Schreibweise T(h)unfisch
[F] Wieder einmal bin ich schockiert von der neuen Rechtschreibung. Vielleicht können Sie mir ja eine Erklärung dafür geben, dass man Thunfisch neuerdings ohne h schreibt. Für mich ergibt sich kein Sinn, da der wissenschaftliche Name, der meiner Meinung nach immer noch führend sein sollte, Thunnus ist.
[A] Zu bedenken ist zunächst, dass nach der neuen Rechtschreibregelung beide Schreibweisen als richtig gelten: Thunfisch, neu auch Tunfisch. Wer die traditionelle Version wählt – Thunfisch –, schreibt also durchaus nicht falsch.
Sicherlich liegen die lateinischen und griechischen Wörter thunnus und (thynnos) zugrunde, der zoologische Terminus für die Gattung ist Thunnus (woran sich nichts ändert). Bei der Rechtschreibreform ging man von der Überlegung aus, dass viele Fremd- bzw. Lehnwörter nach und nach den Charakter der Fremdheit verlieren und in der Schreibung sich nach den deutschen Gewohnheiten richten – vgl. für frühere Jahrzehnte etwa Critik – Kritik, Cultur – Kultur, Recension – Rezension, englisch Strike – Streik usw.
1901, zu Dudens Zeiten, als die Einheitsorthographie für das Deutsche hergestellt wurde, hat man th »aus allen Wörtern deutschen Ursprungs beseitigt« (so Konrad Duden im Vorwort seines Orthographischen Wörterbuchs, 1904, 7. Auflage); in Fremd- und Lehnwörtern (von Namen abgesehen) blieben ph, rh und th erhalten. So haben die mit der Rechtschreibreform befassten Fachleute bezüglich der Buchstabenkomination th bei einigen häufig vorkommenden Wörtern (»Alltagswörter« hieß es in einer Vorbereitungsschrift 1992 auch) die vereinfachte, sog. integrierte (also dem Deutschen angenäherte) Schreibung ins Spiel gebracht: Panther – neu auch Panter –, Thunfisch – neu auch Tunfisch –, so wie in anderen Fällen Delphin – neu auch Delfin (man denke daran, dass wir schon lange Elefant schreiben) –, Katarrh – neu auch Katarr etc.
Das amtliche Regelwerk (zuerst 1996 veröffentlicht) bemerkt hierzu in § 32 (2): »Im Prozess der Integration entlehnter Wörter können fremdsprachige und integrierte Schreibung nebeneinanderstehen. Manche fremdsprachige Schreibungen sind nur noch fachsprachlich üblich.« Fragen darf man sich freilich, warum es bei Physik, Apotheke, Theater oder Rhythmus (»Alltagswörter«?) nicht zu der vereinfachten integrierten Version gekommen ist.
GfdS