22. Juli 2022

23. Juli: Beginn der Hundstage

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Was für eine Affenhitze diese Woche! Und das vor dem Beginn der Hundstage, dem Zeitraum vom 23. Juli bis zum 23. August. Doch die Hundstage (lateinisch dies caniculares) sind eigentlich gar nicht – wie gemeinhin angenommen und umgangssprachlich so bezeichnet – die besonders heißen Tage des Jahres. Den Ursprung der Hundstage und einige weitere Redewendungen mit des Menschen bestem Freund schauen wir uns heute an.

Die Hundstage verdanken ihren Namen dem Sternbild Großer Hund (Canis Major). Vom Aufgehen des Sternbildes bis zu seiner vollständigen Sichtbarkeit vergehen 30 bis 31 Tage, woher sich auch die Bezeichnung Tage vom großen Hund ableitet. Die Festlegung des Zeitraums der Hundstage stammt noch aus Zeiten des Römischen Reichs: Der hellste Stern des Sternbildes, Sirius, gab damals den Beginn der Hundstage an, seine vollständige Sichtbarkeit erlangte es mit Aufgang des Sterns Aludra. Durch die Verlagerung (Präzession) der Erdachse stimmt der noch heute als Hundstage bezeichnete Zeitraum inzwischen jedoch nicht mehr mit dem Zeitraum des Sichtbarwerden des Sternbilds überein, denn in Deutschland kann der Aufgang des Sirius erst ab dem 30. August beobachtet werden. Die Bezeichnung dieses Zeitraums ist jedoch im Laufe mit den ursprünglichen Daten lexikalisiert worden, so dass sich daran bis heute nichts geändert hat – auch wenn das Sternbild »weitergezogen« ist.

Zwar werden die Hundstage mit den heißesten Tagen des Jahres in Verbindung gebracht, doch in Deutschland bricht die Sommerhitze meist schon zu Beginn des Julis ein. Um diese ganz korrekt als Hundstagshitze (›für die Hundstage typische Hitze‹) bezeichnen zu können, müsste sie zudem eigentlich noch bis Ende August andauern. Hoffen wir auf ein paar Hitzepausen …

Setzen Ihnen die hohen Temperaturen auch zu? Dann zeigt sich dies womöglich unter anderem dadurch, dass Sie hundemüde sind oder es Ihnen gerade in der Mittagszeit hundsmiserabel geht. Doch was hat der Hund mit Müdigkeit oder schlechter Verfassung zu tun?

Als erster Bestandteil einer Zusammensetzung drückt Hunde-, hunde-, hunds- meist nicht nur eine allgemeine Verstärkung aus, sondern impliziert vielfach auch die Geringwertigkeit und Verächtlichkeit des Tieres im Vergleich zum Menschen – zumindest gemäß der tradierten Geltung des Hundes. Dies wird etwa deutlich in dem Ausdruck auf den Hund kommen ›herunterkommen, in schlechte Verhältnisse geraten‹, welcher bereits seit dem 17. Jahrhundert belegt ist, und vor die Hunde gehen ›verkommen, zugrunde gehen‹. Auch die Wörter hundekalt ›bitterkalt‹, ebenfalls seit dem 17. Jahrhundert belegt, und Hundejahre ›Jahre, in denen man ein Hundeleben (ein Leben in Not) führt‹, drücken die Not und Dürftigkeit der Behandlung des Hundes in früherer Zeit aus. Insbesondere der Titel eines Romans von Günter Grass (1963) hat den Eingang des Ausdrucks Hundejahre in die Umgangssprache bewirkt.

Da wird der Hund in der Pfanne verrückt! Bei diesem Ausdruck ratloser Verwunderung handelt es sich um eine Nonsens-Äußerung, die meist gebraucht wird im Sinne von ›Das ist eine unglaubliche Geschichte‹. Bei Weitem nicht jeder Redewendung liegt eine geringschätzende Bedeutung des Hundes zugrunde. Das macht das Verstehen der Ausdrücke nicht gerade einfacher – und da liegt der Hund begraben (nicht nur ›es ist nichts los, tote Hose‹, sondern auch: ›darauf kommt es an; das ist die Ursache der Schwierigkeiten‹): Wie bei so vielen Redewendungen und Sprichwörtern ist deren Bedeutung auswendig zu lernen bzw. zu verinnerlichen.

Doch nicht nur der Hund ist Protagonist in unzähligen Redewendungen, auch andere Tiere haben Sprichwörter und Wendungen geprägt, so etwa der Affe die eingangs erwähnte Affenhitze (auch hier als Verstärkung und gleichzeitig mit wertmindernder Bedeutung des Affen). In unserer Rubrik »Fragen und Antworten« haben wir uns unter anderem bereits mit dem Kater, der Meise und der eierlegenden Wollmilchsau befasst.

Quellen

Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache, Heinz Küpper, Band 4, 1983.
Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Lutz Röhrich, Band 2, 1992.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hundstage