21. Januar 2022
21. Januar: Tag der Jogginghose
»Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!« So soll der bekannte Modedesigner Karl Lagerfeld einst gesagt haben. Und da heute Tag der Jogginghose ist, nehmen wir das zum Anlass, uns auch einmal damit zu beschäftigen – nicht mit der modischen Erscheinung oder ihrer Fragwürdigkeit, sondern mit dem zugrundeliegenden Verb joggen.
Das Wort joggen wurde mit dem Verb to jog aus dem Englischen entlehnt und bedeutet übersetzt so viel wie ›traben‹ oder ›gemäßigt laufen‹, sich also im lockeren Dauerlauf fortbewegen. Es hat schon so stark Eingang in unsere Sprache gefunden, dass in Online-Wörterbüchern joggen als deutsche Übersetzung von to jog ausgegeben wird. Seit 1975 ist das Verb bei uns nachweisbar (s. www.dwds.de) und integrierte sich schnell in unseren Wortschatz; seitdem stieg die Verwendung exponentiell an.
Bei joggen handelt es sich also um einen Anglizismus, eine Entlehnung aus dem Englischen. Wörter werden häufig ins Deutsche entlehnt, um Benennungslücken zu füllen. Im Fall von joggen gab es zwar Verben wie laufen oder rennen, doch spezieller noch, den sportlichen Dauerlauf-Aspekt berücksichtigend, ist das Wort joggen – und genau diese Lücke, die es bis dahin im Deutschen gab, füllte das Verb aus. Natürlich gibt es auch Entlehnungen, die mit heimischen Wörtern in Konkurrenz treten. Entweder verdrängen sie dann die ursprüngliche deutsche Bezeichnung, geraten wieder in Vergessenheit oder bereichern (z. B. als (Teil-)Synonyme) unseren Wortschatz. Wird ein neues Wort häufig und in vielen verschiedenen Situationen oder Gruppen verwendet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch dauerhaft Eingang in unsere Sprache findet.
Das Wort joggen hat sich also schon vor längerer Zeit in unserer Sprache etabliert. Dennoch ist aktuell zu beobachten, dass immer häufiger das deutsche Verb laufen statt joggen verwendet wird und dabei – anders als früher – auch den Dauerlauf-Aspekt enthält: »Hast du Lust, eine Runde laufen zu gehen?«, »Ich war gerade 10 km laufen«, »Als Ausgleich zu meinem Schreibtischjob gehe ich regelmäßig laufen« – hier ist klar, dass mit laufen ein Dauerlauf im Sinne von joggen gemeint ist, das Verb laufen hat seit dem Zeitpunkt, als joggen entlehnt wurde, eine Bedeutungserweiterung erfahren. Wir sind gespannt, wie sich dieses Wortfeld weiterentwickelt und ob zur Abwechslung einmal ein deutsches Wort eine etablierte Entlehnung verdrängen wird.
Was ist mit Ihnen: Joggen Sie noch oder laufen Sie schon?
Quellen
Duden: Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, Mannheim 2012
www.dwds.de
www.dict.cc/
Mehr über Entlehnungen und Anglizismen
Über Anglizismen in unserer Sprache haben wir schon verschiedentlich berichtet. Hier können Sie alles noch einmal nachlesen:
- Anglizismen – werden wir überschwemmt?
- Fremdwörter – ein notwendiges Übel?
- Gibt’s das auch auf Deutsch?
- Social Distancing, Hot-Spot und Triage: Fremdwörter im Zusammenhang mit Covid-19
Im Jahr 2008 haben wir eine Umfrage zu Fremdwörtern im Deutschen durchgeführt. Die Ergebnisse finden Sie hier: