Seine Schiffe hinter sich brennen sehen
[F] Woher stammt und was bedeutet die Redewendung seine Schiffe hinter sich brennen sehen oder auch seine Schiffe hinter sich verbrennen? Ich kenne sie besonders im Zusammenhang mit Ratschlägen, die in den Wind geschlagen wurden.
[A] Die Redewendung seine Schiffe hinter sich brennen sehen bezog sich ursprünglich auf das Kampfgeschehen, hat aber heute eine allgemeine Bedeutung gewonnen. Sie ist vergleichbar mit der Redewendung Alle Brücken hinter sich abbrechen und bedeutet ›alles hinter sich lassen, was zur Umkehr (auch in geistiger Hinsicht) bewegen könnte‹ (vgl. Lutz Röhrich, Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg 1992, Bd. 3).
Ihren Ursprung hat die Wendung in der Schifffahrt. Wenn ein Herrscher seine eigenen Schiffe verbrennen ließ – und sich dadurch den Fluchtweg abschnitt –, wollte er auf diese Weise seine eigene Tapferkeit und Entschlossenheit beweisen. Röhrich vermutet, dass die Redewendung auf die Kriegskunst des spanischen Konquistadors Hernando Córtez zurückzuführen ist, welcher 1519 mit elf Schiffen von Kuba nach Mexiko segelte und dort die Siedlung Veracruz gründete. Damit seine Mannschaft keine andere Wahl hatte, als »ihm ohne Hoffnung auf einen offenen Fluchtweg ins gefährliche Innere Mexikos« zu folgen, ließ er die Schiffe nach ihrer Ankunft verbrennen.
Es lassen sich aber auch Schiffsverbrennungen nachweisen, die historisch weiter zurückliegen und ebenso den Zweck hatten, »alles hinter sich zu lassen, um entweder zu siegen oder unterzugehen« (ebd.). So steckten beispielsweise die Frauen der Flüchtlinge aus Troja die Schiffe ihrer Männer nach ihrer Ankunft in Sizilien in Brand, um ihnen Mut zu machen. Auch der Tyrann Agathokles ließ im 14. Jh. v. Chr. seine Landungsflotte vor Afrika vernichten.
Die Redewendung seine Schiffe hinter sich brennen sehen ist heute weit verbreitet und existiert auch in anderen Sprachen, etwa im Englischen mit to burn one‘s boats (behind one) . Als literarisches Motiv kommt die Verbrennung der eigenen Schiffe beispielsweise im Nibelungenlied vor.