Woher kommt die Redewendung eine Meise haben?
[F] Wo hat die Redensart du hast ’ne Meise ihren Ursprung? Ist Meise nur eine Spezifizierung des Wortes Vogel oder gibt es anderer Deutungen?
[A] Die Redensart eine Meise (unterm Pony) haben ist als spezifizierte Variante von einen Vogel haben anzusehen. Mit der Zeit hat sich diese Verbindung mit ihrer übertragenen Bedeutung so gefestigt, so dass die gleiche Redewendung mit einer anderen Vogelart nicht funktionieren würde. Vergleiche: eine Meise haben – eine Amsel haben – eine Taube haben etc. Nur bei Ersterem wird eine Bedeutung transportiert, die über die Kombination der Bedeutungen der einzelnen Bestandteile hinausgeht.
Die Bedeutung ›nicht ganz bei Verstand sein; eine fixe Idee haben; närrisch sein‹ geht auf einen alten und verbreiteten Volksglauben zurück, demzufolge Geistesgestörtheit durch Nisten von Tieren im Kopf verursacht wird. Dies beruht auf der volkstümlichen Anschauung, eine Krankheit werde dadurch hervorgerufen bzw. sei eine Äußerung der Tatsache, von Dämonen besessen zu sein. Um 1800 manifestierte sich dieser (Aber-)Glaube als Redewendung.
Auf nistende Vögel gehen auch die ähnlichen Redensarten bei dir piept’s wohl und dich pickt wohl der Vogel zurück. Aber auch andere, allesamt kleine Tiere wurden vermutet: Mäuse und Ratten, Motten, Fliegen, Mücken und Schnaken sowie viele mehr (vgl. Lutz Röhrich (1992): Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. 3 Bände).
Auch die Redewendung jemandem einen Vogel zeigen und die damit verbundene Geste, sich an den Kopf zu tippen, geht darauf zurück, jemanden darauf hinzuweisen, dass ihm ein Vogel im Kopf nistet, der seine Unzurechnungsfähigkeit hervorruft.