Warum heißt es eigentlich Trinkgeld?
[F] Woher kommt eigentlich der Ausdruck Trinkgeld? Was genau hat er mit trinken zu tun? Warum heißt es nicht anders, denn es handelt sich doch um eine Zulage zur Bezahlung, eine Art Dankeschön für die in Anspruch genommenen Dienste?
[A] Trinkgeld ist im Deutschen schon seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Früher gab es auch die Varianten Trankgeld, Trunkgeld, außerdem kursierten zeitweise Botengeld bzw. Bade– und Biergeld. Ursprünglich stand womöglich der Wunsch des Spenders im Hintergrund, der hilfreiche Geist, sei es Bote oder Diener, sei es Kellner oder Helfer beim Baden, möge auf sein, des Gebers, Wohl etwas trinken. Das Geld war also ursprünglich tatsächlich zum Vertrinken gedacht, so die Annahme der Autoren von Trübners Deutschem Wörterbuch (Berlin 1956).
Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm (Leipzig 1952) beschreibt recht ausführlich Ursprung und Gebrauch des Wortes. Die Wörterbücher erwähnen übrigens auch, Trinkgeld sei als trinkguelte ins Französische übernommen worden, als drink-money ins Englische. Dort heißt es heute umgangssprachlich tip, eine Abkürzung für to insure promptness (wenngleich der/das tip ja in der Regel erst beim Bezahlen, also nach Inanspruchnahme der Leistung gegeben wird – streng genommen lässt sich dann eigentlich keine »Promptness« mehr sicherstellen).
Bei Ihrer Frage geht es ja um Trinkgeld im Sinne von ›Belohnung‹. Trinkgeld wurde früher daneben auch im Sinne von ›Zeche, Zechgeld‹ gebraucht, außerdem hatte das Wort zeitweise die Bedeutung ›Tranksteuer, Getränkesteuer‹, es konnte zudem noch »verschiedene geldleistungen anderer art« bezeichnen (Grimm).
Heute wird Trinkgeld allgemein als ›kleines Geldgeschenk für eine Dienstleistung‹ verstanden, und die Annahme, es werde anschließend »vertrunken«, steht nicht im Vordergrund. Trinkgeld steht schließlich noch für eine klein(er)e Geldsumme, wie es etwa der Berliner Umgangssprache abzuhören ist: »Det kostet en bloßet Drinkjeld.«