Ausgabe: Der Sprachdienst 2–3/2006

Herkunft von Bettelarmband

[F] Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass Bettelarmbänder angeboten werden. Es sind meist einfache Armbänder, die man sammeln und an die man kleine Anhänger heften kann. Wie erklärt sich das Wort, was hat es mit betteln zu tun?

[A] Unsere Wörterbücher und Lexika lassen uns hier im Stich, doch über das Internet konnten wir viele Belege und Hinweise ermitteln. Ein Schmucklexikon von Prof. Leopold Rössler erläutert Bettelarmband bzw. Bettelband als »meist kleines, kettenartiges Armband zum Einhängen von kleinen Jou-Jous wie Glücksbringern, Andenkenbommerln usw. Die Wortgebung kommt vom Zusammenbetteln der kleinen Anhänger.« (Hinter Jou-Jou steckt das französische Wort joujou für ›Spielsachen, Spielzeug‹.) Ein anderer Onlinebeitrag (Martin Wagner, Das Bettelarmband. Von der Grundidee bis hin zum heutigen Trend) führt aus: »Der ursprüngliche Gedanke des Bettelarmbandes entstand durch das Sammeln von kleinen Glücksbringern bzw. Glücks-Anhängern in Gold und Silber. Die wollte man alle stets bei sich tragen, und so kam es, dass diese wie Perlen aufgereiht an einem […] Armband angebracht wurden. […] Es soll sogar Leute geben, die gleich 3 Bettelarmbänder haben. Eines für die […] Urlaubserinnerungen, ein weiteres für Glücksanhänger und kleine Geschenke von Menschen, die einem besonders nahe stehen, und noch eines für Anhänger, die die Hobbies des Trägers symbolisieren. Am zuletzt genannten Bettelarmband baumeln dann kleine Autos, Golf- und Tennisschläger und dergleichen.« Hier zeige sich der »neuste Styling-Hit. Das Bettelarmband, angebracht an Handtaschen, Gürteln oder als Fußkettchen umfunktioniert, ist der letzte Schrei in der Modescene.«

Dies mag so sein, denn betteln bzw. zusammenbetteln muss nicht immer im strengen Sinne gebraucht sein; zusammenbetteln kann durchaus die erweiterte Bedeutung tragen ›erbitten‹, ›sich ausbitten‹, ›durch Spenden zusammenbringen‹, ›durch Bitten sammeln‹. Denkbar wäre freilich, wenn auch weniger wahrscheinlich, dass das Substantiv der Bettel im Sinne von ›einfache, armselige, wertlose Sache‹, ›Plunder‹ zugrunde liegt, so wie es die älteren Sprachbelege Bettelsammet (= grober Baumwollplüsch), Bettelkleid (= ärmliches Kleid) oder Bettelkost (= schlechte Nahrung) verdeutlichen. Zudem steht in manchen Dialekten Bettel nicht nur für ›Plunder‹, sondern auch für ›Habseligkeiten, Siebensachen‹. Dennoch fehlt in dem einen wie dem anderen Fall m. E. die Schlüssigkeit, denn weder von betteln noch von Bettel aus lässt sich Bettelarmband sinnvoll und bruchlos deuten. Eine Bedeutungsverschiebung und -erweiterung – wie sie hier denn anzunehmen wäre – kommt freilich nicht selten vor.