Worin besteht der Unterschied zwischen Meer und See?

»Alle meine Entchen schwimmen auf dem …« – ja, wo denn eigentlich? CC-Lizenz

[F] Wir fahren im Urlaub ans Meer, nämlich an die Nordsee. Doch nun sind wir verwirrt: Ist die Nordsee nun ein See oder ein Meer?

[A] Ja, die scheinbar willkürliche Verwendung von See und Meer kann verwirren. Wir versuchen ein wenig Klarheit zu schaffen:

Ein Meer bezeichnet heute bekanntermaßen eine »sich weithin ausdehnende, das Festland umgebende Wassermasse, die einen großen Teil der Erdoberfläche bedeckt«. Als Synonym kann das Wort Ozean gelten, das eine »große zusammenhängende Wasserfläche zwischen den Kontinenten, [ein] riesiges Meer, Weltmeer« bezeichnet. Der Ausdruck Meer stammt von dem althochdeutschen Wort meri (vergleiche lateinisch mare), womit ursprünglich ein Sumpf bzw. ein stehendes Gewässer gemeint war. So werden auch heute noch große stehende Gewässer, die in diesem Sinne eher Seen (s. u.) sind, hierzulande als Meer bezeichnet, etwa das Zwischenahner Meer, das Steinhuder Meer, und auch der Bodensee wird volksläufig Schwäbisches Meer genannt. Erst im 16. Jahrhundert begann man, zwischen Meer und See zu unterscheiden und die Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung zu versehen.

Das Wort See stammt ebenfalls aus dem Althochdeutschen (sē(o))) und kommt heute mit zwei verschiedenen Genera vor: als Maskulinum der See und als Femininum die See. Zwischen diesen beiden gibt es einen merklichen Bedeutungsunterschied. Beim Maskulinum der See (Plural: die Seen) handelt es sich um eine »größere Ansammlung von Wasser in einer Bodenvertiefung des Festlandes, [um ein] stehendes Binnengewässer«. Als Femininum stellt die See (zu der es keinen Plural gibt) ein Synonym von Meer da; so sind etwa die Nordsee und die Ostsee im eigentlichen Sinn keine Seen, sondern Meere. Kurz gesagt: Der See ist von Festland umgeben, die See dagegen umgibt das Festland, wie es das Meer tut. Doch auch hier gibt es Ausnahmen, etwa bei den sogenannten »Binnenmeeren«, die wie ein See (maskulin) »[weitgehend] von Festland umschlossen« sind. Dazu gehören etwa das Mittelmeer und das Schwarze Meer. Das Kaspische Meer dagegen ist tatsächlich ein See im südwestlichen Asien, der auch als Kaspisee bezeichnet wird. Korrekt benannt ist dagegen der Aralsee, ein großer Salzsee in Asien.

Übrigens: Der Meerrettich erhielt seinen Namen, weil er über das Meer nach Europa gebracht wurde. Ähnlich verhält es sich mit dem Meerschwein, einem aus Südamerika stammenden Nagetier (also im eigentlichen Sinne kein Schwein), das nur insofern mit dem Meer zu tun hat, als es seinerzeit über das Meer zu uns kam. Zuvor jedoch, zu althochdeutschen Zeiten, wurde schon der Delphin als Meerschwein bezeichnet, das Benennungsmotiv war hier der Speck, den er lieferte, wie Schweine es tun.

So sind die See und das Meer letztendlich als Synonyme zu sehen, man kann sie also in fast allen Kontexten miteinander austauschen. Der See jedoch ist hiervon klar zu unterscheiden. Wann hingegen ein geografischer Name mit See oder Meer gebildet wird, ist schlichtweg zu erlernen.

Quellen: »Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache.« 4. Aufl., Mannheim 2012; »Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.« Bearb. v. Elmar Seebold. 25. Aufl., Berlin/New York 2011.