Ausgabe: Der Sprachdienst 3-4/2019

Farbreihe der Redewendungen: Rot

Der Sommer neigt sich dem Ende und langsam merkt das auch die Natur: Die Blätter färben sich bunt und vor allem Rot ist dabei häufig zu sehen. Mit dieser Farbe setzen wir unsere Farbreihe der Redewendungen fort.

Sonnenuntergang
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Etwas durch die rosarote Brille sehen

Diese Redensart existiert etwa seit den 1920er- und 1930er-Jahren und bedeutet ›etwas nur positiv, verklärt beurteilen, zu optimistisch sein‹. Die rosarote Brille verschönert für die Trägerin oder den Träger die Tatsa­chen und stellt alles in einem besseren Licht dar.

Dabei lässt sich eine semantische Verbindung des Adjektivs rosarot mit dem Adjektiv rosig ermitteln. Rosig be­zeichnet neben einer (hellen, rosaroten) Färbung auch etwas Erfreuliches: »Es waren rosige Zeiten!« Solche erfreuli­chen Dinge sieht bildlich gesprochen auch derjenige, der durch eine rosarote Brille schaut.

Rotsehen

Wenn jemand rotsieht, kann man da­von ausgehen, dass er ›sehr wütend ist oder wird‹. Die rote Farbe ist die häufigste Reizfarbe im Tierreich und oft Zornauslöser. Die Redensart hat ihren Ursprung im Stierkampf. Dort nahm man lange an, dass der Stier in der Arena erst richtig wütend wird, so­bald er das rote Tuch sieht. Allerdings weiß man inzwischen, dass er nur auf die Bewegung des Tuches reagiert und nicht auf die Farbe, da Stiere rot-far­benblind sind. Seit dem 19. Jahrhundert existierten parallel zu unserer Wen­dung auch gleichbedeutende Äquiva­lente – im Englischen mit to see red und im Französischen mit voir rouge.