Ausgabe: Der Sprachdienst 4–5/2017

Die Aussprache von Jahreszahlen

[F] Noch vor zwanzig Jahren sprach man Jahreszahlen in »Hunderterschritten« aus, z. B. 1996 als neunzehnhundertsechsundneunzig. Warum hat sich die Aussprache im 21. Jahrhundert zu »Tausenderschritten« geändert, z. B. 2016 als zweitausendsechzehn und nicht mehr zwanzighundertsechzehn? Ist die Aussprache schriftlich fixiert und rechtsverbindlich?

[A] Vielen Dank für Ihre Anfrage, mit der sich auch der Duden (»Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle«, Mannheim 2016) schon befasst hat. Er stellt allerdings nur nüchtern fest: »Die Jahreszahlen von 1100 bis 1999 werden nach Hundertern zusammengefasst. Man sagt also für 1997 neunzehnhundertsiebenundneunzig (nicht: [ein]tausendneunhundertsiebenundneunzig). Die Jahreszahlen ab 2000 werden dagegen nach Tausendern zusammengefasst. Man sagt also für 2011 zweitausend[und]elf

Die Aussprache der Jahreszahlen ist nicht normiert und daher weder schriftlich fixiert noch rechtsverbindlich geändert worden. Wie sich Sprache – und somit auch Aussprache – ändert, ist nicht vorherzusehen, was benutzt wird, setzt sich fort und verfestigt sich. Änderungen folgen jedoch oft gewissen »Trends«, so strebt Sprache stets nach Ökonomisierung, nach Vereinfachung. Auch die Aussprache zwei-tau-send-sech-zehn spricht hierfür: Sie hat nur fünf Silben, während zwan-zig-hun-dert-sech-zehn sechs Silben aufweist. Zwar ist Neun-zehn-hun-dert-sechs-und-neun-zig (8 Silben) schon lang, aber immer noch kürzer als (ein-)tau-send-neun-hun-dert-neun-und-neun-zig (9 bzw. 10 Silben). Natürlich hätte es auch anders kommen können, hätten genug Sprecher die Zählweise des 20. Jahrhunderts übernommen. So wurde jedoch die kürzere Aussprache allgemein bevorzugt und sie hat sich durchgesetzt (vgl. auch zwei-sech-zehn, zwan-zig-sech-zehn). Wie es im 22. Jahrhundert aussehen wird, ist nicht vorherzusehen, aber wir vermuten, dass dann ganz ähnliche Mechanismen zum Tragen kommen werden.