Ausgabe: Der Sprachdienst 3/2017

Zwanzig, vierzig, fünfzig – aber: dreißig

[F] Es heißt zwanzig, vierzig, fünfzig usw., aber nicht dreizig, sondern dreißig. Ist das nicht reichlich inkonsequent? Was ist der Grund dafür?

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[A] Die Frage ist schnell beantwortet. Die Ursache für diese »Inkonsequenz« bei den Zehnerzahlen liegt weit zurück in der deutschen Sprachgeschichte, denn sie ist mit der sogenannten hochdeutschen oder zweiten Lautverschiebung im frühen Mittelalter zu erklären. Wir möchten hier das »Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle« aus dem Dudenverlag (Mannheim 2016) zitieren, das die Gründe sehr anschaulich erläutert:

»Der Grund, warum man dreißig mit ß, die anderen Zehner aber mit z (zwanzig, neunzig) schreibt, ist folgender: Die Zehnerzahlen werden durch Anhängen des Suffixes -zig gebildet, das auf ein mit t anlautendes germanisches Wort zurückgeht (vgl. got. tigus = ›Dekade, Zehnzahl‹). In den Komposita aus Grundzahlen als Erstglied und diesem Wort als Zweitglied trat das anlautende t normalerweise hinter einen Konsonanten (zwan-, vier-, fünf- usw.) und wurde dann, entsprechend den Lautgesetzen, in der hochdeutschen Lautverschiebung (6.–8. Jahrhundert n. Chr.) zu einem Verschlusslaut mit folgendem Reibelaut ([ts] = z) verschoben. Zwischen Vokalen trat dies nicht ein; hier wurde t zu einem Reibelaut, einem scharfen s ([s] = ß) verschoben, daher: drei-ß-ig.« Und so hat sich diese Ausnahme bis heute erhalten.