bedeutung des Lehnwortes Lobby, zurückzuführen ist.

Quellen

Duden – Das Fremdwörterbuch, 12. Auflage, Berlin 2020.
Duden – Deutsches Universalwörterbuch, 9. Auflage, Berlin 2019.
https://www.duden.de/
https://www.dwds.de/
https://www.staatsschauspiel-dresden.de/
spielplan/archive/d/die_lobbyisten/
https://wortschatz.uni-leipzig.de/de