Ausgabe: Der Sprachdienst 3–4/2010

Herkunft von bis in die Puppen

[F] Woher stammt die Redewendung »bis in die Puppen schlafen«?

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[A] Der Ursprung der Redewendung »bis in die Puppen schlafen« oder anders »bis in die Puppen aufbleiben«, »bis in die Puppen arbeiten, fernsehen« etc. mit der Bedeutung von ›sehr lange‹ stammt aus dem Berlin des 18. Jahrhunderts. Mitte des Jahrhunderts wurden am Großen Stern im Berliner Tiergarten – noch heute ist der damals von Hecken umgebene Platz unter diesem Namen bekannt – Statuen der antiken Mythologie aufgestellt. Der Berliner Volksmund bezeichnete diese Standbilder als »Puppen« und den Großen Stern als »Puppenplatz« (Lutz Röhrich, »Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten«, Herder, Freiburg 1992). Das »Deutsche Sprichwörter-Lexikon«, Darmstadt 1977 (Nachdruck von 1873), gibt weiter an, dass die Berliner am Wochenende Spaziergänge »bis in die Puppen« zu machen pflegten. Zu Fuß war dies damals vom Stadtkern aus ein sehr weiter Weg. Von der räumlichen wurde diese Wendung auf die zeitliche Ausdehnung übertragen und wird so noch heute im Sinne von ›sehr lange‹ verwendet.

Im gleichen Zusammenhang entstanden auch verwandte Wendungen wie »Das geht über die Puppen« mit der Bedeutung »Das übersteigt das Maß«. Da man bekanntermaßen (so das »Deutsche Sprichwörter-Lexikon«) Anstoß an den nackten Götterfiguren nahm, empörte man sich so auch über leicht bekleidete Mädchen mit dem Ausspruch »Das geht noch über die Puppen«.

Übrigens hat sich der Große Stern mit der Siegessäule bis heute als Platz für Vergnügungen und Partys gehalten.