Ausgabe: Der Sprachdienst 6/2021

Woher kommt die Eselsbrücke?

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[F] »Wer nämlich mit ›h‹ schreibt ist dämlich« diesen Satz hat man schon früh gelernt, um sich die richtige Schreibweise von nämlich einfach zu merken. Aber wieso nennt man solche Merksätze Eselsbrücken? Brauchen nur »Esel« Gedächtnisstützen?

[A] Der Ausdruck Eselsbrücke geht auf den lateinischen Ausdruck pons asinorum (›Brücke der Esel‹) zurück, der im Mittelalter in der scholastischen Philosophie zur logischen Herleitung verwendet wurde (Duden, Deutsches Universalwörterbuch, 9. Aufl., Berlin 2019). Auch heute in der Alltagssprache beschreibt die lexikalisierte Metapher Eselsbrücke die Verknüpfung von Wissen durch Assoziationen. Das heißt, die ursprüngliche Bedeutung der Eselsbrücke ›Mittel zum Zweck‹ hat sich bis heute nicht verändert. Sie wird auch als Verstehenshilfe oder Gedächtnisstütze bei Merkschwierigkeiten bezeichnet, da durch Assoziationsketten Wissen leichter aufzunehmen und abzurufen ist. Karl Erich Krack (Redensarten, Berlin 1961) erklärt, dass der Ausdruck Eselsbrücke jedoch nicht nur positiv verstanden wird. Denn so wie die Brücke den Eseln zum Übergang über den Fluss dient, so nutz en auch faule Schülerinnen und Schüler den bequemeren Weg über die Eselsbrücke. Auch Friedrich Rückert schreibt in seinem Gedicht »Die Eilfahrt«: »Über alle Wissenslücken geht’s sicher auf den Eselsbrücken.« Die Eselsbrücke wird in diesem Zusammenhang auch Pons genannt und beschreibt unerlaubte Übersetzungshilfen bei Klassenarbeiten (Duden, Deutsches Universalwörterbuch, 9. Aufl., Berlin 2019). Dabei ist jedoch zu erwähnen, dass das verbotene Hilfsmittel nicht der Ursprung des Namens für den bekannten Sprachverlag PONS ist. Der geht nämlich auf die Bedeutung des lateinischen Worts pons ›Brücke‹ zurück.

Aber was haben nun die Esel mit all dem zu tun? Esel gelten als störrisch und eigensinnig, obwohl dies nur ein Zeichen ihrer Intelligenz und Vorsicht ist. Denn Esel durchqueren keine Wasserläufe, da sie nicht wissen können, wie tief das Wasser ist. So mussten die Bauern Behelfsbrücken bauen, um einfacher und schneller ans Ziel zu gelangen (Jochen Krause, Klappe zu, Affe tot, Hamburg 2010). Die Eselsbrücke ist also eine geschickte Methode, die einige Wege erleichtern kann und nicht nur von »Eseln« genutzt wird.