Ausgabe: Der Sprachdienst 6/2011

Woher kommt die eierlegende Wollmilchsau?

[F] Woher kommt eigentlich der Ausdruck eierlegende Wollmilchsau?

© Nina Kraus

[A] Die eierlegende Wollmilchsau (selten auch Wollmilchschwein) ist eine humoristisch-karikaturistische Verbindung aus Huhn (Eier), Schaf (Wolle), Kuh (Milch) und Schwein (Fleisch). Sie umfasst damit alles Positive ohne Nachteile, sie umfasst das Unumfassbare. Wenn also jemand oder etwas wie eine eierlegende Wollmilchsau ist, dann ist das ein paradoxer Alleskönner, der alle noch so schwierigen oder widersprüchlichen Anforderungen erfüllt.

Die Wendung ist zwar relativ gebräuchlich – es finden sich zahlreiche Belege bspw. in der Presse, aber interessanterweise nicht/weniger in der Literatur –, woher die Redewendung allerdings kommt, lässt sich nicht abschließend klären.

Die Wendung hat sich wohl in den 1970ern im Sprachgebrauch etabliert (Heinz Küpper, »Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache«, Stuttgart 1982 ff.; in älteren Wörterbüchern ist sie nicht verzeichnet). Heinz Küpper gibt an, dass sie wohl zunächst in der Soldatensprache genutzt wurde. Und in der Tat hat das Ei bzw. das Eierlegen im militärischen Sprachgebrauch die Bedeutung ›Bombe/Miene‹ bzw. ›Bomben abwerfen‹, vgl. Heinz Küpper, »Von Anschiss bis Zwitschergemüse. Das Bundessoldatendeutsch von A–Z«, München 1986. So könnte es sein – mit Sicherheit lässt sich das nicht sagen – dass die eierlegende Wollmilchsau über den Weg der Militärsprache (sie wäre dann bspw. ein universal einsetzbares Kriegsgerät) in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist.

Ein sehr früher Beleg dieses Tieres lässt sich in einem Gedicht von Ludwig Renn (abgedruckt in »Ludwig Renn zum 70. Geburtstag«, Berlin 1959) finden, dort wird es eierlegendes Wollschwein genannt. Ob und wie dieses Gedicht mit dem militärischen Sprachgebrauch zusammenhängt, lässt sich indes nicht rekonstruieren.

Letztendlich ist also unklar, wie und wann genau dieses kuriose Wesen sich in unserem Sprachgebrauch niedergelassen hat. Doch auch wenn das, was sich dahinter verbirgt – ein paradoxer Alleskönner – selten genug sein mag, dürfte wohl mit der Bezeichnung als solcher heutzutage jeder vertraut sein.