Ausgabe: Der Sprachdienst 2/2011

Bedeutung von belauern/beluren/belueren

[F] In einer SMS schrieb mir eine Bekannte, sie fühle sich von mir belührt. Ich kann dabei fast ausschließen, dass es sich um einen Verschreiber des Wortes berührt handelt, da es nicht in den Kontext gepasst hätte. Können Sie mir etwas zur Bedeutung dieses Wortes sagen?

[A] Gern beantworten wir diese Frage nach einem heute weitgehend ungebräuchlichen Ausdruck, wobei es auch interessant wäre, wie Ihre Bekannte auf diesen Begriff kam.

Nach den uns vorliegenden Wörterbüchern kommt dieses Wort aus dem Niederdeutschen und liegt in verschiedenen, von der oben angeführten Schreibweise abweichenden Varianten vor.

Es findet sich im unten genannten Wörterbuch unter dem Eintrag für belauern folgender Ausspruch mit belueren im Sinne von ›übervorteilen, betrügen‹: He hät em beluert, dat em glik de Ooge troande. (Er hat ihn betrogen, dass ihm gleich das Auge tränte.) (Preußisches Wörterbuch, Königsberg 1935).

Unter anderem ist das Wort als Übersetzung von belauern als beluren bzw. beluurn (Hochdeutsch-Plattdeutsches Wörterbuch, Leer 1986) belegt.

Anderswo werden die Varianten beluern, beluren und beluurn mit ›belauern, belauschen, beobachten, überraschen, jem. arg zusetzen, schädigen, betrügen‹ übersetzt. (Plattdeutsches Wörterbuch, Leer 1984)

In einem etymologischen Wörterbuch (Herkunftswörterbuch) findet sich unter dem Stichwort lauern der Hinweis auf die spätmittelhochdeutsche Form lūren, dazu mittelhochdeutsch lūr(e) als Hinterhalt, mittelhochdeutsch lūre für Betrüger (Kluge – Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin 2002).

Somit wird deutlich, dass es sich, wie schon von Ihnen vermutet, nicht um einen »Verschreiber« handelt, sondern um ein heute selten verwendetes Wort mit der Bedeutung ›schädigen, betrügen‹.