Herkunft von ausmerzen
[F] Woher stammt das Wort ausmerzen? Hat es etwas mit dem Monatsnamen März zu tun?
[A] Nicht immer ist es möglich, die Herkunft bestimmter Begriffe eindeutig zu ermitteln. So verhält es sich auch mit dem Ausdruck ausmerzen.
Es lassen sich jedoch einige Belege finden, die darauf hindeuten, dass es sich hierbei um ein altes landwirtschaftliches Wort handelt, welches bis ins 18. Jh. ausschließlich im Zusammenhang mit der Schafzucht gebraucht wurde (u. a. L. Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg 1991). In diesem Fall wird angenommen, dass ein etymologischer Zusammenhang zwischen ausmerzen und dem Monatsnamen März (im Mittelhochdeutschen: merze) besteht, da zu dieser Zeit schwache oder zur Zucht unbrauchbare Schafe (»Merzschafe«) ausgesondert wurden.
Erst Mitte des 18. Jh. setzte sich im Deutschen, in Anlehnung an die lateinische Form Martius, die ä-Schreibung von März durch, welche Bezug auf den römischen Kriegsgott Mars nimmt, nach dem der dritte Monat des Jahres einst benannt wurde.
Das Verb ausmerzen hingegen behielt seine ursprüngliche Schreibweise mit e (vgl. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Berlin 1993).
Seit dem 18. Jh. ging der Begriff dann mehr und mehr in die Alltagssprache über und verlor seinen ursprünglich landwirtschaftlichen Bezug. So unterscheidet sich ausmerzen heute nicht nur in der Orthographie von März, sondern auch der damalige Bedeutungszusammenhang kann nicht mehr ohne Weiteres hergestellt werden. Im Deutschen Universalwörterbuch der Dudenredaktion (Mannheim 2007) finden sich unter dem Eintrag ausmerzen unter anderem Definitionen wie ›ausrotten, vertilgen von z. B. Ungeziefer‹ oder ›stehen gebliebene Fehler im Manuskript als fehlerhaft tilgen, beseitigen, eliminieren‹.
Generell wird jedoch meist darauf verwiesen, dass die Herkunft des Wortes ausmerzen nicht eindeutig zu klären ist. Das Etymologische Wörterbuch des Deutschen verweist beispielsweise darauf, dass ausmerzen durch Präfixbildung zum mittelhochdeutschen merzen (›Handel treiben‹) entstanden sein könnte, im Sinne von ›aus dem Handel ziehen‹. Eine weitere Möglichkeit der Deutung bestünde nach oben genannter Quelle in der Bildung merksen, abgeleitet vom Verb merken, im Sinne von ›kennzeichnen, etwas Auszusonderndes markieren‹.
Als weitere verwandte Wortform soll an dieser Stelle auf das Verb märzen eingegangen werden. Dieses steht im Gegensatz zu ausmerzen auch heute noch in einem eindeutigen Bedeutungszusammenhang mit dem Monat März, was auch durch die Orthographie deutlich wird. So ist es in Oberhessen in einigen Dörfern üblich, dass Frauen im März ihre Kleidungsstücke zum Lüften ans offene Fenster hängen und sie somit auch zur Schau stellen. Von dieser Tradition wurde das Verb märzen abgeleitet (vgl. Südhessisches Wörterbuch, in 6 Bänden, Marburg 1968).